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Oscar 2014 – Ein Rückblick und alle Gewinner

Nett. Mit diesem Wort lässt sich die diesjährige Oscarverleihung zusammenfassen. Und damit meine ich nicht die kleine Schwester von ihr-wisst-schon, sondern die ursprüngliche Bedeutung des Wortes: Es war ein netter Abend ohne große Höhepunkte und Ausfälle. Gewonnen haben mehrheitlich die Favoriten, es gab launige Witze von Moderatorin Ellen DeGeneres und keine peinlichen Aussetzer auf der Bühne. Die schönsten Kleider trugen Cate Blanchett und Lupita Nyong’o; die besten Dankesreden hielten Jared Leto und Cate Blanchett und die unterhaltsamsten Dankesreden waren von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez sowie Spike Jonze. Pharell Williams hat mit Meryl Streep getanzt und Robert de Niro war tatsächlich lustig, aber mir hat eine große Musiknummer gefehlt. Auch hätte ich mir von Ellen mehr Moderation gewünscht, sie war sehr viel im selben Teil des Zuschauerraums unterwegs – und der Pizza-Gag wurde überstrapaziert. Doch insgesamt war es eine unterhaltsame Veranstaltung.

Bei den Preisen habe ich mich am meisten über den Drehbuch-Oscar für Spike Jonze gefreut, am meisten aufgeregt über den Dokumentarfilm-Oscar, der nicht an „The Act of Killing“, sondern „20 Feet to Stardom“ ging. Aber selbst damit hatte ich fast schon gerechnet – „The Act of Killing“ ist zu komplex und zu schwierig, um eine Mehrheit der Mitglieder zu überzeugen. Erleichtert bin ich hingegen, dass „American Hustle“ keinen Oscar erhalten hat. Dadurch konnte ich mir für die kommenden Jahre noch den winzigkleinen Rest Optimismus bewahren, dass die Academy nicht immer auf Oberflächlichkeit hereinfällt. Klar, es sind die Oscars, da geht es nicht um richtig oder falsch (auch wenn viele das so sehen), noch nicht einmal um gut oder schlecht (sonst würden nicht so oft die ‚richtigen‘ Schauspieler für mäßige Rollen gewinnen), sondern es ist eine Abstimmung, bei der sich meist diejenigen Filme durchsetzen, die der Mehrheit gefallen. Und das sind in der Regel eben keine kontroversen oder gar visionären Werke. Doch damit komme ich schon zur letzten Erkenntnis des Abends: David O. Russell reimt sich auf „American Hustle“.

Alle Gewinner im Überblick: Weiterlesen

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Oscar 2014 – Wer wird gewinnen?

Bisher habe ich mich ja mit meiner Oscar-Berichterstattung gepflegt zurückhalten, aber auf den obligatorischen „Wer wird gewinnen“-Beitrag will ich nicht verzichten. In den letzten Jahren habe ich es meist in der „wird/könnte/sollte“-Form gemacht, aber in diesem Jahr ist das Feld in vielen Kategorien so ausgeglichen und einige meiner Favoriten fehlen schon unter den Nominierten, deshalb habe ich es mir manchmal etwas leichter gemacht. (Eine Übersicht über alle Nominierten findet ihr hier.)

Film:

(c) Warner Bros.

(c) Warner Bros.

Wird gewinnen: „Gravity“
Könnte gewinnen: „12 Years a Slave“
Sollte gewinnen: „Gravity“

Diese Kategorie fällt mir sehr schwer, vor allem habe ich „Her“ bisher leider nicht gesehen. Ich schätze Spike Jonze sehr, daher vermute ich, dass mir dieser Film am besten gefallen wird – aber ich weiß es nun einmal nicht. Abgesehen von „American Hustle“ wäre ich mit jedem Gewinner einverstanden, allerdings glaube ich, dass „Gravity“ unter den Nominierten der Film ist, der langfristig das Filmemachen verändern wird.

Regie:

Alfonso Cuarón (c)  Warner Bros.

Alfonso Cuarón (c) Warner Bros.

Wird gewinnen: Alfonso Cuarón, „Gravity“
Sollte gewinnen: Alfonso Cuarón, „Gravity“
Könnte gewinnen: Steve McQueen, „12 Years a Slave“

Trost aller Sympathie für Steve McQueen, ist in meinen Augen Alfonso Cuaróns Leistung in „Gravity“ herausragend. Deshalb ist er mein Favorit.

Hauptdarsteller:

Matthew McConaughey (c) Ascot Elite

Matthew McConaughey (c) Ascot Elite

Wird gewinnen: Matthew McConaughey, „Dallas Buyers Club“
Könnte gewinnen: Bruce Dern, „Nebraska“
Sollte gewinnen: Robert Redford, „All is lost“ 😉

Diese Kategorie ist so ausgeglichen und ich bin immer noch fassungslos, dass Redford nicht nominiert wurde, dass es mir im Grunde genommen egal ist, wer gewinnt. Es sind alles typische Oscar-Rollen, allerdings hat Matthew McConaughey den Karriereschub und das Momentum auf seinerSeite. Allerdings habe ich das leise Gefühl, dass bei den vielen älteren Academy-Mitgliedern Bruce Derns „jetzt gebt mir endlich einen Preis“-Kampagne größeren Erfolg hat als bei anderen Preisen, deshalb sehe ich ihn – und nicht Leonardo DiCaprio – als größte Konkurrenz für McConaughey.

Hauptdarstellerin:

Cate Blanchett (c) Sony Pictures Classics/Merrick Morton

Cate Blanchett (c) Sony Pictures Classics/Merrick Morton

Wird gewinnen: Cate Blanchett, „Blue Jasmine“
Sollte gewinnen: Cate Blanchett, „Blue Jasmine“
Könnte gewinnen: alle anderen

Als ich „Blue Jasmine“ gesehen habe, war mein erster Gedanke, dass Cate Blanchett hierfür einen Oscar erhalten wird. Sie ist in diesem Film schlichtweg sensationell. Die Frage ist lediglich, ob ihr die Diskussionen über Woody Allen schaden. Sollte das geschehen sein, ist das Rennen sperrangelweit offen.

Nebendarsteller:

Jared Leto (c) Ascot Elite

Jared Leto (c) Ascot Elite

Wird gewinnen: Jared Leto, „Dallas Buyers Club“
Sollte gewinnen: Jared Leto, „Dallas Buyers Club“
Könnte gewinnen: Barkhad Abdi, „Captain Phillips“

Weit mehr als McConaughey hat mich Jared Leto in „Dallas Buyers Club“ beeindruckt, der im Gegensatz zu seinem texanischen Kollegen völlig in der Rolle verschwunden ist. Mich stört im Allgemeinen bei McConaughey etwas, dass seine viel und auch von mir gelobten Rollen der letzten Jahre mehr oder weniger Variationen eines Typus sind. Jared Leto spielt weniger, daher ist es für ihn vielleicht auch leichter, aber er hat mich tatsächlich umgehauen. Barkhad Abdi ist allerdings eine recht typische Oscar-Wahl: Er kam aus dem Nichts und überzeugte alle.

Nebendarstellerin:

Lupita Nyong´o (c) Tobis

Lupita Nyong´o (c) Tobis

Wird gewinnen: Lupita Nyong’o, „12 Years a slave“
Sollte gewinnen: Lupita Nyong’o, „12 Years a slave“
Könnte gewinnen: Jennifer Lawrence, „American Hustle“

Lupita Nyong’o ist in „12 Years a slave“ herzzerreißend gut, sie macht bisher bei allen Preisverleihungen eine gute Figur, deshalb kann ihr eigentlich nur noch die grenzenlose Begeisterung der Academy für Jennifer Lawrence diesen Preis streitig machen. So sehr ich Jennifer Lawrence mag, würde ich mir wünschen, sie nimmt sich erst einmal eine kleine Auszeit und folgt einem allgemeinen Rat Emma Thompsons und lebt ein wenig. Sonst wird dieser Hype kippen – und ein zweiter Oscar könnte genau das bewirken. Rein schauspielerisch wäre für mich übrigens Sally Hawkins die eigentliche Konkurrentin für Lupita Nyong’o, deren Rolle im Vergleich weitaus weniger hergibt, aus der Sally Hawkins aber unglaublich viel herausholt.

Adaptiertes Drehbuch:

John Ridley (c) Todd Wawrychuk / ©A.M.P.A.S.

John Ridley (c) Todd Wawrychuk / ©A.M.P.A.S.

Wird gewinnen: „12 Years a Slave“, John Ridley
Sollte gewinnen: „Philomena”, Steve Coogan, Jeff Pope
Könnte gewinnen: „Before Midnight“, Richard Linklater, Julie Delpy, Ethan Hawke

Nicht erst seit ich die Vorlage gelesen habe, ist „Philomena” mein heimlicher Favorit in dieser Kategorie. Das Drehbuch von Steve Coogan und Jeff Pope ist schlichtweg sehr gut – und gewinnt im Vergleich zu Martin Sixsmith’ Buch noch mehr an Qualität. Aber das Drehbuch zu „12 Years a Slave“ das literarischste und deshalb glaube ich, es wird gewinnen.

Originaldrehbuch:

David O. Russell (c) Courtesy of Sony Pictures Releasing/Francois Duhamel

David O. Russell (c) Courtesy of Sony Pictures Releasing/Francois Duhamel

Wird gewinnen: „American Hustle“, David O. Russell
Sollte/könnte gewinnen: „Her“, Spike Jonze

Wie „American Hustle“ ausgerechnet zum Favoriten in der Drehbuch-Kategorie geworden ist, wird mir ein noch größeres Rätsel bleiben als die generelle Begeisterung für diesen Film. (Ja, ich weiß, die Dialoge! Aber mehr?). Auch sollte man Woody Allen in dieser Kategorie immer auf der Rechnung haben. Aber „Blue Jasmine” ist erzählerisch zu konventionell, außerdem glaube ich nicht, dass er ausgerechnet in diesem Jahr persönlich einen Preis erhalten wird. Aber abgesehen davon fand ich die Ausschnitte, die ich von „Her“ kenne, sehr überzeugend und die Grundidee hinreißend, deshalb bin ich für Spike Jonze.

Dokumentarfilm:

(c) Neue Visionen

(c) Neue Visionen

Wird gewinnen: „The Act of Killing“, Joshua Oppenheimer und Signe Byrge Sørensen
Könnte gewinnen: „20 Feet from Stardom“

Nachdem „Stories we tell“ nicht nominiert wurde, ist für mich „The Act of Killing“ der klare Favorit. Allerdings ist „20 Feet from Stardom“ die thematisch ‚leichteste‘ der Nominierten und gilt laut Gold Derby auch als Favorit.

Fremdsprachiger Film:

(c) DCM

(c) DCM

Wird gewinnen: „La grande bellezza“
Sollte gewinnen: „Broken Circle Breakdown”
Könnte gewinnen: „Jagten“

Eine sehr starke Kategorie in diesem Jahr, in der ich „La grande bellezza“ leicht vorne sehe, obwohl „Broken Circle Breakdown“ der emotionalere und zugänglichere Film ist. Die spannendere Frage ist eigentlich, wie „Jagten“ das Feld verändert, der im letzten Jahr klarer Favorit geworden wäre, aber erst dieses Jahre nominiert werden konnte. Mads Mikkelsen ist bekannt in den USA, deshalb würde ich den Film noch nicht abschreiben. Auch ich habe meine “sollte”-Angabe hier einige Male verändert, da ich sowohl „La grande bellezza“ als auch „Broken Circle Breakdown“ sehr schätze – und habe mich nun für den leicht manipulativen, aber mitreißenden belgischen Film entschieden.

Kamera:

(c) Warner Bros.

(c) Warner Bros.

Wird/sollte gewinnen: „Gravity“, Emmanuel Lubezki
Könnte gewinnen: „Nebraska“, Phedon Papamichael

Die Bilder von Phedon Papamichael sind in „Nebraska“ großartig, aber die Kamera in „Gravity“ ist technisch brillant. Deshalb wird Emmanuel Lubezki gewinnen.

Schnitt:

Wird/sollte gewinnen: „Gravity“, Alfonso Cuarón, Mark Sanger
Könnte gewinnen: „Captain Phillips”, Christopher Rouse

Für mich ist „Gravity“ hier der klare Favorit, „Captain Phillips die etwas konservativere Entscheidung. Sollte „American Hustle“ aber zum Abräumer des Abends werden, gewinnt der Film auch in dieser Kategorie.

Originalsong:

Frozen (c) Walt Disney Studios

Frozen (c) Walt Disney Studios

Wird gewinnen: „Let it go“ aus „Frozen“
Könnte gewinnen: „Ordinary Love“ aus „Mandela: Long Walk To Freedom“
Sollte gewinnen: „The Moon Song“ aus „Her“

An „Frozen“ führt in diesem Jahr wohl kein Weg vorbei – selbst für U2 nicht.

Nun zu den Kategorien, in denen ich keine eigenen Favoriten habe:

Produktionsdesign:

(c) Warner Home

(c) Warner Home

„The Great Gatsby“ wird gewinnen, leichte Außenseiterchance sehe ich für „Gravity“. Aber im Zweifelfall siegt Pomp über Technik.

Kostümdesign:

Auch hier glaube ich, dass die überbordende Fülle von „Great Gatsby“ letztlich erfolgreich ist – die besten Kostüme hatte für mich in diesem Jahr nicht nur angesichts des Budgets allerdings „Dallas Buyers Club“. Aber der Film wurde nicht nominiert.

Makeup and Hairstyling

Ohne „American Hustle“ wird „Dallas Buyers Club“ hier gewinnen.

Es folgt der „Gravity“-Preisregen:

(c) Warner Bros.

(c) Warner Bros.

Originalmusik Dass „All is lost“ hier nicht nominiert ist, halte ich für skandalös. Gewinnen wird „Gravity“.
Sound Mixing: „Gravity“
Sound Editing: „Gravity“ – wenngleich es die einzige Kategorie ist, in der „All is lost“ nominiert ist.
Visuelle Effekte: „Gravity“ – wer sonst?

Zuletzt zu den Kategorien, in denen ich keinen der nominierten Filme gesehen habe, und rein nach Trailern entscheide:

Animationsfilm: „Frozen“
Kurzfilm (Animation): „Get a Horse!“
Kurzfilm (Live Action): „Helium“
Kurzfilm (Dokumentation): „The Lady in Number 6: Music Saved my Life“

Unter oscars.nils-becker.com gibt es übrigens ein schönes Twitter-Tippspiel für die Oscars, außerdem gibt es auf der offiziellen Seite wieder ein schönes Tipp-PDF zum Ausdrucken.

Und: Welches sind eure Favoriten?

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Oscar 2014 – Die Nominierungen im Überblick

©A.M.P.A.S.

©A.M.P.A.S.

Im Gegensatz zu der Verleihung werden die Nominierungen für die Oscars gegen 14:30 Uhr verkündet – also zu der angenehmen Uhrzeit zwischen Mittagspause und Nachmittagsarbeit. In diesem Jahr gaben Chris Hemsworth und Cheryl Boone Isaacs die Namen und Filmtitel bekannt – und die größte Enttäuschung war für mich, dass Robert Redford nicht für „All is lost“ nominiert wurde. Der Film hat auch keine Nominierung für den Ton bekommen, lediglich eine für Sound Editing. Gefreut habe ich hingegen über die Nominierung von „The Act of Killing“ als beste Dokumentation und sowohl „The Broken Circle“ als auch „La grande bellezza“ als bester fremdsprachiger Film. Weiterhin ein Rätsel bleibt für mich die große Zuneigung für „American Hustle”.

Alle Nominierungen im Überblick: Weiterlesen

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Oscar 2014 – Neun fremdsprachige Filme in der Auswahl

©A.M.P.A.S.

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Am 20. Dezember hat die Academy die Shortlist in der Kategorie des besten fremdsprachigen Films bekanntgegeben, die durchaus einige Überraschungen bietet. So sind weder der hoch gehandelte saudi-arabische Beitrag „Das Mädchen Wadjda“ noch der iranische Film „The Past“ und der chilenische „Gloria“ unter den letzten neun Beiträgen vertreten, dafür die Filme aus Palästina und Bosnien-Herzegowina. Auch der deutsche Beitrag ist noch im Rennen, am meisten gefreut habe ich mich aber, dass zwei meiner Lieblingsfilme des Jahres weiterhin Chancen haben: „The Broken Circle Breakdown“ und „La grande bellezza“.

Die Shortlist im Überblick:

Belgien: „The Broken Circle Breakdown“ von Felix van Groeningen
Bosnien-Herzegowina: „An Episode in the Life of an Iron Picker“ von Danis Tanović
Deutschland: „Zwei Leben“ („Two Lives“) von Georg Maas
Dänemark: „Jagdten“ („The Hunt“; dt.: „Die Jagd“) von Thomas Vinterberg
Hongkong: „The Grandmaster“ von Wong Kar-wai
Italien: „La grande bellezza“ („The Great Beauty“) von Paolo Sorrentino
Kambodscha: „The Missing Picture“ von Rithy Panh
Palästina: „Omar“ von Hany Abu-Assad
Ungarn: „The Notebook“ („Das große Heft“) von János Szász

Eine übersicht über alle eingereichten Filme ist hier zu finden.

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Oscar 2014 – Die Kandidaten für den besten fremdsprachigen Film

©A.M.P.A.S.

©A.M.P.A.S.

Update: Die Shortlist mit neun Filmen steht nun fest.

Bis zum 1. Oktober müssen die Länder ihre Kandidaten für die Kategorie des besten nicht-englischsprachigen Films einreichen, deshalb beginne ich heute mit der Liste aller Einreichungen – sofern sie bekannt sind.

Momentaner Favorit ist meines Erachtens Chiles „Gloria“, der mir bereits auf der Berlinale sehr gut gefallen hat, außerdem auch einen Starttermin in den USA hatte. Ebenfalls gut im Rennen dürfte Rumänen mit „Child’s Pose“ sein, der auf der Berlinale den Goldenen Bären bekommen hat. Ohnehin sind Berlinale-Filme stark vertreten: Hongkongs „The Grandmaster“ lief als Eröffnungsfilm, Bosnien-Herzegowinas „An Episode in the Life of an Iron Picker“ gewann den Darstellerpreis – und sehr gefreut habe ich mich über Belgiens Einreichung „The Broken Circle Breakdown“ und Italiens Nominierung von „La grande bellezza“. Beide Filme gehören mit zu den Höhepunkten meines bisherigen Filmjahres.

Zum ersten Mal schickt neben Montenegro auch Saudi-Arabien mit „Das Mädchen Wadjda“ einen Film ins Rennen um den Oscar. Hierzulande läuft „Das Mädchen Wadjda“ recht erfolgreich, auch wurde den Produktionsbedingungen und der Arbeit der Regisseurin im Feuilleton sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Daher bin ich gespannt, wie der Film in den USA ankommt.

Deutschland schickt in diesem Jahr „Zwei Leben“ ins Rennen, aus Österreich kommt die Literaturverfilmung „Die Wand“. Und nachdem sie ihn im letzten Jahr nicht nominieren durften, schickt Dänemark „Jagdten“ in diesem Jahr ins Rennen.

Die Einreichungen sind: Weiterlesen

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Oscar 2013 – Die Gewinner und eine kurze Kritik zur Show

Jennifer Lawrence mit ihrem Oscar (c) Darren Decker / ©A.M.P.A.S.

Nachdem heute Morgen gegen halb sechs der letzte Oscar vergeben war, wollte ich nur noch schlafen. Deshalb schreibe ich erst jetzt etwas über die Verleihung, die dröge, unlustig und überraschungsarm war. Immerhin wurde „Argo“ als bester Film ausgezeichnet, der für mich nach „Amour“ der beste der nominierten Filme war. Damit kann ich leben. Weitaus mehr wird mir aber wohl Erinnerung bleiben, dass „Argo“ im Herbst letzten Jahres erst so gefeiert wurde und nun viele gegen den Film wettern. Ansonsten kann ich mich noch nicht einmal richtig darüber aufregen, dass Jennifer Lawrence als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde, obwohl Emmanuelle Riva besser war. Dafür mag ich Jennifer Lawrence zu sehr.

Catherine Zeta-Jones singt “All that Jazz” aus “Chicago” (c) Michael Yada / ©A.M.P.A.S.

Im schlimmsten Fall sind die Preisträger der diesjährigen Oscars also Mittelmaß – und passen damit hervorragend zu einer Show, die so viel wollte und der so wenig gelang. Sie stand unter dem Motto Musik im Film, die nach Wahrnehmung der Produzenten hauptsächlich aus dem Musical „Chicago“, die Bond-Themes und „Les Misérables“ zu bestehen scheint. Nun glaube ich nicht, dass „Chicago“ der Film- bzw. Oscargeschichte mehr gebracht hat, als einige der größten Fehlentscheidungen der Academy, aber das sehen Craig Zadan und Neil Meron, die zufälligerweise auch die Executive Producers bei „Chicago“ waren, anscheinend anders.

Seth MacFarlane Michael Yada / ©A.M.P.A.S.

Immerhin haben die Musikteile etwas Abwechslung in die Show gebracht. Die meisten Anmoderationen der Preise waren ebensowenig lustig wie Seth MacFarlane, dessen Eröffnungsnummer voller furchtbare Ideen war. Der „Boob-Song“ über die Brüste der Frauen kann ja von mir aus „meta“ und „ironisch“ gemeint sein, er war schlichtweg sexistisch. Auch ansonsten waren für mein Empfinden seine Witze nicht bissig oder sarkastisch, sondern verletzend. Dazu gehören ein Witz über die „Date“-Tauglichkeit von Quvenzhané Wallis für George Clooney (das Mädchen ist neun Jahre alt), die Behauptung, dass Salma Hayek nicht verstanden wird, aber wenigstens gut aussieht, und „Django Unchained“ ein „Date-Movie“ für Rihanna und Chris Brown ist. Wenn das der Versuch der Academy ist, jünger und hipper zu sein, dann sind sie auf dem falschen Weg. (Schließlich haben Tina Fey und Amy Poehler erst gezeigt, wie man eine Preisverleihung auch moderieren kann).

Ohnehin musste ich gestern Nacht vor dem Fernseher darüber nachdenken, ob nicht das Konzept der Show das eigentliche Problem ist. Die Oscars sollen jünger und hipper werden, sich zugleich aber den Glanz und Glamour alter Zeiten bewahren. Doch wenn daraus folgt, das Tanz-Nummern, die ich zugegebenermaßen sehr schön fand, neben sexistischen Witzen stehen, dann funktioniert es nicht. Vielleichte sollten die Verantwortlichen daher einen radikalen Schnitt machen und auf den bombastischen Rahmen der Verleihung verzichten. Oder aber bei der Wahl der Moderatoren auf nostalgischen Charme setzen – also Hugh Jackman statt Seth MacFarlane. Aber für das nächste Jahr besteht ja immerhin die Hoffnung, dass sie Tina Fey diese Show moderieren lassen. Weiterlesen

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Mit Ohrwurmgarantie – „Les Misérables“

(c) Univeral Pictures

Nun habe ich endlich „Les Misérables“ gesehen. Erst hat mir eine unangekündigte Terminverschiebung den Film versagt, bei der Berlinale gab es zu viele andere Filme und auch am Freitag stand die Sichtung unter keinem guten Stern. Die reservierten Karten für das gemütliche Woki mussten wir verfallen lassen, weil der Mann länger arbeiten musste, und wir hätten nicht mehr rechtzeitig ins Kino geschafft. Zum Glück lief der Film aber etwas später im Stern, also sind wir dorthin gegangen. Allerdings wusste ich dort schnell wieder, warum ich dieses Kino trotz seines Retro-Charmes nicht mag: die Sitze sind unfassbar unbequem, die Leinwand winzig und insbesondere gestern war der Ton schlechter als am heimischen Fernseher. Das ist Musical, da will ich die Musik und Gesang hören – und zwar laut!

Javert (Russell Crowe) (c) Universal Pictures

„Les Misérables“ ist ein Film, den ich gerne mögen möchte. Die Musik des Bühnenmusicals ist toll und die Geschichte bietet genug Drama und Leidenschaft für eine opulente, mitreißende Verfilmung. Leider schickt Tom Hooper seinen Cast aber überwiegend durch Kulissen, dessen Künstlichkeit bis in die letzten Reihen zu erkennen ist. Dadurch verliert der Film schon in der Eröffnungsszene: Wenn Jean Valjean (Hugh Jackman) in der Galeere „Look Down“ schmettert, erwecken die Kulissen zu keinem Zeitpunkt einen authentischen Eindruck. Dadurch wirkt die Inszenierung fast schon lächerlich. Das setzt sich auch in weiteren Szenen fort. Ausgerechnet „Can you hear the people sing“ verliert an Leidenschaft, wenn die rebellischen Studenten durch gephotoshoppte Pappkulissen laufen – oder wenn Javert (Russel Crowe) sein „Stars“ singt, während er auf dem Geländer balanciert und im Hintergrund das nächtliche Paris mit Notre Dame zu sehen ist, glaubt man sich weit mehr in einer Traumfantasie. Ohnehin fällt Tom Hooper gerade im letzten Drittel des über zweieinhalb Stunden langen Films nicht mehr viel ein. So lässt er die arme Éponine (Samantha Barks) ihr „On my own“ getreu den Liedtext auf einer Straße singen und es regnet auch noch, so dass die Zeilen „In the rain the pavement shines like silver / All the lights are misty in the river“ unfreiwillig komisch wirken. Dazu kommen kleine kitschige Einfälle, die unnötig wären – und eine Kamera, die fast schon hilflos und hektische durch die Straßen von Paris hektisch fährt. Weiterlesen

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