TDDL 2013 – Tag 1 des Lesens um den Bachmannpreis

Heute ging es wieder, das Lesen um den Bachmannpreis, das offiziell „Tage der deutschsprachigen Literatur“ heißt. Drei Tage lang lesen 14 Autorinnen und Autoren aus ihren Texten, die von einer sechsköpfigen Jury interpretiert, gedeutet, bewertet und am Sonntag teilweise ausgezeichnet werden.

Larissa Boehning (c) TDDL2013

Den Auftakt am heutigen ‚Tag des Schamhaars’ (Daniela Strigl) machte Larissa Boehning, die auf Einladung von Meike Feßmann einen Auszug aus ihrem Romanmanuskript „Zucker“ gelesen hat. Darin erzählt sie von einem Versicherungsvertreter, der sich in das Haus und Leben einer an Knochenkrebs erkrankten älteren Dame einschleicht. Während sie ihn mit allerhand altmodischen Köstlichkeiten wie Ochsenzunge und Buttercremetorte versorgt, will er ihr Alleinerbe und endlich reich werden.
Die Zusammenfassung klingt abgründiger als der Text letztlich war. Weiterlesen

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Kritik und Verlosung zu „Der Blender – The Imposter“

Im Jahr 1994 verschwindet der 13-jährige Nicholas Barclay auf dem Rückweg vom Basketball spielen spurlos. Die Familie sucht den Jungen vergebens – dann erhält sie drei Jahre später einen Anruf: Der vermisste Nicholas wurde in Spanien gefunden. Mit einem Zusammenschnitt der wichtigsten Ereignisse beginnt Bart Layton seine eindrucksvolle Dokumentation „The Imposter“, in der er mittels der Geschichte eines Betrügers über Manipulationen erzählt.

Von Frédéric zu Nicholas

Im Heim (c) Ascot Elite Home

Von Anfang an weiß der Zuschauer, dass der gefundene Junge tatsächlich der damals 23-jährige Frédéric Bourdin ist, ein Betrüger und Identitätsdieb. Er hat Polizisten, Richter, und Botschafter manipuliert, indem er zunächst sein wahres Alter verschleierte, sich als schwer traumatisiertes Verbrechensopfer darstellte und dann eine vermeintlich passende Identität suchte. Schließlich gelingt es ihm sogar, die Familie von Nicholas zu täuschen – obwohl der dunkelhaarige und braunäugige Frédéric mit dem blonden und blauäugigen Nicholas kaum Ähnlichkeit hat. Notdürftig färbte er sich die Haare, trug meist eine Sonnenbrille und ließ sich die Tätowierungen machen, die auch Nicholas hatte. Doch selbst Frédéric ist überzeugt, dass die Ähnlichkeit zu gering ist. Weiterlesen

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Media Monday #105

Und die Woche des Bachmann-Wettlesens beginnt filmisch mit dem Media Monday

1. Der/die coolste FluchtwagenfahrerIn sind Bonnie und Clyde.

2. Filme, in denen die Natur als Feind dargestellt wird, mag ich insbesondere, wenn sie sich um existenzialistische Fragen drehen. Bloße Katastrophenfilme reizen mich nicht so sehr.

3. Filme, in denen eine Frau erst glücklich ist, wenn sie den Mann fürs Leben gefunden hat, kann ich ehrlich nicht mehr sehen. Weiterlesen

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Trailer und Starttermin zu „The Counselor“

(c) 20th Century Fox

Am 28. November 2013 startet in den deutschen Kinos „The Counselor“, ein Gemeinschaftsprojekt von Regisseur Ridley Scott und Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy, der erstmals ein Originaldrehbuch geschrieben hat. Er erzählt die Geschichte eines Anwalts, der sich in Drogengeschäften verstrickt.
Die Hauptrolle spielt Michael Fassbender, außerdem sind Penélope Cruz, Cameron Diaz, Javier Bardem und Brad Pitt mit von der Partie.

Das Drehbuch wird voraussichtlich im Dezember bei Rowohlt erscheinen.

Und hier ein Blick auf den Teaser-Trailer:

Und der deutsche Trailer:

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Zum Geburtstag von Frank Göhre

Frank Göhre (c) Pendragon

Anlässlich des 70. Geburtstags von Frank Göhre bringt der Pendragon Verlag den über 500 Seiten langen Sammelband „Geile Meile“ heraus, der den Abschluss seines St.-Pauli-Epos bildet. Er wird folgende Romane und Erzählungen enthalten: „Zappas letzter Hit“, „St. Pauli Nacht“, „Rentner in Rot“, „Der letzte Freier“ und die bisher unveröffentlichte Story „Es war einmal St. Pauli“. Der Band wird ab dem 8. Juli im Buchhandel erhältlich sein.

Frank Göhre lebt seit 34 Jahren als Roman- und Drehbuchautor geboren. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt er zwei Mal den Deutschen Krimi-Preis. Und er zählt meines Erachtens schlichtweg zu den besten deutschsprachigen Kriminalautoren!

Zuvor in der St.-Pauli-Reihe erschienen:
„An einem heißen Sommertag“ (1. Sammelband mit „Letzte Station vor Einbruch der Dunkelheit“, „Schnelles Geld“ und ergänzt mit den Erzählungen „Verrückte Schritte“ und „Keine Chance“)
„Die Kiez-Trilogie“ (2. Sammelband mit den drei Romanen „Der Schrei des Schmetterlings“, „Der Tod des Samurai“ und „Der Tanz des Skorpions“)

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Krimi-Kritik: „Manhattan“ von Don Winslow

(c) Suhrkamp

Nach dem großen Erfolg der späteren Werke von Don Winslow hat sich Suhrkamp entschlossen, auch seine frühen Romane herauszubringen. Und im Gegensatz zu dem etwas langatmigen „Die Sprache des Feuers“ ist „Manhattan“ ein herrlich eleganter und spannender Thriller, als dessen Autor man Don Winslow auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde.

Erzählt wird die Geschichte von Walter Withers, dem „Großen Skandinavischen Lude und Tödlichen Anwerber“. Diese Beinamen hat er sich bei der CIA redlich verdient, immerhin sind seine Anwerbungserfolge im Europa der Nachkriegszeit legendär. Seine Waffen sind seine Überredungskunst und sein Charme, überzeugt hat er damit noch jeden potentiellen Spitzel. Auch ist „Walther Withers (…) bei der CIA nicht unglücklich. Ihm fehlte einfach nur New York.“ Also kehrt er im Jahr 1958 nach New York zurück und fängt bei einer Sicherheitsfirma als Privatdetektiv an. Seine Hauptaufgabe besteht darin, potentielle Angestellte von großen Firmen zu überprüfen – als ehemaliger CIA-Agent eine Kleinigkeit. Seine Arbeit erledigt er gewissenhaft und sorgfältig, und seine freie Zeit verbringt er mit seiner großen Liebe Anne, einer Jazz-Sängerin, die er in Europa kennengelernt hat. Dann bittet ihn sein Chef Weihnachten 1958 zu einem besonderen Auftrag: Der Senator und vermutlich zukünftige Präsident Joe Keneally ist mit seiner Frau Madeline in der Stadt und benötigt einen diskreten Sicherheitsmann. Walter übernimmt den Job – und gerät in eine abenteuerliche Verschwörungsgeschichte. Weiterlesen

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Die BBC-Serie „Call the Midwife – Ruf des Lebens“

Jenny Lee mit den Nonnen (c) UPHE

Eigentlich dachte die 22-jährige Krankenschwester und Hebamme Jenny Lee (Jessica Raine), sie würde im Londoner East End der 1950er Jahre eine Stelle in einem kleinen privaten Krankenhaus antreten. Stattdessen landet sie in einem Kloster, in dem die Frauen des Viertels Geburtshilfe und Unterstützung bekommen. Da sie selbst vom Land kommt, ist das Leben dort anfangs ein Schock für sie: kleine beengte Wohnungen, mit teilweise erschreckenden hygienischen Verhältnissen, und bei den meisten Frauen folgt eine Schwangerschaft auf die andere. Aber Jenny Lee beißt sich durch – und entdeckt die liebenswerten Seiten ihres neuen Lebens.

Beengte Wohnungen im East End (c) UPHE

Basierend auf den Erinnerungen von Jennifer Worth erzählt die BBC-Serie „Call the Midwife – Ruf des Lebens“ von dem Leben im Londoner East End Ende der 1950er Jahren und überzeugt vor allem mit ihrem Produktionsdesign. Die Kulissen, die Kleidung und jedes Detail passen perfekt und lassen die Atmosphäre jener Jahre sehr spürbar werden. Hinzu kommt die Handlung: In jeder Episode der Serie wird eine in der Regel abgeschlossene Geschichte erzählt, die ein Schlaglicht auf die Probleme der damaligen Zeit wirft. Dazu gehören dicht aufeinanderfolgende Schwangerschaften, die Gefahr einer Schwangerschaftsvergiftung, Prostitution und falsche Vaterschaften. Aber es werden auch die Errungenschaften des National Health System herausgestellt, die vielen Frauen das Leben retteten. Zumeist sind die erzählten Geschichten rührend und entlarven eher nebenbei die Zustände der Zeit. Dabei ragt insbesondere die Episode „We are Family“ („Geschwisterliebe“) heraus, die von der Liebe zwischen einem Bruder und seiner Schwester handelt. Anstatt einer standardisierten Inzest-Story wird hier von dem Leben zweier Waisenkinder erzählt, die immer nur sich selbst hatten. Bei aller Dramatik im Plot behält die Serie aber stets einen leichten Erzählton bei, der sie unterhaltsam macht – und zudem verhindert, dass sie allzu sehr in Kitsch abdriftet. Weiterlesen

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