Archiv des Autors: Zeilenkino

Skandinavische Filmtage in Bonn

Vom 12. bis 19. Mai 2011 finden im Kino in der Brotfabrik und im LVR-LandesMuseum Bonn die Skandinavischen Filmtage statt. Das gesamte Programm ist bei der Bonner Kinemathek zu finden, hier nur ein kurzer Blick auf die – subjektiven! – Höhepunkte der Filmtage.

Gleich der Auftakt klingt sehr vielversprechend. In „The Experiment“ erzählt Louise Friedberg von dem Versuch der dänischen Regierung, durch einen Zwangsaufenthalt grönländischer Kinder in Dänemark, sie mit der dänischen Kultur vertraut zu machen. Dass der Film auf einer wahren Begebenheit basiert, macht ihn umso schockierender! Weiterlesen

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Thomas Mann und der Film – “Der Zauberberg”

(c) Neue Visionen Filmverleih

„Der Zauberberg“ ist einer jener Romane, die kaum zu verfilmen ist: zu viele abstrakte Dialoge, zu wenig Handlung und ein schwächlicher Held erleichtern das Vorhaben nicht unbedingt. Darüber hinaus ist Thomas Manns Werk eines der bedeutendsten Bücher des 20. Jahrhunderts, so dass die Verfilmung sehr hohe Erwartungen zu schultern hatte .

Womöglich aus diesem Grund sollte ein Regisseur mit internationalem Ruf die Verfilmung verantworten. Sehr früh brachten die Erben Thomas Manns Luchino Visconti ins Spiel, eine Weile wurde auch Peter Zadek gehandelt. Letztendlich übernahm aber Hans W. Geißendörfer – mittlerweile vor allem als Vater der „Lindenstraße“ ein Begriff – die Regie. Produzent war Franz Seitz, der sich seit 164 für eine Reihe von Thomas-Mann-Adaptionen verantwortlich zeigte. Weder Geißendörfer noch Seitz wollten einen das Buch abfilmen, sondern den Stoff mit Bezügen auf die Gegenwart durchziehen. Weiterlesen

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Die Hölle als Bibliothek

(c) Dumont

In dem Film „Schräger als Fiktion“ muss der von Will Ferrell gespielte Protagonist Harold Crick herausfinden, dass er anscheinend der Hauptdarsteller eines Romans ist und – weitaus schlimmer – die Autorin seinen Tod beschlossen hat! Den Figuren in der Teilerzählung „Zeitgeschenke“ aus Zoran Živkovićs „Der unmögliche Roman“ ergeht es nicht wesentlich besser: Sie erhalten von einer mysteriösen Gestalt die titelgebenden Zeitgeschenke, die ihnen eine Reise in die Vergangenheit oder auch Zukunft ermöglichen. Ihre Einblicke müssen sie mit einem Opfer bezahlen. Denn offenbar ist die Ungewissheit in vielerlei Hinsicht der Erkenntnis vorzuziehen. Diese Erfahrung macht auch die Frau, die erkennt, dass ihr nächtlicher Besucher nicht der Teufel, sondern der Erzähler dieser Geschichten ist. Sie hat das grausamste Geschenk erhalten: Sie weiß, wann sie sterben muss.

Mit diesem furiosen ersten Erzählungsband beginnt „Der unmögliche Roman“ des serbischen Autors, der anlässlich der Leipziger Buchmesse auf deutsch erschienen ist und fünf Erzählungsbände versammelt. Weiterlesen

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Bald in Cannes – “Driver” von James Sallis

(c) Liebeskind Verlag

Driver kann nichts außer einem: Autofahren. Aber das kann er richtig gut, deshalb ist er schon im Alter von 16 Jahren von seinen Adoptiveltern abgehauen, hat sich nach Hollywood durchgeschlagen, ruhig auf seine Chance gewartet und schließlich den Durchbruch als Stuntfahrer geschafft. Sobald aber etwas anderes als Autos in sein Leben tritt, wird es kompliziert: Durch eine Frau wird er Fahrer bei Überfällen – und gerät immer tiefer in den Schlamassel. Denn der Roman beginnt in einem Motelzimmer, in dem Driver schwer verletzt mit einer Tasche voller Geld und zwei Leichen festsitzt. Nun muss er aus dieser Situation herauskommen, und es entspinnt sich eine Verfolgungsjagd, die vornehmlich im Kopf des Protagonisten stattfindet.

Diese von dem amerikanischen Schriftsteller und Drehbuchautor James Sallis schnörkellos, aber unglaublich elegant erzählte Geschichte hat mich von der ersten Seite an gepackt. Man wird hineingeworfen in diese Geschichte und kann das Buch nicht aus der Hand legen. Weiterlesen

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Thomas Mann im REX-Kino Bonn

Als Bloggerin über Filme und Literatur und Mitglied des Ortsverein BonnKoeln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft weise ich allzu gerne auf eine Film-Reihe in Bonn hin, die am kommenden Sonntag beginnen wird. In Zusammenarbeit mit dem REX-Kino werden bis zum 1. Juni unter dem Titel „Thomas Mann im (REX-)Kino“ fünf Thomas-Mann-Verfilmungen gezeigt, die einen guten Einblick in die filmische Rezeption des als „unverfilmbar“ geltenden Autors geben.

Präsentiert werden folgende Filme: Weiterlesen

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Oscars, Globes und mehr – Termine der Award Season

©A.M.P.A.S.

Allmählich werden die Zeitpläne der kommenden Preisverleihungssaison in den USA bekanntgegeben, so dass ich hier eine Liste starte, die ich so aktuell wie möglich halte.

Bislang stehen folgende Termine fest:
9. November 2011: Bekanntgabe des Cecil B. DeMille Award (geehrt wird Morgan Freeman)
28. November 2011: Bekanntgabe der Gewinner des New York Film Critics Circle
1. Dezember 2011: Bekanntgabe der Gewinner des National Board of Review
11. Dezember: Boston Film Critics, Los Angeles Film Critics, New York Online Film Critics geben Gewinner bekannt
13. Dezember: Bekanntgabe der Nominierungen der Critics Choice Awards
14. Dezember: Bekanntgabe der Nominierungen der SAG
15. Dezember 2011: Golden-Globe-Nominierungen werden bekanntgegeben
3. Januar 2012: Bekanntgabe der Nominierungen der PGA
5. Januar 2012: Bekanntgabe der Nominierungen der WGA
7. Januar 2012: Bekannt der Gewinner der National Society of Film Critics
9. Januar 2012: Bekanntgabe der Nominierungen der DGA
13. Januar 2012: Gewinner der Critics Choice
15. Januar 2012: 69. Golden-Globe-Verleihung
17. Januar 2012: Nominierungen für den BAFTA werden bekanntgegeben
21. Januar 2012: PGA-Awards werden vergeben
24. Januar 2012: Oscar-Nominierungen werden bekanntgegeben
28. Januar 2012: DGA-Awards
29. Januar 2012: SAG-Awards
12. Februar 2012: Verleihung der BAFTAs
18. Februar 2012: USC Scripter Preise werden vergeben
18. Februar 2012: ACE Eddie Awards werden vergeben
19. Februar 2012: WGA-Awards werden vergeben
26. Februar 2012: 84. Oscarverleihung

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Harry Rowohlt im Pantheon

Harry Rowohlt mit seiner Ehrenpreisträger-Urkunde

Harry Rowohlt mit Ehrenpreisträger-Urkunde (c) Sonja Hartl

Er würde ohnehin niemals richtig zitiert werden – außer von einem Printjournalisten aus Trier. Daher werde ich gar nicht versuchen, über Harry Rowohlts Lesung am gestrigen Abend im Pantheon in Bonn wortgetreu zu berichten. Vermutlich würde ich ihn auch nicht richtig zitieren, obwohl es viele zitatwürdige Sätze gegeben hat. Immerhin wird Harry Rowohlt mit dem Sonderpreis 2011 des Prix Pantheon geehrt, weil er „vollmundig wie ein reifer Rotwein“ sei, eine „grandiose Bühnenpräsenz“ besäße und „ein Charakterkopf, der sich mit allen anlegt, die ihm dumm kommen“ sei, „einer, der keine Kompromisse“ mache. Dieser Auszug aus der Begründung der Jury des Prix Pantheon wurde von Rainer Pause vorgelesen – und er umreißt nicht nur die Erwartungen des Publikums an die Lesung, sondern im Rückblick auch den Abend als solches.

Schon Harry Rowohlts „Anschleimphase“ (hier ist nun doch ein Zitat, aber es ist nur ein Wort!) war mitreißend: Er erzählte von seinen frühen Aufenthalten in Bonn, einem Ausflug in die Poststraße, begründete seine Alkoholabstinenz und berichtete von einer Lektorin, die ihm die Bücher von Andy Stanton mit der Frage zusteckte, ob er sie nicht vielleicht übersetzen wolle. Harry Rowohlt fand sie nach wenigen Sätzen so gut, dass er wusste, er würde sie übersetzen, und tat es auch. Die „Mr. Gum“-Bände sind im Sauerländer Verlag erschienen – und nachdem Harry Rowohlt aus ihnen gelesen hat, werden sie sicherlich nicht nur von Kindern gekauft.

Harry Rowohlt im Pantheon (c) Sonja Hartl

Ohnehin hat er für seine Verhältnisse viel gelesen, aus den bereits erwähnten Kinderbüchern, aus „Pooh‘ Corner“ und als unverlangte Zugabe aus dem Theatertext Knolls Katzen von Jan Neumann, der soeben bei dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor den Förderpreis für Komische Literatur erhalten hat. Jedem vorgelesenen Text hat Harry Rowohlt eine typische Stimme gegeben und mit einer grandiosen Betonung sowie Genauigkeit vorgelesen. Daneben hat der einst so treffend „Paganini der Abschweifung“ bezeichnete Rowohlt auch viel erzählt – Anekdoten von seinen Synchronisationsbemühungen beim Film und vom Vorbild der Stimme von I-Ah (80 Prozent Georg Lenz, jeweils zehn Prozent Peter Zadek und Hildegard Knef), drei Witze und allerhand Geschichten aus seinem Leben. Er parodierte, lästerte, verteilte Spitzen gegen vorlesende Schauspieler und sang. Ich hätte ihm noch ewig zuhören können. Aber dafür gibt es ja die von mir sonst gar nicht so geliebten Hörbücher.

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