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Filmreihe zu Ida Lupino

Sehr bedauert habe ich, dass ich in meiner Reihe zum Film noir bei kino-zeit nicht auf Ida Lupino eingegangen bin, die einzige Frau, die Regie bei einem Film noir führte und ungeachtet dessen eine erstaunliche Karriere hingelegt hat. Aber irgendwie hatte ich stets das Gefühl, sie verdiene mehr als eine Bemerkung der Vollständigkeit halber – und dass ich mich gerne mit ihr näher befassen möchte. Daher bin ich hocherfreut, dass es im arsenal in Berlin eine Filmreihe zu ihr geben wird – selbst wenn ich die Hälfte der Filme urlaubsbedingt verpassen werde. Kuratiert wird die Reihe von Hannes Brühwiler und Lukas Foerster und umfasst folgende Filme (die Texte entstammen der PM):

Sa 2.7. 20h Einführung: Hannes Brühwiler & Sa 9.7. 19.30h
THE BIGAMIST Ida Lupino USA 1953 OF 80‘ 35mm preservation print courtesy of the UCLA Film & Television Archive. Preservation funding provided by The Film Foundation and the Hollywood Foreign Press Association.
THE BIGAMIST ist der einzige Film, in dem Lupino sich selbst inszeniert. In ihrer vorletzten Regiearbeit für das Kino spielt sie Phyllis Martin, eine Kellnerin in Los Angeles. Auf den ersten Blick ist diese Phyllis Martin nur die „andere Frau“, in die sich der Handelsreisende Harry Graham verliebt, der eigentlich mit seiner Gattin und Geschäftspartnerin Eve ein paar hundert Meilen nördlich in San Francisco lebt. Aber THE BIGAMIST ist eben kein spekulatives Melodram, sondern ein herzzerreissender, zutiefst humanistischer Film über drei Menschen, die besten Willens sind und dennoch aneinander verzweifeln.

So 3.7. 20h & Do 7.7. 20h
THE GAY DESPERADO Rouben Mamoulian USA 1936 OF 86‘ 35mm preservation print courtesy of the UCLA Film & Television Archive
Ein Kino voller Mexikaner, unter ihnen der Bandit Pablo Braganza, der von dem Film – einem amerikanischen Gangsterstreifen – so angetan ist, dass er kurzerhand beschließt, seine kriminellen Machenschaften dem Standard der Chicagoer Bosse anzupassen. Da er auch Musik liebt, entführt er noch den Opernsänger Chivo, der wiederum in seiner Gefangenschaft auf Jane (Ida Lupino), ein weiteres Opfer Braganzas, trifft. Es ist ein Kommen und Gehen in THE GAY DESPERADO, man wird entführt, flieht, verliebt sich – und versucht erneut zu fliehen. Rouben Mamoulians filmische Extravaganza ist teils Satire auf das damals aufkommende Genre des Gangsterfilms, teils genüsslich-hysterische Musicalkomödie.

Do 14.7 20h & Di 19.7. 20h
THE MAN I LOVE Raoul Walsh USA 1946 OF 96‘
Die Sängerin Petey Brown (Ida Lupino) verlässt New York und besucht zur Erholung ihre Geschwister an der Westküste. Ruhe findet sie auch dort nicht; die Probleme ihrer Familie, ein zwielichtiger Nachtklubbesitzer und San, ein Klavierspieler, der sich in sie verliebt, sorgen für Unruhe. THE MAN I LOVE ist ein zwischen den Genres mäandernder Film, dessen Form stets in Bewegung ist: mal Film noir, dann wieder Musical und immer wieder romantisches Melodrama.

Di 5.7. 20h
OUTRAGE Ida Lupino USA 1950 OF 75‘
Lupinos vielleicht wagemutigste Regiearbeit widmet sich einem auch heute im Hollywoodkino noch weitgehend tabuisierten Thema: Die Hauptfigur Ann Walton (die beeindruckende Mala Powers in ihrer ersten großen Rolle) wird früh im Film Opfer einer Vergewaltigung. Der Rest von OUTRAGE ist nicht dem juristischen, sondern dem psychologischen und zwischenmenschlichen Nachhall dieser Gewalttat gewidmet, der existenziellen Verunsicherung einer im Innersten verletzten jungen Frau und einer vorsichtigen, bis zum Schluss brüchigen Rekonvaleszenz.

Mi 6.7. 20h Einführung: Michauel Baute, im Anschluss Videoessay über They Drive By Night, entstanden an der Bauhaus Universität Weimar & Sa 9.7. 21.15h
THEY DRIVE BY NIGHT Raoul Walsh USA 1940 OF 93‘
Der endgültige Durchbruch zum Superstar gelingt Lupino in ihrer zweiten Zusammenarbeit mit Raoul Walsh. Das Lastwagenfahrerdrama ist einer der schönsten Filme über das Leben (und Sterben) „on the road“ und ein Musterbeispiel für jene Art wendiges, raubeiniges Bewegungskino, für das der amerikanische Filmkritiker Manny Farber den Begriff „termite cinema“ prägte. Wobei: „Der Film entzieht sich jeder Klassifizierung, jedem Genre“ (Bernard Eisenschitz). Es geht um zwei Trucker (George Raft und Humphrey Bogart) und zwei Frauen: Ann Sheridan spielt das All-American Girl, Lupino die Femme fatale. Und was für eine Femme fatale! Mit der Wucht eines Zwölftonners kann es ihr eiskalt psychopathischer Killerblick allemal aufnehmen.

So 17.7. 20h & Di 26.7. 20h
NEVER FEAR Ida Lupino USA 1949 OF 82‘
Nachdem sie bei dem schon fast komplett von ihr inszenierten Not Wanted den Regie-Credit noch dem B-Movie-Veteranen Elmor Clifton überlassen hatte, übernahm Lupino bei NEVER FEAR auch im Vorspann die volle Verantwortung. Die von ihr entdeckte Sally Forrest spielt Carol Williams, eine junge Tänzerin, die an Polio erkrankt. Der Film ist in erster Linie ihrer langsamen, mühsamen Rekonvaleszenz gewidmet: den mit fast dokumentarischer Genauigkeit dargestellten physiologischen Reha-Maßnahmen, aber auch den psychischen Krisen, die sie überwinden muss, um wieder einen Platz in ihrem eigenen Leben einnehmen zu können. NEVER FEAR ist ein im besten Sinne aufmerksamer Film, der ein Auge hat für die kleinen Zärtlichkeiten und Grausamkeiten des zwischenmenschlichen Alltags.

Mo 4.7. 20h &Mo 25.7. 20h
HIGH SIERRA Raoul Walsh USA 1941 OF 100‘
Roy Earle, berüchtigter Bankräuber und einst eine große Nummer, sieht sich nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in einer ihm feindlich gesinnten Welt. Jüngere Gangster beäugen ihn misstrauisch, und die majestätische Berglandschaft der High Sierra entpuppt sich als ebenso eng wie die Schluchten der Großstadt. Nach THEY DRIVE BY NIGHT ist HIGH SIERRA eine weitere Zusammenarbeit von Raoul Walsh, Ida Lupino und Humphrey Bogart und ein Klassiker des Film noir. Walsh erzählt HIGH SIERRA als aufrichtige Geschichte über Menschen, die versuchen, ihre Träume zu verwirklichen. Das Glück mag Nebenfiguren treffen, nicht jedoch Lupino und Bogart. Ihr Verhängnis ist unausweichlich, das scheinen die Figuren von Beginn an zu wissen – und auch die Zuschauer.

Do 21.7. 20h & Mi 27.7. 20h
PRIVATE HELL 36 Don Siegel USA 1954 OF 81‘
Nicht nur als Hauptdarstellerin, sondern auch als Produzentin und Koautorin dominiert Lupino diesen späten, desillusionierten Noir, einen Film voller hochgradig verletzlicher Menschen, die auf moralisch abschüssigem Gelände den Halt verlieren. Lupino spielt die zynische Nachtclubsängerin Lilli Marlowe, eine melancholische Variation ihrer Femme-fatale-Rollen der 40er Jahre. Die dunkelromantische Emphase ist der puren Gier nach Geld gewichen. Auch dank Don Siegels wie immer hochökonomischer Regie entwickelt die Erzählung um Marlowe und zwei korrupte Polizisten einen unwiderstehlichen Sog.

Fr 22. 7. 20h & Sa 30.7. 20h
THE HITCH-HIKER Ida Lupino USA 1953 OF 71‘
Zwei Freunde nehmen auf ihrem Weg einen Anhalter mit. Dieser entpuppt sich jedoch als Sadist sondergleichen, der von der Polizei gejagt wird und nun mit erzwungener Hilfe der beiden Hobbyfischer zu entkommen versucht. THE HITCH-HIKER ist die wohl bekannteste Regiearbeit von Ida Lupino. Ein meisterhafter wie harter Film noir, der im Blick des Killers, der selbst im Schlaf ein Auge offen behält, sein unheimliches Abbild findet. Gleichzeitig jedoch liegt Lupinos Interesse in erster Linie nicht in den reißerischen Aspekten der auf einem wahren Fall beruhenden Geschichte.

So 24.7. 20h & Do 28.7. 20h
HARD, FAST AND BEAUTIFUL Ida Lupino USA 1951 OF 78‘
Außerhalb der Filme Lupinos blieb Sally Forrest die große Karriere versagt. Für ihre Entdeckerin und Mentorin hat sie jedoch gleich drei denkwürdige Hauptfiguren erschaffen. In HARD, FAST AND BEAUTIFUL, dem letzten dieser drei, verkörpert sie die junge Tennisspielerin Florence. Talent hat diese selbst genug, ehrgeizig ist aber vor allem ihre Mutter Millie (Claire Trevor), die Florence zur Starsportlerin formen möchte, koste es, was es wolle. Am Ende erweist sich HARD, FAST AND BEAUTIFUL weniger als Sportfilm denn als Geschichte einer Emanzipation. „Erstaunlich ist, was die Karrierefrau Lupino wirklich an ihrer Protagonistin interessiert: Nicht, dass sie hart kämpfen muss, um nach oben zu kommen, sondern dass sie lernen muss, sich zu widersetzen, ja sogar zu verzichten.“ (Michael Kienzl)

Weitere Informationen gibt es auf der Seite des Arsenal.

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„Viva Riva“ – Ein sozialkritischer Gangsterfilm aus dem Kongo

Benzin ist der Motor von Kinshasa. Die rasante Eröffnungssequenz von Djo Tunda Wa Mungas „Viva Riva“ zeigt eindrucksvoll die Benzin-Abhängigkeit der kongolesischen Hauptstadt: Lange Schlangen vor den Tankstellen, durch Benzinmangel entstehen Staus – und Autos werden zu Hindernissen. Das ganze Leben in der Stadt scheint zum Erliegen zu kommen, wenn das Benzin fehlt.

Riva (Patsha Bay Mukuna) (c) Summiteer Films

Daraus folgt zudem, dass mit Benzin das große Geld zu machen ist. Und genau das hat Riva (Patsha Bay) nach seiner Rückkehr aus Angola vor. Zehn Jahre war er dort, nun hat er seinem dortigen Boss eine LKW-Ladung Benzin gestohlen und ist damit nach Kinshasa gekommen. Hier will er die Fässer verkaufen und mit dem Geld das Leben genießen. Mit einem ersten Vorschuss in der Tasche besucht er seinen alten Freund J.M. (Alex Herabo) und gemeinsam stürzen sie sich ins Nachtleben. Hier begegnet er der verführerischen Nora (Manie Malone), die aber mit dem brutalen Gangster Azor (Diplome Amekindra) liiert ist. Doch davon lässt sich der leichtsinnige Riva nicht zurückhalten und umgarnt Nora. Damit zieht er sich Azors Zorn zu – und ahnt nicht, dass mittlerweile sein ehemaliger Boss César (Hoji Fortuna) in Kinshasa angekommen und mit einer Armee-Kommandantin (Marlene Longange) nach ihm und dem Benzin sucht. Weiterlesen

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Die Liebe zum Kino und Wort – „Die Filmerzählerin“

(c) Insel

Inmitten der chilenischen Atacama-Wüste liegt eine Minensiedlung. Dort lebt das Mädchen María Margarita mit ihrem Vater und ihren Brüdern. Die Mutter hat die Familie verlassen, seit der Vater durch einen Unfall seine Beine nicht mehr bewegen kann. Und die Familie muss von einer kleinen Rente leben. Die größte Attraktion vor Ort ist das Kino, aber Marías Familie kann sich nicht für alle Mitglieder eine Karte leisten. Eines Tages hat Marías Vater die Idee, dass fortan nur noch der beste Filmerzähler der Familie ins Kino gehen darf. Es kommt zu einem Wettbewerb unter seinen Kindern, den María gewinnt. Sie kann mit ihren Worten, ihrem Gesichtsausdruck und Bewegungen den Film derart lebendig nacherzählen, dass manche Werke in ihren Erzählungen sogar besser werden. Schon bald drängen sich immer mehr Zuschauer in die bescheidene Wohnstube – und María wird eine kleine Berühmtheit in der Siedlung. Weiterlesen

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Thomas Mann im REX-Kino Bonn

Als Bloggerin über Filme und Literatur und Mitglied des Ortsverein BonnKoeln der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft weise ich allzu gerne auf eine Film-Reihe in Bonn hin, die am kommenden Sonntag beginnen wird. In Zusammenarbeit mit dem REX-Kino werden bis zum 1. Juni unter dem Titel „Thomas Mann im (REX-)Kino“ fünf Thomas-Mann-Verfilmungen gezeigt, die einen guten Einblick in die filmische Rezeption des als „unverfilmbar“ geltenden Autors geben.

Präsentiert werden folgende Filme: Weiterlesen

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