Vor lauter Umzieherei hätte ich beinahe vergessen, noch auf eine besonders schöne Sendung von meinem Lieblingsradiosender Funkhaus Europa hinzuweisen. Am Ostermontag werden zwischen 8 und 12 Uhr die Höhepunkte der Lesungen von Tana French, Adrian McKinty, Tony Parsons, Leif GW Persson, Mukoma wa Ngugi und James Ellroy präsentiert. In der Nacht von 23 bis 3 Uhr laufen die komplette Mitschnitte, die dann auch online verfügbar sein werden.
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Krimi-Tipp: „Der katholische Bulle“ von Adrian McKinty
Als ich vor zwei Jahren „Der sichere Tod“ von Adrian McKinty las, hat mich das Buch nicht überwältigt. Es hat mir gefallen, vor allem aber wurde ich das Gefühl nicht los, dass das ein Autor ist, den ich im Auge behalten muss. Nun ist im Juni bei Suhrkamp mit „Der katholische Bulle“ der Auftakt zu McKintys Sean-Duffy-Trilogie erschienen – und dieses Buch ist der bisher beste Polizeiroman, den ich in diesem Jahr gelesen habe.
Eine Besprechung des Romans ist in der August-Ausgabe des Magazins BÜCHER erschienen, aber auch hier möchte ich dieses Buch allen Lesern von hardboiled-Kriminalliteratur und Polizeiromanen sehr ans Herz lesen. Es toller Protagonist, eine spannende Geschichte und mit Belfast im Jahr 1981 ein unwiderstehliches, melancholisches Setting. Nach der letzten Seite wollte ich vor allem eines: Sofort den zweiten Teil lesen.
Adrian McKinty betreibt regelmäßig einen Blog, in dem er nicht nur Besprechungen seiner Bücher sammelt, sondern auch Beiträge über Kriminalliteratur im Allgemeinen und über sein Leben schreibt. Ich lese ihn jedenfalls gerne.
„Die dunkle Treppe“ von Helen FitzGerald
Vor diesem Buch habe ich fast ein wenig gefürchtet. Dafür haben Klappen- und Pressetext gesorgt, noch dazu habe ich – obwohl ich mich durchaus als hartgesotten bezeichnen würde – immer etwas Probleme mit Folterszenen. Doch als ich Helen FitzGeralds „Die dunkle Treppe“ einmal angefangen hatte, konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Wortwörtlich: Ich habe dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen und habe mich willentlich bei einer Verabredung verspätet, weil ich es unbedingt fertig lesen wollte. Deshalb werde ich auch nicht allzu viel über den Inhalt verraten, obwohl er teilweise auf dem Klappentext und auch anderen Besprechungen nachzulesen ist. Doch nach meiner Einschätzung ist „Die dunkle Treppe“ ein Buch, über das man vorab so wenig wie möglich wissen sollte. Weiterlesen
Oscar 2013 – Wer wird gewinnen?
So schwer wie in diesem Jahr fand ich die Oscar-Tipperei noch nie. Ich kann mir in allen Kategorien die verschiedensten Szenarien ausmalen, außerdem habe ich auch nicht den einen Film(schaffenden), mit dem ich mitfiebere. Aber: Es ist mittlerweile eine gute Tradition in diesem Blog (ja, fast schon ein Brauchtum!), dass ich meine Tipps hier in der bewährten wird/sollte/könnte-Einschätzung abgebe – sofern ich eine Meinung dazu habe. Leider habe ich „The Master“ noch nicht gesehen, so dass ich zu den schauspielerischen Leistungen von Joaquin Phoenix, Philip Seymour Hoffman und Amy Adams noch nichts sagen kann.
Film
Wird gewinnen: „Argo“
Sollte gewinnen: „Amour“
Könnte gewinnen: „Silver Linings Playbook“, „Lincoln“, „Life of Pi“
Es war schon lange nicht mehr so schwierig, sich auf einen Film festzulegen. Und da ich für den besten Film der neun Nominierten, „Amour“, kaum Chancen sehe, wäre ich mit „Argo“ zufrieden. Er ist für mich – wie man so schön sagt – „the best of the rest“.
Regie
Wird gewinnen: Steven Spielberg
Sollte gewinnen: Michael Haneke
Könnte gewinnen: Ang Lee
Ähnlich offen. Allerdings glaube ich, es herrscht das Gefühl vor, man müsse Spielberg mal wieder einen Oscar geben. Sofern man „Life of Pi“ aber einen Oscar geben will, dann neben den Spezialeffekten für die beste Regie. Es ist eine risikoreiche, aber gelungene Adaption. Weiterlesen
Der erste Teil der Hap-und-Leonard-Reihe – „Wilder Winter“ von Joe R. Lansdale
Wer hierzulande Joe R. Lansdale lesen möchte, muss sich auf einige Suchen einstellen. Seine Bücher erscheinen in fünf Verlagen (aktuell: Golkonda, Dumont und Klett-Tropen; Rowohlt und Shayol), an Chronologie ist dabei kaum zu denken. In seiner Heimat ist der amerikanische Autor sehr bekannt, das Deutschlandradio schreibt gar von einer Kultfigur. Hierzulande ist er wohl noch eher ein Geheimtipp, der lediglich durch die Verfilmung seiner Kurzgeschichte „Buppa Ho-Tepp” und dem Edgar-Allen-Poe-Award für „Die Wälder am Fluss“ etwas Aufmerksamkeit bekam (Anmerkung: In einer ersten Version stand hier fälschlicherweise, dass „Die Wälder am Fluss“ verfilmt worden seien. (siehe Kommentare)) – und kürzlich haben ihm insbesondere die Veröffentlichungen seiner Romane „Gauklersommer“, „Kahlschlag“ und „Ein feiner dunkler Riss“ im Golkonda Verlag eine größere Bekanntheit verschafft. Außerdem habe ich die leise Hoffnung, dass es in diesem Jahr Joe R. Lansdale ähnlich ergeht wie Daniel Woodrell im letzten Jahr und auch größere Medien diesen Autor entdecken. Weiterlesen
Krimi-Kritik: „Onno Viets und der Irre vom Kiez“ von Frank Schulz
Ich bin verliebt. In Onno Viets, den Mitte 50-jährigen Noppensockenträger, der seine Sätze gerne mit „öff, öff“ beendet. Und ein wenig auch in Frank Schulz, dem ich in einer Phase des „das habe ich doch alles schon einmal gelesen“ und „och nö, nicht schon wieder“ diesen famosen Roman zu verdanken habe. Beim Lesen habe ich laut gelacht, nur um auf der nächsten Seite gerührt und einige Seiten weiter erzürnt zu sein. „Onne Viets und der Irre von Kiez“ ist eine großartig geschriebener Kriminalroman, ein Gegenwartsroman und eine Gesellschafts- und Medienkritik.
Über Onno Viets
Eigentlich ist Onno mit seinem Leben ganz zufrieden. Er ist glücklich verheiratet mit der Erzieherin Edda und hat selbst seine Phobie gegen Vögel- und insbesondere Hühnerköpfe einigermaßen im Griff. Aber ihn plagen Steuerschulden und der Wunsch, seiner Edda ein Fahrrad zum Geburtstag zu schenken. Deshalb hat er – aus dem Fernsehen natürlich – die Idee, Privatdetektiv zu werden. Diesen Entschluss verkündet er gegenüber seinen Freunden, dem Rechtsanwalt Christoph Dannewitz, genannt Stoppel, dem schönen Raimund und Ulli „Elefantenpeitsche“ Vredemann, als sie nach dem wöchentlichen Tischtennisspielen in Hamburg-Eppendorf in der italienischen Kneipe „tre tigli“ zusammensitzen: „So, Sportsfreunde. Achtung, Achtung. Ich glaub, ich werd´ Privatdetektiv. Öff. Öff“. Weiterlesen
„Öl auf Wasser“ von Helon Habila
Vergiftete Gewässer, verpestete Luft, brennender Fackeln und Ölfässer sind in Helon Habilas „Öl auf Wasser“ keine Requisiten einer apokalyptischen Vision, sondern Bestandteile der sehr realen Beschreibung der Dörfer um Port Harcourt im Delta des Niger. Ölgesellschaften sind hier auf der Jagd nach dem wertvollen Bodenschatz, sie zerstören und beuten das Land aus – geschützt von der Armee und Regierung. Rebellengruppen kämpfen dagegen an und entführen Mitarbeiter dieser Firmen, um Geld zu erpressen. Nun ist die weiße, britische Frau eines hochrangigen Mitarbeiters einer ausländischen Firma entführt worden – und dem Reporter Rufus bietet sich eine einmalige Chance: Mit einer Gruppe anderer Journalisten soll er sich mit den Rebellen treffen und das Lösegeld verhandeln.
Im Stil einer Reportage lässt Helon Habila seine Hauptfigur von seiner Reise zu den Rebellen erzählen, in deren Verlauf er an seine eigene Vergangenheit denken muss. Begleitet von dem in die Jahre gekommenen Ex-Starreporter Zaq gerät Rufus während seiner Reise zwischen alle Fronten und findet sich inmitten der Auseinandersetzungen der Rebellen, der Soldaten und Flussbewohner wieder. Sie führt ihn letztlich tief in die Gegenwart des Landes, in seine eigene Vergangenheit – und erlaubt auch einen Blick auf die Zukunft. Vor allem aber führt diese Reise dem Leser eindringlich vor Augen, wie die Realität in Nigeria aussieht. Weiterlesen