Schlagwort-Archive: Kritik

Kritik und Gewinnspiel: „Sebastian Bergman – Spuren des Todes 1“

(c) Rowohlt Polaris

(c) Rowohlt Polaris

Als ich Anfang des Jahres 2012 den Roman „Der Mann, der kein Mörder war“ von dem Autoren-Duo Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt las und besprach, äußerte ich die Vermutung, dass mir die Geschichte als TV-Serie besser gefallen würde als das Buch. Nun wurden die ersten beiden Bände der Reihe um den Psychologen Sebastian Bergman verfilmt und im ZDF ausgestrahlt, außerdem erscheint am 25. Oktober die DVD.

„Der Mann, der kein Mörder war“

Bergman (links) mit seinem Team (c) Edel:Motion

Bergman (links) mit seinem Team (c) Edel:Motion

Der erste Teil von „Sebastian Bergman – Spuren des Todes 1“ erzählt die Geschichte von „Der Mann, der kein Mörder war“. Ein Schüler ist in dem Heimatort des Kriminalpsychologen Sebastian Bergman (Rolf Lassgård) ermordet worden, das Team um Kommissar Torkel Höglund (Tomas Laustiolahandelt) soll den Fall aufklären. Einst haben sie zusammengearbeitet, dann aber den Kontakt verloren – außerdem ist Bergman mittlerweile eher für seine Frauengeschichte und sein unmögliches Verhalten bekannt. Doch er ist in Västerås, um die Hinterlassenschaft seiner Mutter zu ordnen, und bietet deshalb seine Hilfe an. Torkel braucht Unterstützung, also gibt er Sebastian eine weitere Chance – wenngleich sein Team wenig davon hält. Weiterlesen

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Krimi-Kritik: „Die hohe Kunst des Bankraubs“ von Christopher Brookmyre

(c) Galiani Berlin

(c) Galiani Berlin

Am Anfang von „Die hohe Kunst des Bankraubs“ steht eine andere Fertigkeit: die Kunst eines gekauften Blowjobs ohne Extras. Das ist nach Ansicht des Profikillers Harry eine einfache, aber dennoch unterschätzte Transaktion, bei der „der Kunde noch genau das bekam, wofür er bezahlt hat“: „nichts als zuverlässiges, leidenschaftsloses Schwanzlutschen zum vorher vereinbarten Pauschalpreis“. Doch in Mexiko – dort befindet sich Harry gerade – ist ein einfacher Blowjob schwierig zu bekommen. Deshalb will er dort so schnell wie möglich wieder weg. Nach diesem Prolog wechselt der Schauplatz nach Schottland. In Glasgow arbeitet Angelique de Xavia bei der Polizei, sie ist schwarz und Anhängerin der Rangers, deshalb passt sie dort nicht allzu gut hinein. Aber sie ist auch mutig und clever, deshalb wird sie zu einem besonderen Bankraub gerufen, der allein schon die Lektüre von Christoph Brookmyres Kriminalroman lohnt – und über den daher auch nichts verraten werden soll. Weiterlesen

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Krimi-Kritik: „Das Fest der Schlangen“ von Stephen Dobyns

„Wenn in einer Kleinstadt ein schreckliches Verbrechen geschieht, ist das eine Tragödie. Ein zweites ist ein Fluch.“

Brewster ist ein kleiner verschlafener Ort in Rhode Island. Normalerweise bekommt es die Polizei dort mit Verkehrssündern und Einbrechern zu tun, doch nun ist im Morgan Memorial Hospital das Baby der 16-jährigen Penny Summers verschwunden und an seiner Stelle fand die Nachtschwester Schlangen im Babybett vor. Schnell macht diese Nachricht die Runde in der Kleinstadt – und es wird nicht bei diesem einen Verbrechen bleiben. Stattdessen sehen sich der reizbare Woody und sein Partner Bobby mit angriffslustigen Kojoten, Satanisten und anderen Kulten konfrontiert, die die Ermittlungen immer undurchschaubarer machen.

(c) C. Bertelsmann

(c) C. Bertelsmann

In seinem Thriller „Das Fest der Schlangen“ stürzt Stephen Dobyns eine Kleinstadt in ein Chaos, das ebenso vollständig wie glaubwürdig ist. Aus einer dezidiert allwissenden Perspektive schildert der Erzähler anfangs das normale Leben in diesem Ort ebenso wie die Verbrechen, kommentiert die Ereignisse und deutet auf spätere Entwicklungen hin. Dabei stellt sich – im Gegensatz zu beispielweise Arne Dahls „Bußestunde“ – im weiteren Verlauf nicht heraus, wer dieser Erzähler ist. Vielmehr entsteht durch diese Perspektive anfangs ein langsames Erzähltempo, das nach gut 50 Seiten deutlich anzieht. Weiterlesen

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„Die amerikanische Nacht“ von Marisha Pessl

(c) S. Fischer

(c) S. Fischer

Eines der spannendsten Bücher des Herbstes ist „Die amerikanische Nacht“ von Marisha Pessl. Dieser über 800 Seiten lange Roman beginnt wie ein typischer film noir: der krisengeplagte Journalist Scott McGrath läuft in einer „regnerischen Nacht Mitte Oktober“ durch einen Park in New York. Plötzlich entdeckt er eine junge Frau in einem roten Mantel, die in der Nähe eines Laternenpfahls steht. Es ist mitten in der Nacht, sie ist allein an einem unsicheren Ort, also läuft er auf sie zu – doch als er ankommt, ist sie verschwunden. Einen Tag später erfährt er, dass Ashley Cordova, die Tochter des geheimnisvollen Regisseurs Stanislas Cordova, tot aufgefunden wurde. Er ist sich sicher, dass sie die junge Frau in dem roten Mantel war – und dass sie ihm etwas mitteilen wollte. Immerhin hatte er einst an einem Enthüllungsartikel über ihren Vater gearbeitet, ist dann aber einem falschen Informanten aufgesessen und hat damit seiner Karriere als investigativer Journalist mehr als nur einen Dämpfer verpasst. Seither ist er überzeugt, dass Cordova seinen Artikel verhindern wollte und deshalb den Informanten auf ihn angesetzt hat. Doch was wollte nun seine Tochter von ihm? Und vor allem: Warum sollte sie Selbstmord begehen? Weiterlesen

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„You’ll never leave Harlan alive“ – Die 2. Staffel von „Justified“

Raylan Givens (c) SPHE

Raylan Givens (c) SPHE

Hinweis: Der Beitrag enthält kleine Spoiler!

„Three first names, triple winner right off the bat“, murmelt Raylan Givens (Timothy Olyphant) in der ersten Folge der zweiten Staffel von „Justified“. Er soll einen vorbestraften Sexualstraftäter namens Jimmy Earl Dean in Harlan County abholen – und tatsächlich läuft es für den Mann mit den drei Vornamen nicht allzu gut. Für Raylan wird dieser Auftrag abermals zu einer Reise in die Vergangenheit: Jimmy Earl Dean arbeitet für die Bennetts, die in dieser Ecke von Harlan County das Sagen haben, und die Givens sind mit ihnen seit 200 Jahren verfeindet. Zuletzt hat Raylan mit einem Temperamentsausbruch bei einem Highschool-Baseball-Spiel dafür gesorgt, dass ein Sohn der Bennetts nicht mehr richtig gehen kann. Aber Raylan weiß, wie er sich zu verhalten hat – und erklärt Clan-Chefin Mags Bennett (Margo Martindale) seinen Besuch. Dennoch mögen es die Bennetts nicht, wenn sich ein US Marshal bei ihnen herumtreibt und lösen die Probleme lieber auf ihre eigene Art. Daher muss der Vater der 14-jährigen Loretta McCready (Kaitlyn Dever) auch die Konsequenzen für seinen Anruf bei der Polizei tragen.

Die Bennetts als Mittelpunkt

Doyle, Dickie und Raylan (c) SPHE

Doyle, Dickie und Raylan (c) SPHE

Im Gegensatz zu der ersten Staffel, in der US Marshal Raylan Givens verschiedene Fälle zu lösen hatte, die ihn immer mal wieder mit Boyd Crowder (Walton Goggins) oder seiner Familie in Kontakt brachten, steht die Familie Bennett im Mittelpunkt der zweiten Staffel. Sie wohnt im gleichnamigen Ort und verdient dort ihr Geld mit dem Anbau und Vertrieb von Marihuana. Oberhaupt der Familie ist Mags Bennett. Ihr Sohn Doyle (Joseph Lyle Taylor) ist Sheriff des Orts, die anderen Söhne Dickie (großartig: Jeremy Davies) und Coover (Brad William Henke) arbeiten im Familienunternehmen. Weiterlesen

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Ein paar Notizen zu „Gun Machine“, „Prickel“ und „Die Bestien von Belfast“

Derzeit lese ich viel. Sehr viel. Aber hauptsächlich Bücher, die mit einer Sperrfrist versehen sind und in Beiträgen in den nächsten Monaten vorkommen werden – hoffentlich (also sofern ich jemanden finde, der die Artikel haben will). Damit sich aber nicht zahllose ungeschriebene Blog-Beiträge ansammeln, möchte ich hier zumindest einige Anmerkungen zu Büchern festhalten, die ich außerdem noch so lese.

Warren Ellis: Gun Machine

(c) Heyne

Durch das Buch bin ich zuerst bei Peter Huber von Crimenoir aufmerksam geworden, der jeden Monat die besten Krimi-Cover vorstellt. Dann landete es noch in der KrimiZeit-Bestenliste Juli auf dem zweiten Platz, also wurde ich neugieriger und habe es dann auch recht schnell durchgelesen. „Gun Machine“ ist ein spannender Thriller über einen Serienkiller, der in den letzten Jahrzehnten in New York unbemerkt Menschen umgebracht hat. Bei einem Routineeingriff stolpert Detective John Tallow über die Wohnung, in der der Killer seine Waffen aufbewahrt – und bekommt von seiner Chefin die Ermittlungen in dem Fall aufgehalst. Tallow weiß, dass dieser Fall seine Karriere endgültig ruinieren könnte. Aber er hat gerade erst seinen Partner verloren und hängt sich lieber in den Fall als sich mit seiner Trauer auseinanderzusetzen. Weiterlesen

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„The Paperboy“ oder: Wie aus einem famosen Roman ein schwüles B-Movie wurde

Was hat sich Lee Daniels nur dabei gedacht? Diese Frage habe ich mir im Verlauf dieses Films mehr als einmal gestellt – und eine eindeutige Antwort habe ich bis heute nicht gefunden. Lee Daniels‘ Adaption von Pete Dexters „Paperboy“ ist ein schwüler, hitziger Southern-Gothic-Film geworden, in dem vor allem die unterdrückten sexuellen Leidenschaften der Figuren dargelegt werden. Von dem Geflecht aus Journalismus, Wahrheit und Rassismus aus Pete Dexters Roman ist dabei aber nur wenig übriggeblieben.

Ward Jensen und Yadley Archman (c) Planet Media Home Entertainment

Roman wie Film spielen im Jahre 1969 in der Kleinstadt Lately im Moat County, Florida. Vor vier Jahren wurde Sheriff Thurmond Call ermordet und Hillary van Wetter (John Cusack) als Täter zum Tode verurteilt. Nun tauchen die Journalisten Yardley Acheman (David Oyelowo) und Ward Jansen (Matthew McConaughey) auf, um einigen Ungereimtheiten des Falls nachzugehen. Ward kommt aus Lately, sein Vater W.W. (Scott Glenn) und sein jüngerer Bruder Jack (Zac Efron) wohnen dort noch. Also kann er sich zumindest auf Jacks Hilfe verlassen. Zu den Journalisten stößt außerdem noch Charlotte Bless (Nicole Kidman), eine verblassende Südstaaten-Schönheit mit einer Vorliebe für Häftlinge, die mit Hillary verlobt ist und an seine Unschuld glaubt. Im Vergleich zum Roman gibt es nun im Film eine Reihe Umdeutungen, die sich letztlich auf die gesamte Rezeption auswirkt. Weiterlesen

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