Krimi-Kritik: „Die hohe Kunst des Bankraubs“ von Christopher Brookmyre

(c) Galiani Berlin

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Am Anfang von „Die hohe Kunst des Bankraubs“ steht eine andere Fertigkeit: die Kunst eines gekauften Blowjobs ohne Extras. Das ist nach Ansicht des Profikillers Harry eine einfache, aber dennoch unterschätzte Transaktion, bei der „der Kunde noch genau das bekam, wofür er bezahlt hat“: „nichts als zuverlässiges, leidenschaftsloses Schwanzlutschen zum vorher vereinbarten Pauschalpreis“. Doch in Mexiko – dort befindet sich Harry gerade – ist ein einfacher Blowjob schwierig zu bekommen. Deshalb will er dort so schnell wie möglich wieder weg. Nach diesem Prolog wechselt der Schauplatz nach Schottland. In Glasgow arbeitet Angelique de Xavia bei der Polizei, sie ist schwarz und Anhängerin der Rangers, deshalb passt sie dort nicht allzu gut hinein. Aber sie ist auch mutig und clever, deshalb wird sie zu einem besonderen Bankraub gerufen, der allein schon die Lektüre von Christoph Brookmyres Kriminalroman lohnt – und über den daher auch nichts verraten werden soll.

Dieses erste Drittel von „Die hohe Kunst des Bankraubs“ ist sehr unterhaltsam, witzig und clever geschrieben, aber leider hält Christoph Brookmyre dieses Niveau nicht über 300 Seiten lang aufrecht. Vielmehr wandert er zunehmend in bekannten Krimipfaden, zu denen coole Gangster, väterliche, aber eiskalte schottische Gangsterbosse und verzogene Kartellchefs ebenso gehören wie die toughe Polizistin, die sich in den Anführer der Bankräuber verliebt. Zwischendurch fühlte ich mich daher sehr an „Out of Sight“ erinnert – ein sympathischer Bankräuber und eine clevere Polizistin, die sich ein prickelndes Katz-und-Maus-Spiel mit gelegentlichen Rendezvous liefern. Aber die Dialoge sind nicht so gut wie bei Elmore Leonard, vor allem schreckt Christopher Brookmyre aber in dieser Nebenhandlung vor der letzten Konsequenz zurück und findet einen allzu glatten Ausweg. Abgesehen davon fügt er die bekannten Bestandteile jedoch zu einer sehr unterhaltsamen Mischung zusammen. Dazu tragen vor allem der humorvolle Erzählton sowie die Wendungen bei, die der Geschichte oft eine neue Nuance und mehr Tempo verleihen. Auch agiert die Polizei angenehm effizient, dabei ist es insbesondere schön, dass es einmal kluge Vorgesetzte gibt, die das Potential ihrer Mitarbeiter zu schätzen wissen.

„Die hohe Kunst des Bankraubs“ ist offensichtlich der zweite Teil einer Reihe um die Polizistin Angelique de Xavia. Der erste Teil ist hierzulande nicht erschienen und wird in diesem Buch kurz zusammengefasst. Das sorgt ebenso für eine kurze Irritation wie manche Hinweise auf politische Ereignisse. Aber Brookmyres Buch ist in Schottland bereits 2003 erschienen.

Alles in allem ist „Die hohe Kunst des Bankraubs“ ein vergnüglicher Kriminalroman mit einem der originellsten Banküberfälle aller Zeiten, das bestens unterhält – und vielmehr will dieses Buch auch gar nicht sein.

Christoph Brookmyre: Die hohe Kunst des Bankraubs. Übersetzt von Hannes Meyer. Galiani 2013.

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