Heute Morgen habe ich einen Artikel mit der Überschrift „Hollywood beendet Jugendwahn“ in der Online-Ausgabe der Rheinischen Post gelesen. Der vermeintliche Beweis: Meryl Streep ist die erfolgreichste Schauspielerin dieser Tage und sie sei ja immerhin schon 61 Jahre alt. Aber reicht das aus?
Meryl Streep 2008 (c) Andreas Tai
Lange Zeit galt sicherlich, dass Frauen ab 40 keine Rollen mehr in Hollywood bekommen, aber wie in fast allen gesellschaftlichen Bereichen hat sich auch hier die Grenze verschoben. Frauen wie Julia Roberts haben die 40 überschritten und spielen weiterhin in Filmen mit. Unter anderem als böse Königin in einer Neuverfilmung von „Schneewittchen“, aber auch in einer romantischen Komödie mit Tom Hanks. Darin ist sicherlich ein Trend erkennbar, Filme für ein älteres Publikum zu drehen – denn diese Zuschauer gehen noch ins Kino und laden die Filme nicht im Internet. Aber auch wenn Meryl Streep erfolgreicher war als „Angelina Jolie, Kristen Stewart oder Keira Knightley“ ist sie doch die einzige Schauspielerin dieser Generation, die derart erfolgreich ist. Klar, Helen Mirren hat einen Oscar gewonnen – für die Darstellung von Königin Elisabeth. Und auch der Oscar für die 50-jährige Melissa Leo ist vor dem Hintergrund, dass sie in „The Fighter“ die Mutter des immerhin fast 40-jährigen Mark Wahlberg spielt, kein Beleg für das Ende des Jugendwahns in Hollywood. Darüber hinaus wurden ältere Frauen schon immer für einen Oscar nominiert, allein sagt die Nominierung nur wenig über den Erfolg aus. Und ältere Schauspielerinnen im Publikum hat man wenigstens bei der diesjährigen Verleihung so gut wie gar nicht gesehen.
Grundsätzlich möchte ich dem Tenor des Artikels ja gar nicht widersprechen: Ja, es gibt mehr Rollen für ältere Frauen als noch vor einigen Jahren. Es ist begrüßenswert, dass die 50-jährige Julianne Moore für Bulgari und die 65-jährige Diane Keaton für L’Oreal werben. Und es ist schön, dass mittlerweile auch Frauen jenseits der 40 in Sex-Szenen zu sehen sein dürfen. Aber diese Veränderungen entsprechen dem Trend einer veränderten Wahrnehmung und hängen meines Erachtens zum großen Teil mit der Erschließung neuer Zielgruppen zusammen. Denn wie weit wenigstens Hollywood ist, zeigt schon ein Blick auf besagte „beispielhafte“ Meryl Streep auf dem Plakat zu „Wenn Liebe so einfach wäre“, deren Gesicht arg retuschiert wurde. Anscheinend sind Falten für die Werbeabteilung doch nicht so sexy. Und abgesehen davon spielt sie in einem ihrer nächsten Projekte die Mutter von Julia Roberts – im wahren Leben zwar möglich, aber auch schwer vorstellbar. Deshalb glaube ich, bei aller positiven Tendenz, dass von einer Beendigung des Jugendwahns noch lange nicht gesprochen werden kann.