Schlagwort-Archive: Oscar

“Adaption” oder: Das Verhältnis von Literatur und Film

(c) SPHE

Es gibt Filme, die man immer wieder sieht. Und immer wieder zitiert. Die einem in den unterschiedlichen Situationen in den Sinn kommen. „Adaption“ von Spike Jonze ist für mich ein solcher Film. Er behandelt das Zusammenspiel von Film und Literatur in so vielen Facetten, dass ich mich abwechselnd in Susan Orlean und Charlie Kaufman wiederfinde – den filmischen Figuren natürlich, nicht den … anderen. Und auch bei Susan Orlean auch nicht am Ende. Es gibt in diesem Film einfach so viele Ebenen, dass die Bezeichnung „Meta-Film“ zu kurz greift. Aber bevor ich darauf weiter eingehe, erst einmal ein kurzer Blick auf die Handlung.

Charlie Kaufman (Nicholas Cage) (c) SPHE

Im Mittelpunkt dieses sehenswerten Films steht der Drehbuchautor Charlie Kaufman (Nicholas Cage), der das Buch „The Orchid Thief“ von Susan Orlean (Meryl Streep) für einen Film bearbeiten soll. Kaufman hat gerade einen großen Erfolg mit dem Drehbuch zu „Being John Malkovich“ gefeiert, aber nun leidet er unter einer Schreibblockade. Neidisch beobachtet er die Fortschritte seines Zwillingsbruders Donald (ebenfalls Nicholas Cage), der seit dem Besuch eines Drehbuchsseminars von Robert McKee (Brian Cox) enthusiastisch an seinem ersten Skript schreibt und sich eine sehr konventionelle Serienmördergeschichte ausdenkt. Weiterlesen

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Oscar 2012 – Änderungen und neue Mitglieder

©A.M.P.A.S.

Letzte Woche war eine Menge los – bei der Academy, in der Filmwelt und auch auf dem Büchermarkt. Nur im Zeilenkino war es sehr ruhig, weil ich schlichtweg viel Arbeit hatte. Aber nun sind die Beiträge für das BÜCHER-Magazin fertig geschrieben, ist das Interview mit dem argentinischen Produzenten Enrique Angeleri gemailt und sind zwei der drei Bücher für das Frauenmagazin ava gelesen. Daher ist jetzt endlich Zeit für – die Neuigkeiten aus der Oscar-Welt. Weiterlesen

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Skandinavische Filmtage – In einer besseren Welt

(c) Universum Film

Im Rahmen der Skandinavischen Filmtage in Bonn habe ich endlich das Drama „In einer besseren Welt“ von Susanne Bier gesehen, das in diesem Jahr den Oscar als bester fremdsprachiger Film gewonnen hat. Ob diese Auszeichnung gerechtfertigt war, ist im Grunde genommen keine wichtige Frage. Wie in jeder anderen Kategorie bei den Oscars spielen hier Vorlieben und Einschätzungen eine Rolle – und im Blick auf das Gesamtwerk von Susanne Bier ist die Ehrung sicherlich zu vertreten.

Elias wird angegriffen (c) Universum Film

„In einer besseren Welt“ verhandelt den großen Themenkomplex von Schuld und Sühne, von Gewalt und Reaktion. Der idealistische Arzt Anton (Mikael Persbrandt), der viele Wochen im Jahr in einem afrikanischen Flüchtlingscamp arbeitet, lehnt Gewalt ab und hält im Zweifelsfall auch noch seine rechte Wange hin. Seine Ehe mit Marianne (Trine Dyrholm) ist indes gescheitert, und sein Sohn Elias (Markus Rygaard) ist ein Außenseiter in der Schule, der regelmäßig von Mitschülern drangsaliert wird. Elias lässt das Mobbing über sich ergehen, aber lernt er durch seinen neuen Klassenkameraden Christian (William Jøhnk Nielsen) die vermeintliche Macht von Gewalt kennen. Christian ahnt, dass auch er ein Opfer werden könnte, und verprügelt den Anführer der gewalttätigen Mitschüler, ehe er selbst angegriffen wird. Außerdem glaubt er, sich für Elias zu rächen. Dadurch entwickelt sich zwischen Elias und dem verschlossenen Christian eine Freundschaft, die in einer Katastrophe mündet. Weiterlesen

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Oscars, Globes und mehr – Termine der Award Season

©A.M.P.A.S.

Allmählich werden die Zeitpläne der kommenden Preisverleihungssaison in den USA bekanntgegeben, so dass ich hier eine Liste starte, die ich so aktuell wie möglich halte.

Bislang stehen folgende Termine fest:
9. November 2011: Bekanntgabe des Cecil B. DeMille Award (geehrt wird Morgan Freeman)
28. November 2011: Bekanntgabe der Gewinner des New York Film Critics Circle
1. Dezember 2011: Bekanntgabe der Gewinner des National Board of Review
11. Dezember: Boston Film Critics, Los Angeles Film Critics, New York Online Film Critics geben Gewinner bekannt
13. Dezember: Bekanntgabe der Nominierungen der Critics Choice Awards
14. Dezember: Bekanntgabe der Nominierungen der SAG
15. Dezember 2011: Golden-Globe-Nominierungen werden bekanntgegeben
3. Januar 2012: Bekanntgabe der Nominierungen der PGA
5. Januar 2012: Bekanntgabe der Nominierungen der WGA
7. Januar 2012: Bekannt der Gewinner der National Society of Film Critics
9. Januar 2012: Bekanntgabe der Nominierungen der DGA
13. Januar 2012: Gewinner der Critics Choice
15. Januar 2012: 69. Golden-Globe-Verleihung
17. Januar 2012: Nominierungen für den BAFTA werden bekanntgegeben
21. Januar 2012: PGA-Awards werden vergeben
24. Januar 2012: Oscar-Nominierungen werden bekanntgegeben
28. Januar 2012: DGA-Awards
29. Januar 2012: SAG-Awards
12. Februar 2012: Verleihung der BAFTAs
18. Februar 2012: USC Scripter Preise werden vergeben
18. Februar 2012: ACE Eddie Awards werden vergeben
19. Februar 2012: WGA-Awards werden vergeben
26. Februar 2012: 84. Oscarverleihung

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Studenten-Oscar: Deutscher Kurzfilm ist nominiert

Im Zuge meines verlängerten Osterwochenendes wäre fast an mir vorbeigegangen, dass es drei Filmstudenten aus Hamburg in die engere Auswahl für den Studenten-Oscar geschafft haben. Regisseur und Drehbuchautor Max Zähle, Producer Stefan Gieren und Kameramann Sin Huh sind mit dem Film „Raju“ im Finale vertreten.

(c) Hamburg Media School / Filmwerkstatt

In dem Kurzfilm reist ein deutsches Ehepaar (gespielt von) Julia Richter und Wotan Wilke Möhring) nach Indien, um das Waisenkind Raju zu adoptieren. Doch dann finden sie heraus, dass Raju von Kinderhändlern entführt wurde.
Die Idee zu dem Film hatte Zähle laut einem Artikel in der ZEIT nachdem durch das Erdbeben in Haiti eine Diskussion über die Adoption von Waisenkindern aus Krisengebieten ausbrach. Da habe er mit seinen Recherchen begonnen, in deren Zuge sich gezeigt habe, dass Kalkutta ein Drehkreuz des Kinderhandels sei.

Einen Trailer zu dem Film könnt Ihr auf der offiziellen Seite zum Film sehen.

Update: Am 11. Juni 2011 wurden die Studenten-Oscars vergeben und Max Zähle hat die bronzene Statueerhalten. Außerdem hat er laut SZ angekündigt, dass er aus “Raju” einen Spielfilm machen möchte – sobald “seine Akkus” wieder geladen sind.

Zweites Update: “Raju” wurde bei den Oscars 2012 als bester Kurzfilm nominiert!

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Ein Ende des Jugendwahn in Hollywood?

Heute Morgen habe ich einen Artikel mit der Überschrift „Hollywood beendet Jugendwahn“ in der Online-Ausgabe der Rheinischen Post gelesen. Der vermeintliche Beweis: Meryl Streep ist die erfolgreichste Schauspielerin dieser Tage und sie sei ja immerhin schon 61 Jahre alt. Aber reicht das aus?

Meryl Streep 2008 (c) Andreas Tai

Lange Zeit galt sicherlich, dass Frauen ab 40 keine Rollen mehr in Hollywood bekommen, aber wie in fast allen gesellschaftlichen Bereichen hat sich auch hier die Grenze verschoben. Frauen wie Julia Roberts haben die 40 überschritten und spielen weiterhin in Filmen mit. Unter anderem als böse Königin in einer Neuverfilmung von „Schneewittchen“, aber auch in einer romantischen Komödie mit Tom Hanks. Darin ist sicherlich ein Trend erkennbar, Filme für ein älteres Publikum zu drehen – denn diese Zuschauer gehen noch ins Kino und laden die Filme nicht im Internet. Aber auch wenn Meryl Streep erfolgreicher war als „Angelina Jolie, Kristen Stewart oder Keira Knightley“ ist sie doch die einzige Schauspielerin dieser Generation, die derart erfolgreich ist. Klar, Helen Mirren hat einen Oscar gewonnen – für die Darstellung von Königin Elisabeth. Und auch der Oscar für die 50-jährige Melissa Leo ist vor dem Hintergrund, dass sie in „The Fighter“ die Mutter des immerhin fast 40-jährigen Mark Wahlberg spielt, kein Beleg für das Ende des Jugendwahns in Hollywood. Darüber hinaus wurden ältere Frauen schon immer für einen Oscar nominiert, allein sagt die Nominierung nur wenig über den Erfolg aus. Und ältere Schauspielerinnen im Publikum hat man wenigstens bei der diesjährigen Verleihung so gut wie gar nicht gesehen.

Grundsätzlich möchte ich dem Tenor des Artikels ja gar nicht widersprechen: Ja, es gibt mehr Rollen für ältere Frauen als noch vor einigen Jahren. Es ist begrüßenswert, dass die 50-jährige Julianne Moore für Bulgari und die 65-jährige Diane Keaton für L’Oreal werben. Und es ist schön, dass mittlerweile auch Frauen jenseits der 40 in Sex-Szenen zu sehen sein dürfen. Aber diese Veränderungen entsprechen dem Trend einer veränderten Wahrnehmung und hängen meines Erachtens zum großen Teil mit der Erschließung neuer Zielgruppen zusammen. Denn wie weit wenigstens Hollywood ist, zeigt schon ein Blick auf besagte „beispielhafte“ Meryl Streep auf dem Plakat zu „Wenn Liebe so einfach wäre“, deren Gesicht arg retuschiert wurde. Anscheinend sind Falten für die Werbeabteilung doch nicht so sexy. Und abgesehen davon spielt sie in einem ihrer nächsten Projekte die Mutter von Julia Roberts – im wahren Leben zwar möglich, aber auch schwer vorstellbar. Deshalb glaube ich, bei aller positiven Tendenz, dass von einer Beendigung des Jugendwahns noch lange nicht gesprochen werden kann.

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„True Grit“ – Literaturverfilmung aus dem Hause Coen

(c) Paramount

Zehn Nominierungen und ein großer kommerzieller Erfolg in den USA – anscheinend haben Joel und Ethan Coen mit ihrem Film vieles richtig gemacht. Auch wenn sie letztendlich keinen Oscar erhalten haben, ist “True Grit” ein Erfolg in jeder Hinsicht. In ihrem Film erzählen sie eine einfache Geschichte: Die 14-jährige Mattie (Hailee Steinfeld) will den Mörder ihres Vaters vor Gericht bringen – und ihn hängen sehen. Also heuert sie den abgehalfterten und trunksüchtigen Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges) an, der mit ihr den feigen Mörder Tom Chaney im Indianergebiet aufspüren soll. Bald gesellt sich noch der Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) zu ihnen. Und alle drei müssen bald beweisen, dass sie „wahren Schneid“ haben!

Eine gelungene Literaturverfilmung
„True Grit“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Charles Portis, der bereits 1969 mit John Wayne als Rooster Cogburn unter dem Titel „Der Marshal“ für die Leinwand adaptiert wurde. Einen Vergleich von Roman, Wayne-Film und Coen-Version habe ich bereits im Blog von LovelyBooks veröffentlicht, deshalb will ich mich hier kurz fassen. Henry Hathaways Film ist vor allem ein Film für John Wayne, daher hat er nur die Handlungszüge der Vorlage übernommen. Demgegenüber halten sich die Coens weitaus enger an Portis’ Roman. Vor allem aber gelingt es ihnen, die Atmosphäre des Buches einzufangen und auf die Leinwand zu transportieren. Nicht zuletzt die Kameraarbeit von Roger Deakins ist beeindruckend, außerdem versammelt der Film und gutes Darsteller-Ensemble Jeff Bridges ist als versoffener Marshallmal wieder gut , Matt Damon unterhält als eitler Texas Ranger – und Josh Brolin hinterlässt trotz weniger Minuten feiger Mörder Tom Chaney einen bleibenden Eindruck!

Jeff Bridges und Hailee Steinfeld in True Grit (c) Lorey Sebastian/Paramount

Und dann gibt es ja noch Hailee Steinfeld. Bei sehr jungen Schauspielerinnen (und Schauspielern) bin ich angesichts eines plötzlich auftretenden Hypes immer skeptisch. Aber hier haben die zahllosen positiven Kritiken recht. Hailee Steinfeld ist als Mattie Ross sehr überzeugend! Sie besteht souverän gegen Jeff Bridges, und sie schafft die Balance zwischen Sturheit und naiver Klugheit.

Alles in allem ist “True Grit” also eine sehr gelungene Literaturverfilmung!

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