Die Fernsehserie „Cold Case“ mochte ich immer recht gerne. Die Fälle waren meist gut, die Charaktere sympathisch und lange Zeit hielten sich die privaten Verwicklungen auch im Hintergrund. Vor allem aber haben mir die Musik in den historischen Rückblenden und die leicht kitschigen zusammenfassenden Bilder am Ende der Folge gut gefallen. Dann verleidete mir eine kaum zu durchschauende Sendereihenfolge die Serie, ich wurde älter und kritischer und hörte auf, sie zu gucken. Als ich vor kurzem jedoch in dem Programm von Piper auf einen Krimi von einem der Drehbuchautoren und Entwickler der Serie stieß, dessen Cover schon an die typisch blaue Farbgebung der Serie erinnert, war meine Neugier geweckt – und dankenswerterweise bekam ich ein Rezensionsexemplar. Weiterlesen
Dänisches Kino: „Das Erbe“ von Per Fly
Der plötzliche Tod seines Vaters stellt Christoffer (Ulrich Thomsen, „Das Fest“) vor ein lebensentscheidendes Dilemma: Soll er dem Wunsch seiner Mutter folgen und sein bisheriges, äußerst glückliches Leben in Stockholm zurücklassen, um das familieneigene Stahlunternehmen durch eine Fusion zu retten, obwohl er weiß, welche Belastung es für ihn ist? Oder soll er auf seine Ehefrau Maria (Lisa Werlinder) hören und mit ihr in Stockholm bleiben, obwohl er weiß, dass seine Familie ihm das kaum verzeihen wird? Weiterlesen
Trailer und Starttermin: „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“
Am 20. März 2014 startet die Bestseller-Verfilmung „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ in den deutschen Kinos. Das Drehbuch stammt von dem schwedischen Komiker Felix Herngren, der auch die Regie übernommen hat.
Erzählt wird die Geschichte des Lebemanns Allan Karlsson (Robert Gustafsson), der an seinem 100. Geburtstag aus dem Altersheim flieht und noch einmal neu beginnen will. Aber nicht nur die Zukunft hält einige Überraschungen parat, auch in der Vergangenheit hat er bereits allerhand erlebt.
Fernseh-Tipp: „Grenzgang“
Am Mittwoch, den 27. November zeigt die ARD im 20:15 Uhr die Literaturverfilmung „Grenzgang“ (UFA Fiction), die auf dem gleichnamigen Roman von Stephan Thome basiert. Alle sieben Jahre wird im oberhessischen Bergenstadt der Grenzgang mit einem Volksfest gefeiert, bei dem aus Tradition die alten Gemeindegrenzen bekräftigt werden. Hier begegnen sich erstmals Kerstin (Claudia Michelsen) und Thomas (Lars Eidinger). Kerstin muss gerade einsehen, dass ihre Ehe gescheitert ist, Thomas ist wegen einer verpatzten Karriere als Historiker in seiner Heimat zurückgekehrt. Sie teilen einen intensiven Moment miteinander, aber dann trennen sich ihre Wege. Erst sieben Jahre später sehen sie sich erneut – und müssen das Scheitern ihrer Lebensträume anerkennen.
Thomes Debüt ist ein lesenswerter Provinzroman, bei der Verfilmung führt Brigitte Maria Bertele Regie, die mit ihrem Debüt „Nacht vor Augen“ und dem folgenden Film „Der Brand“ viel Anerkennung erhalten hat und mit Lars Eidinger sowie Claudia Michelsen ist der Film exzellent besetzt. Das könnte ein toller Fernsehabend werden!
Media Monday #126
Media Monday #126
1. Ich habe ja wirklich mal versucht, das Buch „Abendröte im Westen“ zu lesen, weil es McCarthys berühmtestes Buch und ein amerikanischer Klassiker ist, musste es dann aber bald zur Seite legen, denn fünf andere Bücher wollten gelesen und rezensiert werden und eine Deadline schlägt zumindest zeitweilig einen Klassiker.
2. Ich glaube, ich werde niemals in die Verlegenheit kommen, einen Film mit Schauspielerin Elizabeth Short zu sehen, denn sie hat vor ihrer Ermordung in keinem Film mitgespielt und war wohl entgegen der allgemeinen Annahme und populären Darstellungen der „black Dahlia“ gar keine Schauspielerin.
3. Die Serie „The Big Bang Theorie“ mag ja ihre Qualitäten haben und erfolgreich sein, konnte bei mir aber überhaupt nicht zünden, weil ich ohnehin nicht sonderlich gerne Comedy-Serien gucke und auch hier nur selten lachen konnte.
4. Wenn ein Film schon damit beginnt, dass der Schriftzug Zentropa zu lesen ist, dann weiß ich, dass ich einen Film mit zumindest dänischer Beteiligung sehe.
5. Größte Enttäuschung in der jüngsten Vergangenheit war für mich auf jeden Fall das abgesagte Tanten-Wochenende bei meinem Bruder, weil ich mich schon sehr darauf gefreut hatte, meine Nichten und meinen Neffen zu sehen.
6. Ganz ehrlich, neben Uwe Boll ist ________ einer der schlimmsten Regisseure, weil ________ . Ja, es wäre total leicht, hier Til Schweiger zu nennen. Aber ganz ehrlich: Selbst gute Regisseure sind kein Garant für gute Filme, also will ich nicht ausschließen, dass auch weniger gute Regisseure mal einen guten Film machen.
7. Mein zuletzt gelesener Verriss war über McCarthys Drehbuch „The Counselor“ auf Adrian McKintys Blog und der war aufschlussreich, weil für mich die Künstlichkeit der Dialoge und Settings ein von McCarthy bewusst gewähltes Stilmittel sind, McKinty ihm indes vor allem fehlende Lebensnähe vorwirft. Meine Kritik zu dem Film gibt’s bei kino-zeit.de zu lesen.
Krimi-Kritik: „Abbey Road Murder Song“ von William Shaw
London im Oktober 1968. Im Abbey Road Studio entsteht das vielleicht wichtigste Musikalbum aller Zeiten, vor der Straße warten hunderte junge Frauen auf die Beatles. Die vermeintliche Swingings-Sixties-Idylle wird durch einen Mordfall überschattet: In der Nähe der Abbey Road Studios wurde ein junges Mädchen tot aufgefunden. Anscheinend war sie von zuhause weggelaufen und ein Fan der Beatles. Die Ermittlungen führen Detective Cathal Breen und seine Kollegin Helen Tover daher durch Swinging London, allerdings zeigt sich schon bald, dass für die Tote das Leben weniger bunt war als sie es sich erhofft hatte.
Ein spannendes Setting hat sich William Shaw für sein Krimi-Debüt ausgesucht, jedoch dienen die Beatles mehr als prominenter Aufhänger. Sicher erwähnt er einige berühmte Namen, auch gibt es Besuche bei den Häusern der Beatles und einen fiktiven Gerichtsprozess gegen John Lennon. Der Fall führt jedoch aus dieser Szene und schließlich auch London heraus. Weitaus wichtiger ist die historische Kulisse hingegen für die Ermittler: Als Ire hat es Detective Breen in London schwer, außerdem ist sein Vater vor kurzem gestorben, er hat einen Kollegen in einer gefährlichen Situation im Stich gelassen und gilt noch dazu als integer und unbestechlich. Deshalb ist er bei seinen Kollegen nicht sehr beliebt. Auch seine Kollegin Helen Tover hat es nicht leicht: Sie ist eine der wenigen Frauen bei der Polizei und gibt sich nicht damit zufrieden, Tee zu kochen und den Schreibkram zu erledigen. Tapfer kämpft sie gegen Vorurteile und Diskriminierungen an, aber sogar nachdem sie entdeckt, dass auf einem Kleidungsstück, das dem Opfer gehört haben könnte, ein Spermafleck ist, erhält sie keine Anerkennung, sondern den Ruf, ein Flittchen zu sein. Wenigstens versteht sie sich mit dem ruhigen Breen gut. Weiterlesen
Einige Anmerkungen zu „Sechzehn Frauen“ von Rafael Cardoso
7 Millionen Menschen leben im Stadtgebiet von Rio de Janeiro, der zweitgrößten Stadt Brasiliens. Berühmt für seine Sambaschulen und den Karneval, berüchtigt für seine Favelas. Um über diese Stadt zu erzählen, greift der brasilianische Autor Rafael Cardoso in seinem Buch „Sechzehn Frauen“ auf die Stimmen der titelgebenden 16 Frauen zurück, die in kurzen Geschichten von ihrem Leben erzählen.
Sie leben in 16 verschiedenen Stadtteilen Rios, sind reich, arm, jung, alt, glücklich und verzweifelt. Einige kennen sich, andere werden miteinander bekannt, viele treffen einen geheimnisvollen jungen Mann namens Rafael. Sie sind Schauspielerinnen, Verkäuferinnen, Studentinnen und Rentnerinnen. Ein sechsjähriges Mädchen erzählt von einem Ausflug, eine ältere Frau von ihrem Haus. Im Idealfall entstünde aus ihren Geschichten ein buntes, flirrendes Panoptikum der Stadt, jedoch hat Rafael Cardoso nicht für jede eine eigene Stimme gefunden. Dadurch erscheinen sie mitunter austauschbar und leblos.
So unterschiedlich ihre Biographien und Lebensumstände auch sind, scheinen ihre Hoffnungen allzu oft an den Männern zu hängen – insbesondere an dem verführerischen Rafael. Dadurch werden die Erzählungen häufig klischeehaft. Indes klingt in den besten Momenten des Erzählungsbandes die Zuneigung durch, die der Autor für seine Erzählerin empfindet. Dann zeigt sich, wie reizvoll die Form des Buches ist – und welches Potential sie hatte. Insgesamt bleibt es jedoch bei kurzen Einblicken und wenigen Höhepunkten.
Rafael Cardoso: Sechzehn Frauen. Übersetzt von Peter Kultzen. S. Fischer 2013.






