Kritikerpreise von Los Angeles, Boston und New York Online

Gestern Abend haben nahezu gleichzeitig drei Kritikerverbände ihre Preisträger bekanntgegeben und weiterhin liegt „Zero Dark Thirty“ auf Erfolgskurs. Allerdings haben mir insbesondere die Entscheidungen der Filmkritiker von Los Angeles gefallen, da sie unkonventionell wie meist waren und „Amour“ zum besten Film gekürt haben. Außerdem haben sie – wie die Kollegen aus Boston – endlich Denis Lavants Leistung in „Holy Motors“ in Erinnerung gerufen. Wenngleich ich über den Film nicht in solche Begeisterungsstürme verfallen bin wie viele Kollegen – die Schauspielerei von Levante war herausragend.

Alle Gewinner im Überblick: Weiterlesen

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Media Monday #76

Nachdem ich letzten Montag urlaubsbedingt nicht teilgenommen habe, folgt hier wieder der obligatorische Lückentext des Media Monday.

1. Edward Norton gefiel mir am besten in „American History X“.

2. David Yates hat mit „Sex Traffic“ seine beste Regiearbeit abgelegt, weil ich keinen seiner „Harry Potter“-Filme gesehen habe.

3. Helen Mirren gefiel mir am besten in „Hinter der Tür“ als stoische Emerenc. Weiterlesen

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Trailer und Starttermin: „Zero Dark Thirty“

(c) UPI

In ihrem neuen Thriller arbeiten Regisseurin Kathryn Bigelow („Tödliches Kommando – The Hurt Locker“) und Drehbuchautor Mark Boal die Ereignisse auf, die zum Tod Osama bin Ladens führten. Mehr als ein Jahrzehnt wurde nach ihm gesucht, am Ende spürte ein kleines Team von CIA und NavySEALs den meistgesuchten Terroristen auf. Aber viele Details dieser Suche sind unbekannt – und werden nun von dem Film enthüllt.

Mit Jessica Chastain der Hauptrolle erwarte ich von dem Film sehr viel – zumal mir schon „The Hurt Locker“ außerordentlich gut gefallen hat. Auch bei den US-Kritikern ist er gut angekommen und wurde von dem NYFCC und dem NBR als bester Film ausgezeichnet.

Er startet am 31. Januar 2013 in den deutschen Kinos.

Und hier schon einmal ein Blick auf den Trailer:

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Krimi-Kritik: „Onno Viets und der Irre vom Kiez“ von Frank Schulz

Ich bin verliebt. In Onno Viets, den Mitte 50-jährigen Noppensockenträger, der seine Sätze gerne mit „öff, öff“ beendet. Und ein wenig auch in Frank Schulz, dem ich in einer Phase des „das habe ich doch alles schon einmal gelesen“ und „och nö, nicht schon wieder“ diesen famosen Roman zu verdanken habe. Beim Lesen habe ich laut gelacht, nur um auf der nächsten Seite gerührt und einige Seiten weiter erzürnt zu sein. „Onne Viets und der Irre von Kiez“ ist eine großartig geschriebener Kriminalroman, ein Gegenwartsroman und eine Gesellschafts- und Medienkritik.

Über Onno Viets

Eigentlich ist Onno mit seinem Leben ganz zufrieden. Er ist glücklich verheiratet mit der Erzieherin Edda und hat selbst seine Phobie gegen Vögel- und insbesondere Hühnerköpfe einigermaßen im Griff. Aber ihn plagen Steuerschulden und der Wunsch, seiner Edda ein Fahrrad zum Geburtstag zu schenken. Deshalb hat er – aus dem Fernsehen natürlich – die Idee, Privatdetektiv zu werden. Diesen Entschluss verkündet er gegenüber seinen Freunden, dem Rechtsanwalt Christoph Dannewitz, genannt Stoppel, dem schönen Raimund und Ulli „Elefantenpeitsche“ Vredemann, als sie nach dem wöchentlichen Tischtennisspielen in Hamburg-Eppendorf in der italienischen Kneipe „tre tigli“ zusammensitzen: „So, Sportsfreunde. Achtung, Achtung. Ich glaub, ich werd´ Privatdetektiv. Öff. Öff“. Weiterlesen

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Kritikerpreise: New York Film Critics Circle und National Board of Review

In diesem Jahr beginnt die Preisverleihungssaison für mich anscheinend zu früh, so dass ich ständig ein wenig hinterherhinke. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich mich in diesem Jahr zum einen das fast schon dogmatische Verhalten verschiedener amerikanischer Blogger etwas nervt – und es zum anderen bisher noch keinen Film gibt, für den ich mich leidenschaftlich begeistern kann. Aber ich habe ja auch noch nicht alle Kandidaten gesehen.

Bisher deutet sich Kathryn Bigelows „Zero Dark Thirty“ als Kritikerliebling an, was Erinnerung an die Preisverleihungssaison 2000/2010 wachruft. Damals wurde die Oscar-Verleihung zum Zweikampf zwischen Bigelows „Hurt Locker“ und James Camerons „Avatar“ stilisiert – mit besserem Ende für erstere. Dieses Mal könnte ihr „großer“ Gegner „Lincoln“ von Steven Spielberg sein. Darauf deuten zumindest die ersten Entscheidungen der Kritiker-Verbände hin.

Die Gewinner im Überblick: Weiterlesen

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DVD-Kritik und Verlosung: „Ausgerechnet Sibirien“

Matthias Bleuel (Joachim Król, re.) und seine Exfrau Ilka (Katja Riemann, li.) (c) Georg Nonnenmacher/Majestic

Matthias Bleuel (Joachim Król) ist auf dem Weg zu sich selbst – und das ist bekanntlich manchmal mühsam und langwierig. Aber immerhin hat er mit dem Joggen angefangen und will nun endlich fitter werden. So läuft der Vertriebsleiter eines mittelständischen Textilunternehmens in der Eingangssequenz des Films „Ausgerechnet Sibirien“ durch die rheinische Landschaft und hört dabei über Kopfhörer eine Geschichte über Schamanen und Tiergeister. Mit seiner Ankunft an seinem Haus wird dann deutlich, warum er zu sich selbst finden muss: Seine Frau (Katja Riemann) hat ihn verlassen, nun sitzt er alleine in seinem Reihenhaus und verkauft das gemeinsame Ehebett. Matthias ist ein durchschnittlicher Mann, der seine Routine schätzt. Und da es kaum einen Schauspieler gibt, der diese Durchschnittlichkeit verkörpert wie Joachim Król, passt er hervorragend in diese Rolle. Zwar zeigt er keine neuen Facetten, aber er ist glaubwürdig und versieht Bleuel mit einer erstaunlichen Übellaunigkeit, die es mitunter schwierig macht, dieser Figur Glück zu wünschen. Weiterlesen

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Krimi-Kritik: „Blutige Fehde“ von Stuart Neville

(c) rütten & loenig

Lesern von Stuart Nevilles Erstling „Die Schatten von Belfast“ wird eine der Hauptfiguren seines zweiten Thrillers „Blutige Fehde“ besonders bekannt vorkommen: Der Ex-IRA-Killer Gerry Fegan mordete dort, um die Schatten seiner Vergangenheit loszuwerden, und brachte dabei den Friedensprozess in Nordirland in Gefahr. In „Blutige Fehde“ belästigen ihn abermals die Schatten seiner Taten: Bull O’Kane hat das damalige Gemetzel überlebt und will sich nun an Fegan rächen. Deshalb heuert er den Killer „Der Nomade“ an, der vorerst in Belfast alte Rechnungen für ihn begleicht, sein Hauptziel ist allerdings der mittlerweile verschwundene Fegan. Um ihn wieder nach Nordirland zu locken, will O’Kane ihn an seinem einzigen schwachen Punkt treffen und Marie und deren Tochter Ellen entführen – die einzigen Menschen, die Fegan etwas bedeuten.

Korruption und alte Seilschaften
Während Stuart Neville in seinem Debüt noch dem Geflecht aus Gewalt, Politik und Korruption in Nordirland nachspürte, konzentriert er sich in „Blutige Fehde“ vor allem auf Police Inspector Jack Lennon, Ellens biologischen Vater und damit vordergründig auf die Korruption in der Polizei. Weiterlesen

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