Nun ist geschafft: 14 Lesungen in drei Tagen, die letzten vier fanden heute statt. Insgesamt war es heute der kurzweiligste Tag – und zwar nicht, weil Burkhard Spinnen nach der Mittagspause ständig Literatur mit Suppe verglich, sondern weil Leif Randt und Thomas Klupp zwei sehr witzige Texte vorgelesen haben und sich die Jury hin und wieder in den Haaren lag.
Leif Randt (c) TDDL 2011
Zu Beginn des Abschlusstages hat Leif Randt einen Auszug aus seinem Roman „Schimmernder Dunst über CobyCounty“ gelesen, in dem der Ich-Erzähler Wim von seinem Leben in dem künstlichen, scheinbar perfekten, an die Truman-Show erinnernden Ort CobyCounty erzählt. Voller witziger Anspielungen und mit viel Ironie schildert er sein Dasein, in dem sämtliche Klischees wahr geworden scheinen. Dass diese scheinbare Idylle nicht erhalten bleibt, klingt zunächst in Kleinigkeiten an, ehe dann am Ende des Textes Wims bester Freund Wesley eine Warnung seiner Mutter übermittelt. Spätestens dann ist offensichtlich, dass CobyCounty eine Blase ist, die auf einen Abgrund zusteuert. Oder in Worten von Hubert Winkels eine „Dystopie als Utopie“. Mir haben insbesondere die Ironie des Textes und – wie könnte es anders sein – die eingeflochtenen Versatzstücke aus Film und Literatur gefallen. Die Anlage des Textes, die kleinen Hinweise auf die Brüche in dieser Welt und das Spiel mit Klischees lassen sich mich sogar über das – zumindest auf den ersten Blick – unnötige Setting in einem fiktiven englischen Seebad hinwegsehen. Die Jury war durchaus geteilter Meinung. Während Hubert Winkels und Daniela Strigl sich überzeugt zeigten, kritisierte insbesondere Paul Jandl die künstliche Realität und mangelnde Authentizität und erhielt in diesem Punkt die Zustimmung von Hildegard E. Keller. Weiterlesen →