Schlagwort-Archive: Verfilmung

Krimi-Kritik: „Der Mann, der kein Mörder war“ von Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt

Auf den ersten Blick stimmt bei diesem Kriminalroman alles: Ein schöner Titel, die Geschichte klingt spannend und bei schwedischen Autoren-Duos werden unweigerlich Erinnerung an Maj Sjöwall und Per Wahlöö wach. Nun soll gar nicht der unzutreffende Vergleich mit diesen Eltern des mittlerweile oftmals als typisch angesehenen schwedischen Krimis gezogen werden, denn mit „Der Mann, der kein Mörder war“ wollen Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt keine Sozialkritik üben oder Missstände aufdecken, sondern spannend unterhalten. Und das gelingt ihnen in Ansätzen.

(c) Rowohlt Polaris

„Der Mann, der kein Mörder war“ ist der Auftakt zu einer fünfteiligen Reihe um den Psychologen Sebastian Bergman. Er ist ein schwieriger Charakter, egozentrisch und selbstverliebt, aber ein brillanter Kopf. Seit er seine Frau und seine Tochter bei dem Tsunami 2006 verloren hat, hat er seine Arbeit aufgegeben. Er lebt gänzlich in der Erfahrung des Verlustes und betäubt seinen Schmerz mit kurzen, schnellen Affären mit Frauen, die ihm für eine Nacht Nähe suggerieren. Sein Zustand bessert sich dadurch aber nicht, aber er will auch nicht, dass es ihm besser geht. Nun ist er anlässlich des Todes seiner Mutter in seine alte Heimatstadt Västerås zurückgekehrt, um die Hinterlassenschaften zu ordnen. Fast zur gleichen Zeit wird dort die Leiche eines Schülers entdeckt, der das Herz entnommen wurde. Weiterlesen

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„Die Unperfekten“ von Tom Rachmann

(c) dtv

Ein Schlüsselroman ist Tom Rachmanns „Die Unperfekten“ nicht. Auch gibt er keine enthüllenden Einblicke in das Leben von Journalisten oder einer Zeitungsredaktion. Stattdessen erzählt der amerikanische Autor in seinem Debüt elf Geschichten, die kaleidoskopartig miteinander verwoben sind. Im Mittelpunkt steht eine römische Tageszeitung, die in den 1950er Jahren von dem Geschäftsmann Cyrus Ott gegründet wurde. Für diese Zeitung schrieb auch einst Lloyd Burko, Auslandskorrespondent in Paris. Aber er ist ein Relikt aus einer anderen Zeit, das stoisch am Fax-Gerät und seinem alten Textverarbeitungsprogramm festhält. Vor E-Mails schreckt er zurück – und obwohl er dringend eine gute Geschichte bräuchte, fehlt ihm die Motivation. Längst in der Zeitung von heute kein Platz mehr für ihn. Aber auch das Blatt selbst hat an Glanz verloren. Mittlerweile hat Otts Enkel die Leitung übernommen, der mehr Interesse an seinem Hund als an der Zeitung hat. Und so mit ist der Niedergang eingeläutet. Weiterlesen

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Anlässlich der Verfilmung: „Russendisko” von Wladimir Kaminer

Wladimir Kaminer (c) Doris Poklekowski

Im Jahr 1990 kam Wladimir Kaminer aus Russland nach Berlin und lebte sich in dieser Stadt schnell ein, in der es – zumindest seinem Buch „Russendisko“ zufolge – von skurrilen Gestalten nur so wimmelt. Er muss tatsächlich Gefallen an diesem Ort und seinen Bewohnern gefunden haben, daher erzählt er in 50 kurzen Geschichten von Bulgaren, die einen Döner-Laden eröffnen, dem russischen Radio-Doktor und seinem Freund Sascha, der für zwei Frauen „Nüsse aus aller Welt und deutsche Pilze aus Sachsen“ verkauft, von seinem Vater, der in Deutschland unbedingt seinen Führerschein machen wollte, und seiner Mutter, die das Reisen entdeckte, aber die Welt nicht zu groß haben wollte und deshalb immer mit einem Berliner-Billig-Busreiseunternehmen reiste. Denn der Bus fährt schön lange und nicht allzu weit in die Ferne.

Das Buch zum Film (c) Randomhouse

Die einzelnen Handlungsanrisse erinnern an Kolumnen, die vor allem durch den stets liebevollen Blick des Autors überzeugen und unterhalten. Er will niemanden entlarven oder bloßstellen, sondern er geht mit einer ungemeinen Offenheit und Neugierde durch die Welt. Deshalb fallen ihm Eigenheiten auf, die andere vielleicht übersehen würden. Und bei aller literarischen Überzeichnung entsteht bei der Lektüre niemals der Eindruck des Unglaubwürdigen oder hoffnungslos Übertriebenden. Stattdessen ermöglicht Wladimer Kaminer einen anderen Blick auf der Berlin, der die Vorteile praktisch benennt. Immerhin ist Berlin nahezu mückenfrei und verglichen mit Moskau fast ein Kurort. Deshalb kann er auch darüber hinwegsehen, dass in Berlin nichts so ist, wie es zunächst scheint. Noch nicht einmal mehr die vietnamesischen Zigarettenverkäufer stammen wirklich aus Vietnam, sondern sind lediglich ein Klischee aus Fernsehserien. Weiterlesen

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“Russendisko” – Starttermin der Verfilmung von Wladimir Kaminers Bestseller

(c) Paramount Pictures

Die drei jungen Russen Wladimir, Mischa und Andrej kommen im Sommer 1990 nach Berlin und wollen hier ihr Glück finden. Schließlich sind sie in einer der spannendsten Städte der Welt. Andrj träumt vom großen Geld, Mischa von einer Karriere als Musiker, nur Wladimir weiß noch nicht so genau, was ihm sein Leben bringen soll. Dann lernt er Olga (Peri Baumeister) kennen, die schönste Frau, die er jemals gesehen hat …

Am 29. März startet die Verfilmung von Wladimir Kaminers Buch „Russendisko“ in den deutschen Kinos. Alleine das Buch verkaufte sich mehr als eine Million Mal, für den Film haben Christoph Hahnheiser und Arthur Cohn ein prominentes Team versammelt. Die Hauptrollen spielen Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke und Christian Friedel, Regie und Drehbuch übernahm Oliver Ziegenbalg, der mit Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke bereits bei „Friendship!“ zusammengearbeitet hat. Meine ausführliche Kritik zu dem Film ist bei spielfilm.de erschienen.

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Die Entdeckung des Hugo Cabret – Brian Selznicks Buch und Martin Scorseses Film

(c) cbj

Kann ein Buch über den Zauber des Films besser sein als ein Film? Diese Frage habe ich mir beim Lesen von Brian Selznicks „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ oft gestellt. Fraglos ist Martin Scorseses Verfilmung dieses Jugendbuches eine Hommage an das Kino und insbesondere an die frühen Filme von George Mélies. Dabei nutzt Scorsese seine 3D-Bilder für wunderbare Einstellungen und zieht einen schönen Bogen von der Entstehung visueller Effekte am Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Aber schon in meiner Kritik für spielfilm.de habe ich vor allem einen Punkt bemängelt: Bei aller technischen Perfektion dieses schön anzusehenden Films fehlt ihm das Herz.

Brian Selznick (c) David Serlin

Nun habe ich – mit Kenntnis des Films – das Buch von Brian Selznick gelesen. Er erzählt im Grunde die gleiche Geschichte: Der Junge Hugo Cabret lebt am Anfang der 1930er Jahre im Pariser Bahnhof. Sein Vater starb bei einem Brand in einem Museum, danach hat ihn sein versoffener Onkel aufgenommen, ist selbst aber bald verschwunden. Deshalb ist Hugo nun auf sich gestellt. Er sorgt dafür, dass die Uhren im Bahnhof richtig gehen, damit niemand das Verschwinden seines Onkels bemerkt und ihn entdeckt. Hauptsächlich will Hugo aber einen Automatenmenschen reparieren, in dem er eine Botschaft von seinem verstorbenen Vater vermutet.

Das Besondere an dem Buch ist die Erzählweise: Immer wieder wird der Text durch die schwarzweißen und atmosphärisch dichten Zeichnungen unterbrochen, die die Handlung dann weiter erzählen und einen spannenden Sog erzeugen. Es ist diese berückende Verbindung aus Text und Bild, die dem Buch seinen Zauber verleiht und die Faszination für erzählende Bilder deutlich macht.

Vom Buch zum Film Weiterlesen

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“Glück” von Doris Dörrie – Starttermin und Trailer

(c) Constantin

Am 23. Februar 2012 startet Doris Dörries Film „Glück“ in den deutschen Kinos. Die Geschichte basiert auf einer Geschichte aus Ferdinand von Schirachs Bestseller „Verbrechen“. In dem Film erzählt der Strafverteidiger Noah Leyden (Matthias Brandt) die Geschichte von Irina (Alba Rohrwacher) und Kalle (Vinzenz Kiefer), die ihr Glück unbedingt verteidigen wollen. Irina arbeitet als Prostituierte in Berlin, auf der Straße hat sie den Punk Kalle kennengelernt. Zögerlichen bauen sie sich ein neues Leben auf. Aber dann bricht eines Tages einer von Irinas Freiern tot in der gemeinsamen Wohnung zusammen – und Irina flieht voller Panik …

Und hier gibt es einen Blick auf den Teaser, der Trailer ist auf der Homepage zum Film zu finden!

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Die Jagd ist eröffnet – „Headhunter“ von Jo Nesbø

(c) Ullstein

Roger Brown ist kein liebenswürdiger Held. Er ist manipulativ, arrogant und überzeugt, immer alles im Griff zu haben. Von Beruf ist er Headhunter und gehört zu den besten in Norwegen. Er findet immer die richtige Besetzung für einen Job und holt aus den potentiellen Bewerbern mit seiner FBI-Fragetechnik fast alle Geheimnisse raus. Verheiratet ist er mit der schönen Galleristin Diana, die – davon ist er überzeugt – ihn nur liebt, weil er ihr fast alles gibt, was sie will. Einzig ihren Kinderwunsch erfüllt er ihr nicht, stattdessen hat er sie sogar zu einer Abtreibung überredet. Doch dafür hat er ihr eine Galerie finanziert und ermöglicht ihr ein luxuriöses Leben. Das Geld beschafft er durch Kunstdiebstahl. Seine Methode ist raffiniert: Er horcht in den Bewerbungsgesprächen die gut situierten, ehrgeizigen Manager über mögliche Beute und Sicherheitsrisiken aus, dann vereinbart er einen neuen Termin und schlägt in dieser Zeit zu. Alles läuft wunderbar. Denn eigentlich hat Roger Brown nur einen Komplex: Er ist mit 1,69 Meter unterdurchschnittlich groß. Weiterlesen

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