Schlagwort-Archive: Film

„Agent Hamilton“ – Mikael Persbrandt rettet die Welt

(c) Ascot Elite

Unweigerlich erinnert der Anfang von „Agent Hamilton“ an James Bond. In einer kurzen Sequenz ist Carl Hamilton (Mikael Persbrandt) im Bett mit einer schönen Frau zu sehen, die er aber für seinen nächsten Auftrag verlassen muss. Er sagt ihr nicht, wohin er gehen wird, verspricht lediglich, zu ihr zurückzukehren. Es folgt ein Schnitt, bei dem auch der Zuschauer anfangs nicht weiß, wo sich Hamilton befindet – doch schnell zeigt sich, dass er sich undercover in eine Waffenschmugglerbande eingeschlichen hat, die schwedische Skyshadows Raketen an der Grenze von Usbekistan zu Afghanistan verkaufen will. Doch der Deal platzt, als eine Gruppe bewaffneter Söldner den Übergabeort überfällt. Alle am Deal Beteiligten sterben – außer Hamilton, der nach Schweden zurückkehren kann. Und damit beginnt erst Hamiltons eigenes Abenteuer, bei dem er einen Landsmann aus der Hand somalischer Kämpfer befreien und verhindern muss, dass eine Privatarmee einen Krieg anzettelt.

Hamilton (Mikael Persbrandt) (c) Ascot Elite

Damit erschöpft sich die Ähnlichkeit zu James Bond bereits. Der schwedische Nachrichtenoffizier Carl Hamilton ist kein Held, sondern ein gut ausgebildeter Agent, der seit 20 Jahren diese Arbeit macht und nun auf schmerzhafte Weise mit der Erkenntnis konfrontiert wird, dass für ihn ein anderes Leben nicht mehr möglich ist. Entwickelt wurde die Figur in einer neunteiligen Romanreihe des Schwedens Jan Guillou in den 1980er Jahren. Drehbuchautor Stefan Thunberg und Regisseurin Kathrine Windfeld haben die Geschichte für diesen Film gut in die Gegenwart geführt und den kritischen linksliberalen Ton beibehalten. Weiterlesen

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„Paris Manhattan“ von Sophie Lellouche

Alice (Alice Taglioni) klagt Woody Allen ihr Leid (c) Senator Film

Alice (Alice Taglioni) ist Woody Allens größter Fan. Seit sie den ersten Film von ihm gesehen hat, ist sie überzeugt, dass nur er sie versteht. Mit ihm bespricht sie ihre Sorgen und Nöte – und davon hat sie gerade in Liebesdingen einige. Seit ihre Schwester Hélène (Marine Delterme) ihren Traummann geheiratet hat, findet sie keinen passenden Partner, sondern sieht sich aberwitzigen Verkupplungsversuchen ihres Vaters ausgesetzt. Dennoch scheint Alice zumindest nach außen hin ganz glücklich, immerhin teilt sie ja auch Woody Allens Maxime, dass sie niemals in einen Club aufgenommen werden will, der so jemanden wie sie als Mitglied akzeptiert. Also führt sie die Apotheke ihres Vaters mit Charme und Kompetenz – und empfiehlt mit Vorliebe Filme zu Behandlungszwecken. Dann lernt sie auf einer Party den galanten Vincent (Yannick Soulier) kennen, einen Freund ihres Schwagers. Er kennt Woody Allen, liebt Cole Porter und umgarnt Alice nach allen Regeln der Kunst. Kurzum: Er ist der perfekte Verehrer. Außerdem begegnet sie dort aber dem zynischen Victor (Patrick Bruel), der noch nie einen Film von Woody Allen gesehen hat und aberwitzige Alarmanlagen entwickelt. Mit ihm kann sie streiten und diskutieren, er ist entwaffnend ehrlich, verlässlich und originell. In den folgenden Wochen trifft sie sich nicht nur mit diesen zwei grundverschiedenen Männern, sondern lernt auch einige unliebsame Wahrheiten über ihre Familie. Und alles wird stets begleitet von den hilfreichen Kommentaren Woody Allens. Weiterlesen

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Buch und DVD: „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“

Hypes stehe ich sehr skeptisch gegenüber und auch Jugendbücher lese ich eher selten. Daher ist beispielsweise Harry Potter völlig an mir vorbeigegangen. Und vermutlich hätte ich auch den „Tributen von Panem“ wenig Aufmerksamkeit geschenkt, wenn ich nicht seit einem guten Jahr verstärkt über Literaturverfilmungen schreiben würde – und die von mir seit „Winter’s Bone“ geschätzte Jennifer Lawrence nicht die Hauptrolle übernommen hätte. Nun ist die Verfilmung auf DVD erschienen.

Die Hungerspiele – Gesellschaftskritik und Utopie

(c) Oettinger

Suzanne Collins entwirft in ihrem Buch „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ ein düsteres Zukunftsszenario: Nordamerika wurde durch den Klimawandel und Kriege zerstört, seither ist das Land in zwölf Distrikte eingeteilt, über die das dekadente Kapitol herrscht. Als Mahnung für einen zurückliegenden Aufstand eines 13. Distrikts werden jedes Jahr die Hungerspiele veranstaltet. Hierfür werden bei der „Ernte” aus jedem Distrikt ein Junge und ein Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren als Tribute ausgelost. An einem unbekannten Ort kämpfen sie dann solange gegeneinander, bis nur noch einer von ihnen am Leben ist. Als nun ihre kleine Schwester Primrose ausgelost wird, meldet sich 16-jährige Katniss Everdeen freiwillig – und stellt sich mit dem männlichen Tribut Peeta Mellark den todbringenden Spielen. Weiterlesen

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Von „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“ zu „Superhero“ – Über die Verfilmung des Romans von Anthony McCarten

(c) Bavaria Pictures

Normalerweise lese ich erst ein Buch und sehe dann den Film. Im letzten Jahr habe ich es lediglich bei „Naokos Lächeln“ in anderer Reihenfolge gemacht, in diesem Jahr nun bei „Am Anfang eines viel zu kurzen Tages“, der Verfilmung von Anthony McCartens Roman „Superhero“. Bei dieser Vorgehensweise verschieben sich die Rezeptionseinflüsse. Nun habe ich die Bilder des Films im Kopf, das Aussehen der Schauspieler und ihre Interpretation der Rolle. Im Verlauf der Lektüre rückt der Film zumeist in den Hintergrund, aber gerade am Anfang beeinflusst der Film doch die Erwartung.

Über die Besonderheiten des Films

Thomas Brodie-Sangster als Donald Delpe (c) Bavaria Pictures

Erzählt wird in Buch und Film von dem krebskranken Donald Delpe und seiner Familie. In dem Film des irischen Regisseurs Ian Fitzgibbon wird die Rolle hervorragend von Thomas Brodie-Sangster gespielt. Beeindruckt hat mich aber insbesondere der Erzählstil des Films. Donald hat in seinen Comics ein Ventil für seine Krankheit gefunden. Daher unterbrechen animierte Szenen den Fortgang der Handlung und etablieren eine zweite Ebene in dem Film, die sich allein im Donald und seine Wahrnehmung dreht. Dabei bringen die düsteren Bilder seine Ängste zum Ausdruck. Neben den animierten Szenen habe ich in meiner Besprechung für spielfilm.de auch die Musik hervorgehoben, die gut eingesetzt war. Aber im Gegensatz zu den animierten Szenen ist Musik ein sehr filmisches Mittel, also spielte sie bei den Erwartungen an den Roman keine Rolle. Weiterlesen

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„Rampart“ – Der Niedergang eines Cops

Officer Browns Übergriff (c) Ascot Elite

Acht Jahre nach dem brutalen Übergriff auf Rodney King wird Officer Dave Brown (Woody Harrelson) gefilmt, wie er einen Verdächtigen zusammenschlägt. Unter normalen Umständen würde das LAPD diesen Skandal aussitzen, aber Officer Brown gehört zu der Rampart-Einheit, auf die Vorwürfe der Korruption und Gewalt nur so einprasseln. Deshalb wird er damit nicht durchkommen – obwohl seine Kollegen auf seiner Seite stehen und er aufgrund einflussreicher Freunde vorerst seine Arbeit behält.

Officer Brown (c) Ascot Elite

Vor dem Hintergrund des Rampart-Skandals inszeniert Oren Moverman weniger einen Kriminalfilm denn eine Charakterstudie. Officer Dave Brown ist eine aussterbende Spezies Polizist, der überzeugt ist, dass das Ziel, die Straßen sicherer zu machen, jedes Mittel heiligt. Deshalb verprügelt er Verdächtige, schiebt Beweise unter und lässt sich Gefälligkeiten erweisen. Er war mit zwei Frauen (Cynthia Nixon, Anne Heche) verheiratet, die Schwestern sind, hat jeweils eine Tochter mit einer Frau, lebt aber mittlerweile nur noch auf einem Grundstück mit ihnen. Die Fassade der Familienwelt bröckelt, vor allem seine älteste Tochter (Brie Larson) hat längst durchschaut, dass ihr Vater ein gewalttätiger Mann ist. In einer eindrucksvollen Szene wirft sie ihm vor, er sei ein Rassist, Sexist, Chauvinist und Homophober. Er kontert diese Vorwürfe lediglich mit der Frage, wie lange sie ihre Rede geübt habe. Dadurch wird das ganze Ausmaß von Ramparts Abgestumpfheit deutlich, die er mit Tabletten, Alkohol und Sex zu kompensieren sucht. Aber sein Leben entgleitet ihm: seine Ex-Frauen wollen ihn aus dem Haus haben, seine Töchter wollen die Wahrheit wissen – und auch ein Ermittler der Staatsanwaltschaft (Ice Cube) hat ihn an der Angel. Weiterlesen

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Eine mutige Prinzessin – „Merida – Legende der Highlands“

(c) 2012 Disney/Pixar

„Brave“ – so der Originaltitel des Films „Merida – Legende der Highlands“ – ist Prinzessin Merida (gesprochen von Nora Tschirner) allemal: Mutig streift sie mit ihren feuerroten Haaren durch die schottischen Highlands, klettert auf hohe Felsen, trinkt von Wasserfällen und schießt meisterhaft mit ihrem Bogen. Sie ist eine selbständige junge Dame, die sehr genau weiß, was sie will. Daher kann sie auch nicht verstehen, warum sie sich mit einem der Söhne der Clans verloben soll – wie es sich für eine Prinzessin gehört. Sie will ein selbstbestimmtes Leben führen. Aber Meridas Mutter Elinor besteht darauf, dass ihre Tochter die Tradition befolgt. Daraufhin ersinnt Merida einen Ausweg, der ihre Familie und das Königreich fast in eine Katastrophe führt.

(c) 2012 Disney/Pixar

(c) 2012 Disney/Pixar

„Merida – Legende der Highlands“ aus dem Hause Pixar ist ein Film, der vor allem visuell herausragend ist. Schon nach wenigen Minuten ist der Zuschauer in die mythische Welt der schottischen Highlands mit ihren Legenden und Sagen eingetaucht. Die Landschaft mit ihrem Hügeln, Wäldern und Wasserfällen wirkt beinahe echt, die Irrlichter sind magisch schön, Meridas Haare springen widerspenstig und natürlich um ihren Kopf – einzig die Gesichter und Proportionen bleiben weiterhin eine Konzession an die Animationserwartungen. Dagegen sind die Tiere (insbesondere die Bären) aufgrund ihres Fells und ihrer Bewegungen so realistisch, dass es für kleinere Kinder in manchen Szenen vielleicht etwas zu gruselig sein könnte – wenngleich Meridas drei kleine Brüder für viele Lacher sorgen werden. Weiterlesen

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Preview in Köln und Kinostart von „Oma & Bella“

Die besten Freundinnen Bella und Regina sind Jahrgang 1923 und 1927 und wohnen nun seit fünf Jahren zusammen in einer Wohnung in Charlottenburg. Ihre Leidenschaft ist das Kochen. Reginas Enkelin, die Filmemacherin Alexa Karlinski, hat die Damen mit der Kamera begleitet, ihnen zugesehen und zugehört. Während sie ihre Hühnersuppe kochen, erzählen sie von ihrer Kindheit in Vilnius und Katowice, dem Überleben der Ghettos und Lager, ihren Männern und ihrem Leben nach dem Krieg in Berlin. Das Ergebnis ist ein wunderbares Porträt von zwei jüdischen Frauen und das Leben im Alter.

Am 1. August findet um 20 Uhr in der Filmpalette eine Preview von „Oma & Bella“ statt, der ab dem 23. August bundesweit in die Kinos kommt.

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