Schlagwort-Archive: Film

Colin Clark – „Meine Woche mit Marilyn“

(c) Schirmer/Mosel

„Mein ganzes Leben lang habe ich Tagebuch geführt, aber die Ereignisse der folgenden Seiten sind dort nicht zu finden. Es handelt sich dabei um ein Märchen, ein Zwischenspiel, eine Episode außerhalb von Zeit und Raum. Dennoch hat sich alles wirklich so zugetragen.“ Mit diesen Zeilen beginnt „Meine Woche mit Marilyn“ von Colin Clark, das erstmals in deutscher Sprache bei Schirmer/Mosel erschienen ist. In London im Jahre 1956 war er dritter Regieassistent bei den Dreharbeiten zu „Der Prinz und die Tänzerin“, der in den Pinewood Studios gedreht wurde. Colin Clark kam gerade von der Universität und hat die Anstellung auf Vermittlung von Sir Laurence Olivier bekommen, der mit seinen Eltern befreundet war – und bei dem Film die Hauptrolle übernahm sowie Regie führte. An seiner Seite sollte die Hollywood-Ikone Marilyn Monroe spielen. Mit ihrer neu gegründeten Firma Marilyn Monroe Production war sie an dem Film beteiligt – und erhoffte sich außerdem, als Kollegin des berühmten Theaterschauspieler Olivier endlich auch als Schauspielerin ernst genommen zu werden.

Doch die Dreharbeiten laufen nicht gut. Marilyn Monroe ist unsicher, hadert mit ihren Selbstzweifeln. Sie kommt zu spät, die gesamte Crew muss häufig auf sie warten. Genau zeichnet Colin Clark nach, in welcher Situation sich Marilyn Monroe befand. Weiterlesen

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„Hinter der Tür“ – Ein Roman von Magda Szabó und ein Film von Istvan Szabó

(c) Suhrkamp

„Ich bin schuld an Emerencs Tod. Daran ändert auch nichts die Tatsache, daß ich sie nicht umbringen, sondern retten wollte“. Dieses Bekenntnis steht am Anfang des Romans „Hinter der Tür“ von der ungarischen Schriftstellerin Magda Szabó. Darin erzählt sie von ihrer schwierigen Beziehung zu der älteren Emerenc, die ihre Haushälterin und auch Freundin gewesen ist. Gerade erst wurde der Roman von Istvan Szabó mit Martina Gedeck und Helen Mirren verfilmt. Doch im Gegensatz zu dem Film zieht dieser Roman einen fast unmerklich in den Bann.

Fast 20 Jahre lang hat sich Emerenc um den Haushalt von Magda und ihrem Mann („die Herrschaft“) gekümmert. Sie ist eine eigensinnige Haushaltshilfe, die sich ihre Arbeitgeber selbst aussucht und nach ihren Regeln ihre Arbeit verrichtet. Im Verlauf der Jahre entsteht zwischen Magda und Emerenc ein ambivalentes Mutter-Tochter-Verhältnis, das eine Grenze kennt: die Tür von Emerencs Dienstwohnung. Dorthin hat sie bisher niemanden gelassen – und auch Magda erfährt erst zu einem späten Zeitpunkt, was Emerenc dahinter verbirgt. Weiterlesen

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Anlässlich der Verfilmung: „Russendisko” von Wladimir Kaminer

Wladimir Kaminer (c) Doris Poklekowski

Im Jahr 1990 kam Wladimir Kaminer aus Russland nach Berlin und lebte sich in dieser Stadt schnell ein, in der es – zumindest seinem Buch „Russendisko“ zufolge – von skurrilen Gestalten nur so wimmelt. Er muss tatsächlich Gefallen an diesem Ort und seinen Bewohnern gefunden haben, daher erzählt er in 50 kurzen Geschichten von Bulgaren, die einen Döner-Laden eröffnen, dem russischen Radio-Doktor und seinem Freund Sascha, der für zwei Frauen „Nüsse aus aller Welt und deutsche Pilze aus Sachsen“ verkauft, von seinem Vater, der in Deutschland unbedingt seinen Führerschein machen wollte, und seiner Mutter, die das Reisen entdeckte, aber die Welt nicht zu groß haben wollte und deshalb immer mit einem Berliner-Billig-Busreiseunternehmen reiste. Denn der Bus fährt schön lange und nicht allzu weit in die Ferne.

Das Buch zum Film (c) Randomhouse

Die einzelnen Handlungsanrisse erinnern an Kolumnen, die vor allem durch den stets liebevollen Blick des Autors überzeugen und unterhalten. Er will niemanden entlarven oder bloßstellen, sondern er geht mit einer ungemeinen Offenheit und Neugierde durch die Welt. Deshalb fallen ihm Eigenheiten auf, die andere vielleicht übersehen würden. Und bei aller literarischen Überzeichnung entsteht bei der Lektüre niemals der Eindruck des Unglaubwürdigen oder hoffnungslos Übertriebenden. Stattdessen ermöglicht Wladimer Kaminer einen anderen Blick auf der Berlin, der die Vorteile praktisch benennt. Immerhin ist Berlin nahezu mückenfrei und verglichen mit Moskau fast ein Kurort. Deshalb kann er auch darüber hinwegsehen, dass in Berlin nichts so ist, wie es zunächst scheint. Noch nicht einmal mehr die vietnamesischen Zigarettenverkäufer stammen wirklich aus Vietnam, sondern sind lediglich ein Klischee aus Fernsehserien. Weiterlesen

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Kinostarts im März – King of Devil’s Island

Am 29. März startet in den deutschen Kinos der norwegische “King of Devil’s Island”, das im letzten Jahr bei den Nordischen Filmtagen den NDR-Spielfilmpreis und den Publikumspreis gewonnen hat. In seinem sehenswerten Drama erzählt Marius Holst eine universelle Geschichte über den Missbrauch von Macht und dem unbezwingbaren Freiheitswillen.

Der Heimleiter (Stellan Skarsgard) und Erling (Benjamin Halsted)

Norwegen im Jahr 1915. Der 17-jährige Erling (Benjamin Halsted) und der jüngere Ivar (Magnus Langlete) sind auf dem Weg zu der Insel Bastøy, auf der eine berüchtigte Erziehungsanstalt liegt. Dort führt Heimleiter Bestyreren (Stellan Skarsgård) ein strenges Regime, das unbedingten Gehorsam und Fleiß fordert. Er ist überzeugt, dass die Jungen durch harte Arbei, strenge Disziplin und Aufgabe ihrer Individualität wieder “gesellschaftsfähig” gemacht werden können. Und Olav (Trond Nilsen) hat es fast geschafft und steht kurz vor seiner Entlassung. Aber Erling erinnert ihn an ein Leben außerhalb dieser Insel – und schließlich kommt es zur Rebellion … Eine ausführliche Kritik ist bei spielfilm.de zu finden. Dort ist auch mein Interview mit Marius Holst erschienen. Hier gibt es schon einmal einen Blick auf den Trailer:

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„Extrem laut und unglaublich nah“ – Der Roman und der Film

(c) Kiepenheuer & Witsch

Der neunjährige Oskar Schell hat seinen Vater bei den Anschlägen auf das World Trade Center verloren und kann diesen Verlust nur schwer verarbeiten. Eines Tages findet er in den Sachen seines Vaters einen Schlüssel. Und er ist überzeugt, dass es seine Aufgabe ist, das passende Schloss zu entdecken. Sein Vater hat ihn schon immer auf Entdeckungstouren geschickt – beispielsweise sollte er in New York den verschwundenen sechsten Bezirk suchen. Verzweifelt klammert sich Oskar an den Gedanken, dass die Suche nach dem passenden Schloss eine letzte Aufgabe für ihn ist, und entdeckt tatsächlich einen weiteren Hinweis: Auf einem Zettel hat sein Vater den Namen Black notiert. Nun muss er nur noch alle 216 Adressen aufsuchen, die er zu den 472 Menschen mit dem Namen Black im Telefonbuch gefunden hat. Damit beginnt für ihn eine Reise, die gleichsam zu einem Verarbeitungsprozess seines Verlustes wird. Weiterlesen

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Starttermin und Trailer – “Krieg der Knöpfe”

Am 12. April 2012 startet „Krieg der Knöpfe“ in den deutschen Kinos. Der Jugendbuchklassiker von Louis Pergaud aus dem Jahr 1912 wurde bereits mehrfach verfilmt, nun hat sich Christoph Barratier („Die Kinder des Monsieur Mathieu“) dieses Stoffes angenommen. Er verlagert die Handlung in das Jahr 1944. Für die Kinder der Nachbardörfer Longeverne und Velrans hat sich trotz des tobenden Zweiten Weltkrieges nicht vieles geändert. Noch immer führen sie Krieg gegeneinander, wenngleich sich ihre Auseinandersetzungen – ungeachtet der kindlichen Ernsthaftigkeit, mit der sie geführt werden – anfangs weitaus harmloser ausnehmen. Doch dann kommt die hübsche Violette ins Dorf, die eigentlich Myriam heißt und Jüdin ist. Sie versteckt sich in dem Dorf – und ihr Geheimnis kann nur gewahrt bleiben, wenn alle zusammenhalten.

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Die Entdeckung des Hugo Cabret – Brian Selznicks Buch und Martin Scorseses Film

(c) cbj

Kann ein Buch über den Zauber des Films besser sein als ein Film? Diese Frage habe ich mir beim Lesen von Brian Selznicks „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ oft gestellt. Fraglos ist Martin Scorseses Verfilmung dieses Jugendbuches eine Hommage an das Kino und insbesondere an die frühen Filme von George Mélies. Dabei nutzt Scorsese seine 3D-Bilder für wunderbare Einstellungen und zieht einen schönen Bogen von der Entstehung visueller Effekte am Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Aber schon in meiner Kritik für spielfilm.de habe ich vor allem einen Punkt bemängelt: Bei aller technischen Perfektion dieses schön anzusehenden Films fehlt ihm das Herz.

Brian Selznick (c) David Serlin

Nun habe ich – mit Kenntnis des Films – das Buch von Brian Selznick gelesen. Er erzählt im Grunde die gleiche Geschichte: Der Junge Hugo Cabret lebt am Anfang der 1930er Jahre im Pariser Bahnhof. Sein Vater starb bei einem Brand in einem Museum, danach hat ihn sein versoffener Onkel aufgenommen, ist selbst aber bald verschwunden. Deshalb ist Hugo nun auf sich gestellt. Er sorgt dafür, dass die Uhren im Bahnhof richtig gehen, damit niemand das Verschwinden seines Onkels bemerkt und ihn entdeckt. Hauptsächlich will Hugo aber einen Automatenmenschen reparieren, in dem er eine Botschaft von seinem verstorbenen Vater vermutet.

Das Besondere an dem Buch ist die Erzählweise: Immer wieder wird der Text durch die schwarzweißen und atmosphärisch dichten Zeichnungen unterbrochen, die die Handlung dann weiter erzählen und einen spannenden Sog erzeugen. Es ist diese berückende Verbindung aus Text und Bild, die dem Buch seinen Zauber verleiht und die Faszination für erzählende Bilder deutlich macht.

Vom Buch zum Film Weiterlesen

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