Ein Jahr ist seit dem Tod von Donald Delpe, der großartigen Hauptfigur aus Anthony McCartens Roman „Superhero“, vergangen. Und dieses Jahr ist für die Familie Delpe nicht gut gelaufen: Mutter Renata vergräbt sich in ihrer Trauer und wirft ihrem Mann stumm seine vermeintliche Verantwortungslosigkeit vor. Sie kann ihren Sohn Donald nicht loslassen und pflegt sogar weiterhin seinen Facebook-Account. Hilfe verspricht sie sich von einem Chat im Internet, in dem sie mit einem Vertreter Gottes spricht. Vater Jim will sich seiner eigenen Trauer nicht stellen, sondern vergräbt sich in seiner Arbeit und ist überzeugt, dass seiner Familie nur ein Neuanfang in einem Haus auf dem Land helfen würde. Und Donalds Bruder Jeff hat es mittlerweile aufgegeben, seinen Eltern in ihrer Trauer zu helfen. Er hat sich in die Welt des Online-Rollenspiels „Life of Lore“ zurückgezogen, in der er sich frei entfalten kann. Nachdem seine Mutter aber ein weiteres Mal Kontrolle mit Fürsorge verwechselt, zieht Jeff die Konsequenzen und haut ab. Daraufhin versinkt Renata tiefer in ihre Depressionen und stellt aberwitzige Bemühungen an, ihren Sohn zu finden. Jim beschließt hingegen, dass er die Welt von „Life of Lore“ kennenlernen muss. Denn dort – so ist er überzeugt – wird er seinen Sohn finden. Also macht er sich mit der Hilfe eines Computer-Experten auf den Weg in die virtuelle Welt. Weiterlesen
Schlagwort-Archive: Ganz normale Helden
Von „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“ zu „Superhero“ – Über die Verfilmung des Romans von Anthony McCarten
Normalerweise lese ich erst ein Buch und sehe dann den Film. Im letzten Jahr habe ich es lediglich bei „Naokos Lächeln“ in anderer Reihenfolge gemacht, in diesem Jahr nun bei „Am Anfang eines viel zu kurzen Tages“, der Verfilmung von Anthony McCartens Roman „Superhero“. Bei dieser Vorgehensweise verschieben sich die Rezeptionseinflüsse. Nun habe ich die Bilder des Films im Kopf, das Aussehen der Schauspieler und ihre Interpretation der Rolle. Im Verlauf der Lektüre rückt der Film zumeist in den Hintergrund, aber gerade am Anfang beeinflusst der Film doch die Erwartung.
Über die Besonderheiten des Films
Erzählt wird in Buch und Film von dem krebskranken Donald Delpe und seiner Familie. In dem Film des irischen Regisseurs Ian Fitzgibbon wird die Rolle hervorragend von Thomas Brodie-Sangster gespielt. Beeindruckt hat mich aber insbesondere der Erzählstil des Films. Donald hat in seinen Comics ein Ventil für seine Krankheit gefunden. Daher unterbrechen animierte Szenen den Fortgang der Handlung und etablieren eine zweite Ebene in dem Film, die sich allein im Donald und seine Wahrnehmung dreht. Dabei bringen die düsteren Bilder seine Ängste zum Ausdruck. Neben den animierten Szenen habe ich in meiner Besprechung für spielfilm.de auch die Musik hervorgehoben, die gut eingesetzt war. Aber im Gegensatz zu den animierten Szenen ist Musik ein sehr filmisches Mittel, also spielte sie bei den Erwartungen an den Roman keine Rolle. Weiterlesen