Kinotipps für den Mai

„Turn me on“

(c) W-Film

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Am Donnerstag, den 8. Mai läuft die norwegische Coming-of-Age-Komödie „Turn me on“ in den Kinos an, die mich mit ihrer tollen Protagonistin und Handlung begeistert hat. Endlich steht mal ein Mädchen im Mittelpunkt, das noch dazu frei über Sex spricht und ihn verlangt – und deshalb an den Reaktionen ihrer Umwelt schwer zu tragen hat. Alles wird mit verschrobenem Humor erzählt, daher möchte ich diesen kleinen Film sehr, sehr empfehlen.

Mehr habe ich bei kino-zeit.de über den Film geschrieben.

„Fruitvale Station“

(c) dcm

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Und bereits am 1. Mai ist „Fruitvale Station“ angelaufen. In dem amerikanischen Indepedentfilm schafft Ryan Coogler ein komplexes des jungen Schwarzen Oscar Grant III., der am Neujahrsmorgen 2009 an der titelgebenden Bahnstation ums Leben gekommen ist. Allein aufgrund der Schauspieler – allen voran Michael B. Jordan aus „The Wire“ und tollen Montagen schon sehenswert, hat mich beeindruckt, dass Ryan Coogler aus der Empörung über die damaligen Ereignisse einen Film mit einer überzeugenden und tiefen humanistischen Haltung geschaffen hat.

Meine ausführliche Kritik bei kino-zeit.de.

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Media Monday #149

1. Könnte ich die Filmfigur Hulk im wahren Leben einmal treffen, müsste ich sie unbedingt einmal fragen, wie es sich anfühlt, grün zu sein. Schließlich soll das ja laut Kermit alles andere als einfach sein.

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2. Das Franchise von irgendeinem dieser Superhelden möge man bitte schnellstmöglich beerdigen, weil dann vielleicht auch wieder Geld vorhanden ist, um Originalstoffe zu verfilmen.

3. Wenn die Zeit nicht immer so knapp wäre, hätte ich schon längst einen Blick auf das Gesamtwerk sowohl von Ari als auch Mika Kaurismäki geworfen, aber so bleibt meine Kenntnis auf einige wenige Filme beschränkt. Vorerst.

4. Am meisten in Filmen nervt mich ja die Klischeefigur der/des lustigen Dicken wie zum Beispiel in „Brautalarm“, weil die Dicken meist schräg, platt und/oder dem Fäkalhumor äußerst zugeneigt sind. Ebenso nerven mich die Frauenfiguren in vielen romantischen Komödien, deren einziger Lebenssinn daraus besteht, einen passenden Mann zu finden. Aber darüber habe ich mich beim Media Monday ja schon häufiger aufgeregt.

5. „Fruitvale Station“ hat mich tief bewegt, weil Ryan Coogler ein komplexes Porträt eines jungen schwarzen Mannes gedreht hat, der einfach keine Chance mehr bekommen hat, sein Leben zu ändern.

6. Hätte man mich bei der letzten Staffel von „Downton Abbey“ ein Wörtchen mitreden lassen, hätte ich dafür gesorgt, dass Mary länger trauern darf, Edith endlich etwas Glück widerfährt – und vor allem Mrs. und Mr. Bates nicht schon wieder Ungemach widerfährt.

7. Zuletzt gelesen habe ich „Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter“ und das war ein guter Kriminalroman, weil Malcolm Mackay interessante Figuren versammelt, um von dem Aufstieg eines schottischen Verbrechenssyndikats zu erzählen.

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Gelesen März/April 2014

Nachdem der März ein bescheidener Lesemonat war, bin ich im April wieder besser in Form. Die Bücher stapeln sich hier zwar immer noch, auch erinnern mich die täglich eintrudelnden Herbstvorschauen beständig daran, dass ich mit den Frühjahrsbüchern noch nicht durch bin, aber dagegen hilft ja bekanntlich nur eines: Lesen.

Im April und Mai habe ich folgende Bücher (wieder-)gelesen:

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Eoin Colfer: Hinterher ist man immer tot
Stephan Kaluza: 30 Keller
Heinrich Steinfest: Der Allesforscher
Amy Hempel: Die Ernte
Jörg Juretzka: Sense
Jörg Juretzka: Der Willy ist weg
Jörg Juretzka: Fallera
Jörg Juretzka: Equinox
Jörg Juretzka: Wanted
Jörg Juretzka: Bis zum Hals
Jörg Juretzka: Alles total groovy hier
Joyce Maynard: Der Duft des Sommers
Jörg Juretzka: Rotzig & Rotzig
Jörg Juretzka: Freakshow
Jörg Juretzka: Taxibar
Jörg Juretzka: Schlachtfeld der Liebe
Chimanda Ngozi Adiche: Americanah

Die meisten Juretzka-Titel hatte ich bereits vor Jahren gelesen, nun aber für einen Beitrag über Kristof Kryszinski und ihn wieder entdeckt und ich hatte einen Heidenspaß. Da einige der Bücher noch bei meinen Eltern lagern, habe ich außerdem nebenbei die überraschend gute Krimi-Auswahl der Stadtbibliothek Beuel entdeckt, die ich zukünftig häufiger nutzen werde. Joyce Maynard habe ich anlässlich der Verfilmung von Jason Reitman gelesen – mir war das alles zu süß und weich. (zur Kritik des Films „Labor Day“). Heinrich Steinfest ist einer meiner Lieblingsautoren, sein „Allesforscher“ ist ein wunderbar rätselhafter und nachdenkenswerter Roman, ein Blogbeitrag folgt. Amy Hempels Kurzgeschichten haben mich sehr bewegt, sie sind geheimnisvoll, manchmal grausam, manchmal bewegend, immer klug und ich möchte unbedingt mehr von ihr lesen. Sehr beeindruckt hat mich außerdem Adiches „Americanah“, der einer jener Romane ist, die mich die Welt mit anderen Augen sehen lassen und deren Lektüre mich und meine Wahrnehmung verändern. Ein Beitrag über dieses Buch und „Nairobi Heat“ wird diese Woche folgen.

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Die Liebe im Lichte Dänemarks – Über „Marie Krøyer“ von Bille August

(c) Rolf Konow; DFI

(c) Rolf Konow; DFI

Das Licht soll einzigartig sein in Skagen im Norden Dänemarks. Deshalb zieht es seit Jahrzehnten Künstler in den kleinen Fischerort. Zur Jahrhundertwende ist der berühmteste Maler des Ortes Peder Severin Krøyer (Søren Saetter-Lassen), genannt Søren. Er lebt hier mit seiner Frau Marie (Birgitte Hjort Sørensen), die von vielen als die schönste Frau Dänemarks gesehen wird, und seiner Tochter Vibeke. Auf den ersten Blick scheint ihr Leben einer Künstler-Idylle zu gleichen: Während Søren und Marie im Atelier malen, sitzt Vibeke zwischen ihnen und freut sich über die alberne Aufmerksamkeit ihres Vaters. Marie und Søren wirken glücklich, sie ist ihrem Mann Model, kümmert sich um den Haushalt und ihre Tochter. Aber schnell zeichnen sich erste Risse ab: Søren ist launisch, dominant und impotent. Er ordnet alles seiner Kunst unter, jedoch hält Marie das Verhalten ihres Mannes duldsam aus. Anscheinend will sie den Traum vom Leben an der Seite eines berühmten Malers nicht aufgeben, jedoch fürchtet nun bereits ihre Tochter, dass sich ihr Vater mal wieder „komisch“ benehme. Und ihre Befürchtungen werden bestätigt: Søren leidet unter manischen Anfällen, in denen er seine Frau malträtiert und eines Tages beinahe tötet. Zum wiederholten Mal kommt er daher in eine psychiatrische Klinik – und Marie wartet auf ihn. Zunehmend leidet sie unter ihrer Selbstaufopferung und der harschen Kritik ihres Mannes an ihrer eigenen Malerei, verzweifelt sucht sie nach einem Weg zu sich – und glaubt ihn in einer Affäre mit dem schwedischen Komponisten Hugo Alfvén (Sverrir Gudnason) zu finden.

(c) Rolf Konow; DFI

(c) Rolf Konow; DFI

Langsam führt Regisseur Bille August in seinem ersten dänischen Film seit über 20 Jahren in die Handlung ein, die einen zu erwartenden Verlauf nimmt. Dabei nutzt das Drehbuch von Peter Asmussen das tatsächliche Leben von Marie Krøyer als Rahmen und füllt ihn mit fiktiven Ereignissen. Historisch bestätigt ist ihre Ehe und ihre Affäre, ausgespart wird aber ihre Wandlung zu einer Innenausstatterin – und eine zweite Ehe. Vielmehr stellen Bille August und Peter Asmussen Marie als eine Frau dar, die sich letztlich durch die Begegnungen mit Männern formt. Ihrem selbstsüchtigen Ehemann – gut gespielt von Søren Saetter-Lassen – folgt ein oberflächlicher Komponist, Hilfe bekommt sie außerdem von einem Arzt und einem Anwalt, während es ihre Freundin bei einer kryptischen Warnung vor Hugo belässt. Die Verführungskraft dieses Mannes ist indes nur schwer nachzuvollziehen, da Sverrir Gudnason blass und ohne Charisma bleibt. Daher wirkt Hugo nicht wie Maries große Liebe, sondern wie ein Mann, dem Marie begegnet und der ihr einen scheinbaren Ausweg bietet. Außerdem gibt er wenigstens vor, sie – im Gegensatz zu allen anderen – nicht auf ihr Äußeres zu reduzieren. Erst am Ende des Films wird dann durch ein ergreifendes Gespräch mit ihrer Tochter deutlich, warum sie so gehandelt hat. Aber auch daran knüpft der Film nicht an, sondern setzt lieber auf eine emblematische Schlussszene.

(c) Rolf Konow; DFI

(c) Rolf Konow; DFI

Sicher ist Bille August erfahren genug, um die vorhersehbare Handlung unterhaltsam zu entfalten. Das ruhige Erzähltempo lässt dem Zuschauer viel Zeit, die sorgfältige Ausstattung wahrzunehmen, die mit viel Liebe zum Detail die Epoche der Jahrhundertwende lebendig werden lässt. Auch Kameramann Dirk Brüel sind sehr schöne Bilder gelungen, in denen er das berühmte Licht am Skagen hervorragend einfängt. Somit ist „Marie Krøyer“ alles in allem ein altmodisches Kostümdrama – gut ausgestattet, schön fotografiert und langsam erzählt.

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Skandinavische Filmtage in Bonn 2014

Zum 15. Mal finden vom 8. Mai bis 15. Mai 2014 die Skandinavischen Filmtage in Bonn statt, die Einblicke in das aktuelle Filmschaffen in Skandinavien geben möchten. Die meisten der gezeigten Filme habe ich bereits gesehen, daher möchte ich besonders den finnischen Film „Above Dark Waters“ („Tumman veden päälä“) des Regisseur Peter Franzén empfehlen, der hier einen eigenen autobiographischen Roman verfilmt hat. Diese zutiefst persönliche Geschichte über seine Kindheit zwischen einem prügelnden Vater und liebevollen Großvater erzählt er konsequent aus kindlicher Perspektive. Oft habe ich mit dieser Erzählweise SChwierigkeiten, da sie allzu oft aufgeweicht oder unterlaufen wird, Peter Franzén gelingt es aber, die Erfahrungen eines kleinen Jungen, der vom Vater misshandelt wird, so eindringlich und wahrhaftig auf die Leinwand zu bringen, dass ich mich mit diesem Kind in seiner Welt befunden habe. Dabei wird diese Liebe für den Vater, die durchsetzt ist von Angst und dem Wunsch, die Mutter und sich selbst zu schützen, sehr gut transportiert.

Freunde der ruhigen, schön fotografierten Unterhaltung werden hingegen bei dem Kostümdrama „Marie Krøyer“ auf ihre Kosten kommen, in dem Bille August von dem Leben der einst schönsten Frau Dänemarks und ihre Ehe mit dem Maler Søren Krøyer erzählt. Eine harte Gangster-Geschichte bietet „Black’s Game – Kaltes Land“ („Svartur á leik“) aus Island – und gute Unterhaltung der „Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ (im Programmüberblick sind meine Kritiken verlinkt).

Schade finde ich, dass weder „Jeg er din“ noch „Nordvest“ zu sehen sind, die im letzten Jahr zu meinen skandinavischen Favoriten gehörten. Allerdings vermute ich, dass diese Filme, die weiterhin auf Festivals laufen, nicht einfach zu bekommen sind. Und wer weiß, vielleicht laufen sie ja im nächsten Jahr. Vor allem ist indes bemerkenswert, dass die Skandinavischen Filmtage seit 1999 von einer studentischen Kulturgruppe organisiert werden – und dank dieses Engagements in Bonn eine Woche lang skandinavische Filme im Original mit Untertitel zu sehen sind. Die Resonanz des Publikums ist gut, viele Vorstellungen sind schnell ausverkauft. Vielleicht ist das ja schon ein Zeichen, dass hierzulande mehr skandinavische Filme laufen sollten. 🙂

Das Programm im Überblick:

Donnerstag, 8. Mai 2014 | 20:00 | Kino in der Brotfabrik
Shed No Tears; Känn ingen sorg
Schweden 2013; 119 Minuten; OmeU – Regie: Måns Mårlind. Mit Adam Lundgren, Disa Östrand, Jonathan Andersson.

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Freitag, 9. Mai 2014 | 20:00 | Kino in der Brotfabrik
Marie Krøyer
Dänemark 2012; 102 Minuten; OmU – Regie: Bille August. Mit Birgitte Hjort Sørensen, Søren Sætter-Lassen, Sverrir Gudnason. Zu meiner Kritik – und Jens vom skandinavisches-kino.de sieht es ganz ähnlich.

Samstag, 10. Mai 2014 | 20:00 | Kino in der Brotfabrik
Kurzfilmabend

Sonntag, 11. Mai 2014 | 19:00 | Kino in der Brotfabrik
Black‘s Game – Kaltes Land; Svartur á leik
Island 2012; 104 Minuten; OmU – Regie: Óskar Þór Axelsson. Mit Þor Kristjánsson, Jóhannes Haukur Jóhannesson, Damon Younger, María Birta. Zu meiner Kritik.

Montag, 12. Mai 2014 | 20:00 | Kino in der Brotfabrik
Soundbreaker
Finnland 2012; 86 Minuten; OmU – Regie: Kimmo Koskela. Mit Kimmo Pohjonen, Samuli Kosminen, Timo Kämäräinen, Kronos Quartet

(c) Concorde

(c) Concorde

Dienstag, 13. Mai 2014 | 19:30 | LVR-LandesMuseum Bonn
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand; Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann
Schweden 2013; 114 Minuten; OmU – Regie: Felix Herngren; Mit Robert Gustafsson, Iwar Wiklander, David Wiberg, Alan Ford, Georg Nikoloff. Zu meiner Kritik.

Mittwoch, 14. Mai 2014 | 20:00 | Kino in der Brotfabrik
Above Dark Waters; Tumman veden päällä
Finnland 2013; 108 Minuten; OmeU – Regie: Peter Franzén. Mit Olavi Angervo, Samuli Edelmann, Matleena Kuusniemi, Peter Franzén.

Donnerstag, 15. Mai 2014 | 20:00 | Kino in der Brotfabrik
In Order of Disappearance
Norwegen 2014; 116 Minuten; OmU – Regie: Hans Petter Moland. Mit Stellan Skarsgård, Bruno Ganz, Kristofer Hivju, Birgitte Hjort Sørensen, Pål Sverre Hagen

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Krimi-Kritik: „Fallera“ von Jörg Juretzka

(c) Unionsverlag

(c) Unionsverlag

Kristof Enrico Kryszinski verlässt das Ruhrgebiet! Er hat sich von seinem Lieblingsfeind Kommissar Menden anheuern lassen, undercover an einer Resozialisierungsmaßnahme in der Schweiz teilzunehmen, bei der eine illustre Gruppe von Knackis mit Behinderten auf einen Berg steigen soll. „Gott im Himmel, da hatten sie uns ja ein wundervolles Panoptikum von Wackelköpfen zusammengestellt. Ich besah sie mir unauffällig, während Hufschmidt ein großes Gehampel daraus machte, mir die Handschellen aufzuschließen. Im Hintergrund, mit dem Rücken zu mir, in Betrachtung der Aussicht versunken, gleich zwei Rollstuhlkrüppel. Toll. Das würde eine schöne Plackerei werden, in einer Gegend wie dieser. Dazu kamen, auf den ersten Blick, ein Dorftrottel, dem sie die Wachstumsdrüse zehn Jahre zu spät ausgeknipst hatten, ein wie ein später Picasso in seinen Proportionen verschobener Spastiker, ein kleiner, wulstiger Mongoloide, eine babbelnde Schwachsinnige mit einer beunruhigenden, faustgroßen Delle in der Stirn, und dieser Klops auf Beinen mit den halbverhangenen Augen und dem schmierigen Grinsen, der auf mich zu getrippelt kam und mir eine schwielige Rechte entgegenstreckte, die ich garantiert nicht schütteln würde, war in schönster Offensichtlichkeit vom Onanieren verblödet.“ Das Ziel der Maßnahme: die Knackis sollen sich mit den Opfern ihrer Taten versöhnen und die Behindertensollen erfahren, dass sie „vor ungewöhnlichen Aufgabenstellungen nicht zu kapitulierrren brauchen“. Kryszinski treibt vor allem die Aussicht auf ein vorzüglich Honorar dorthin, allerdings ist er in noch schlechterer Verfassung als üblich – sogar sein bester Freund Pierfrancesco Scuzzi rät ihm, sich ins Krankenhaus einweisen zu lassen und versorgt ihn nicht mehr mit Pillen, sondern Vitamen. Aber Kryszinski glaubt, er sei der Anforderung gewachsen, außerdem kann er ohnehin kaum mehr Traum und Realität unterscheiden. Allerdings ist seine Wahrnehmung alsbald gefordert: Schnell liegt Bergführer Toni tot an einem Berg, es folgen weitere Attentate auf Mitglieder der Gruppe. Hauptverdächtige ist der „verstrahlte“ Kryszinski, allerdings weiß dieser zu gut, dass er wohl eher nicht der Täter ist. Nachdem er selbst einigen Anschlägen mit mehr Glück als Verstand entkommen ist, deckt er daher nach und nach eine abenteuerliche Verschwörung auf.

Indem Jörg Juretzka den Handlungsort von der „Perle des Ruhrgebiets“ in die Schweiz verlagert, unterläuft er abermals die Erwartungen an einen Serienkrimi. Sein Kryszinski bleibt aber trotz der bergigen Kulisse der Ruhrpott-Detektiv, den wir kennen. Im Gegensatz zu vielen Serienkrimihelden braucht er nämlich nicht sein angestammtes Milieu, um authentisch zu sein.

Durch die Verlagerung fehlen aber – abgesehen vom Anfang – die liebgewonnenen Nebenfiguren der vorherigen Romane. Das muss man ebenso in Kauf nehmen wie die unzähligen Zufälle, die sogar vom Ich-Erzähler Kryszinski selbst angesprochen werden: „Langsam krochen wir zurück und richteten uns vorsichtig wieder auf, und ich dachte, so für mich, eh, eh, eh, mal ein bisschen langsam. Das sind jetzt aber wirklich ein paar Zufälle zu viel.“ Ja, es sind eigentlich einige Zufälle zu viel, auch muten manche Ereignisse übertrieben an. Aber in allem steckt stets ein bitterer Kern – sei es, dass ein bayrischer Justizminister seine Schuld an einem Unfall vertuschen kann oder zwei Politikersöhne mit einer Vergewaltigung davon kommen. Denn abgesehen von dem großen abenteuerlichen Spaß, den die Lektüre dieses Romans bereitet, sollte man eines nicht vergessen: Juretzkas Bücher sind mehr als einfach nur ein Witz.

Jörg Juretzka: Fallera. Rotbuch 2002. Wiederauflage als Taschenbuch Unionsverlag 2012.

Jörg Juretzka im Zeilenkino:
„Prickel“
„Sense“
„Der Willy ist weg”
„Platinblondes Dynamit“

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KrimiZeit-Bestenliste Mai 2014

Eigentlich hatte ich mit der KrimiZeit-Bestenliste erst nächste Woche gerechnet, aber in Anbetracht des morgigen Feiertages ist sie schon heute erschienen (irgendwann merke ich mir das auch mal). Deshalb folgt auch heute schon mein Abgleich, der leider etwas dünn ausfällt. Nächste Woche hätte das natürlich total anders ausgesehen. 😉 Aber nun erst einmal die Platzierungen (in Klammer der Platz des Vormonats)

(c) Dumont

(c) Dumont

1 (2) Oliver Bottini: „Ein paar Tage Licht“
2 (-) Ross Thomas: „Fette Ernte“
3 (-) Dominique Manotti: „Ausbruch“
4 (10) Mukoma wa Ngugi: „Nairobi Heat“
5 (-) Leonardo Padura: „Ketzer“
6 (8) Karim Miské: „Entfliehen kannst Du nie“
7 (7) Urban Waite: „Wüste der Toten“
8 (1) David Peace: „GB84“
9 (3) Daniel Woodrell: „In Almas Augen“
10 (-) Jonathan Woods: „Der Tote von San Miguel“

Bescheidene drei Titel habe ich gelesen: „Ein paar Tage Licht“ (das es heute noch hier zu gewinnen gibt), „GB84“ und „In Almas Augen“ und über alle drei habe ich bereits im letzten Monat geschrieben, deshalb erwähne ich nur kurz, dass „Ein paar Tage Licht“ und „GB84“ weiterhin zu den besten Kriminalromane gehören, die ich dieses Jahr gelesen habe. Ross Thomas lese ich gerade, allerdings bin ich noch nicht bei „Fette Ernte“ angekommen. Aber nach den ersten drei Bänden spreche ich hier eine für den Autor allgemein geltende Leseempfehlung aus – und meinen Dank an den Alexander Verlag, dass sie sein Werk in der Gesamtausgabe herausbringen. Weiterhin auf meiner Leseliste stehen Mukoma wa Ngugi, Urban Waite und natürlich Dominique Manotti, außerdem hat mich auch Jonathan Woods „Der Tote von San Miguel“ angesprochen.

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