Schlagwort-Archive: The Wire

Netzschau #4

Seit der letzten Ausgabe meiner Netzschau ist schon wieder sehr viel Zeit vergangen, deshalb folgt nun ein kleines Sammelsurium an Nachrichten der letzten Monate.

Kriminalliteratur
Die Hotlist 2015 wurde veröffentlicht, auf die Einreichungen der unabhängigen Verlage versammelt sind, die es dann unter die Top 30 schaffen können. Alle Titel aus Krimis/Thriller sind hier zu finden – und ich schämte mich, dass ich tatsächlich nur „Havarie“ kenne. Allerdings hat dann ein Blick auf die 30 ausgewählten Titel gezeigt, dass ich natürlich noch „54″ von Wu Ming kenne, der aber wohl zunächst unter Roman angeführt wurde. Das könnte mich dazu verführen, mich über die Unsinnigkeiten von „Genre”-Einteilungen aufzuregen. Aber ich widerstehe – zumindest in diesem Moment.

„Havarie“ ist bei Argument Ariadne erschienen, die erste Adresse für Spannungsliteratur von Autorinnen im deutschsprachigen Raum. Auf seinem Blog hat Alex ein kleines Porträt des Verlags geschrieben

Im Mai ist Harry Rowohlt gestorben, was mir als Poohistin sehr nahe gegangen ist. Isabel Bogdan hat Nachrufe versammelt, mein liebstes Fundstück ist der Fragebogen in der FAZ.

Die ZEIT widmet sich der Ehe Raymond Chandlers und seiner wesentlich älteren Ehefrau Cissy. Und im Grunde genommen ist es mir egal, mit wem die Menschen ihre Zeit verbringen, solange alle Beteiligten mündig und einverstanden sind. Aber die Frage, ob es einen ähnlichen Beitrag sowie vergleichbare Schlussfolgerungen gegeben hätte, wenn eine Schriftstellerin mit einem 18 Jahre älteren Mann verheiratet gewesen wäre, hat sich mir mehr als einmal aufgedrängt.

Verfilmungen
Megan Abbott ist eine Autorin, die meiner Meinung nach in Deutschland viel zu unbekannt ist und bei der ich es sehr bedauere, dass lediglich ein Titel übersetzt ist („Das Ende der Unschuld“, Kiepenheuer & Witsch). Manchmal können Verfilmungen ja Wunder bewirken und deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass sowohl ihr Roman „The Fever“ als auch „Dare me“ fürs Fernsehen adaptiert werden.

Skandinavischer Film
Erst im letzten Jahr habe ich Roy Andersson für mich entdeckt, aber seither lese ich alles, was mir unter die Augen kommt. In der Irish Times hat er erklärt wie es zu dem Titel seines Films „Eine Taube saß auf einem Zweig und dachte über das Leben nach“ kam: “And when I was working on the script I was sitting on a first floor looking out the window at a pigeon on a branch. And I got to wondering if he was having trouble with a script also.” Und im August wird bei good!movies seine „Du levande-Trilogie“ als DVD-Box erscheinen.

Susanne Bier spricht im Interview über die Bedeutung, die ihre Kinder für ihre Arbeit haben, besonders interessant ist ihre Wahrnehmung von der Kinderbetreuung in Dänemark: For the first fifteen years I spent all of my salary on childcare. Although in Denmark there is publicly-funded childcare, the hours don’t work with the hours you work as a film director. You can’t drop your child off at 5 am to get to the set, and pick them up at 9pm. I think it’s more of an attitude thing, it’s more that it’s embraced in Nordic countries that being a mum and working is not a contradiction. It’s more conceptual.

Fundstücke
„The game is the game“ oder „what’s done is done“ sind allseits beliebte Weisheiten aus meiner Lieblingsserie „The Wire“ – diese und andere Tautologien versammelt der Supercut bei Slate.

Bekanntermaßen habe ich mich in den letzten Wochen intensiver mit Orson Welles beschäftigt – und nun hat das BFI einen „Beginner’s Guide“ zu ihm erstellt.

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Aufgeräumt: Gelesenes 2013

Der Jahreswechsel ist immer die Zeit, in der ich meinen Schreibtisch und das gesamte Arbeitszimmer gründlich aufräume – und dabei stoße ich auf die Bücher, über die ich aus verschiedensten Gründen noch nichts geschrieben habe. Und da ich voraussichtlich auch 2014 nicht dazu kommen werde, möchte ich wenigstens noch einige Anmerkungen loswerden:

(c) Kiepenheuer & Witsch

(c) Kiepenheuer & Witsch

Alina Bronsky: „Scherbenpark“
Ich hatte ja schon in meinem Jahresrückblick geschrieben, dass „Scherbenpark“ das Buch war, das mich 2013 am positivsten überrascht hat. Gelesen habe ich es anlässlich des Kinostarts der Verfilmung von Bettina Blümner, den Namen Alina Bronsky kannte ich vorab schon, auch wusste ich, dass ihre Bücher überwiegend positiv besprochen werden und sie eine recht große Lesegemeinde hat. Auch mich konnte sie mit ihrem Debütroman„Scherbenpark“ überzeugen. Es ist eine sehr unterhaltsame und spannende Coming-of-Age-Geschichte, die mich nach genau einem Absatz gepackt hat – und eine tolle Hauptfigur und Erzählerin hat.

T.C. Boyle: „San Miguel“
Gelesen habe ich das Buch anlässlich eines Beitrags über us-amerikanische Gesellschaftsromane für das Magazin BÜCHER, aber letztlich konnte ich es aufgrund der Handlungszeit – Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Weltwirtschaftskrise – nicht berücksichtigen. In „San Miguel“ erzählt T.C. Boyle von drei Frauen, die verschiedenen Generationen stammen und aus unterschiedlichen Gründen auf der kargen Insel San Miguel vor der kalifornischen Küste landen. Dadurch entstehen zwei Familiengeschichten, innerhalb derer Themen wie das Verhältnis des Individuums zur Natur und die Suche nach dem persönlichen Glück verhandelt werden. Noch dazu sind sie amüsant erzählt. Das Buch hat mir sehr gefallen.

(c) Golkonda

(c) Golkonda

Robert Bloch: „Psycho“
Alle wesentlichen Handlungselemente von Hitchcocks späterer Verfilmung sind auch im Roman von Robert Bloch enthalten, jedoch legt er weniger wert auf Spannung oder Thrill als vielmehr auf das Einfühlen in Norman Bates‘ Psyche und damit den Versuch, seine Taten zu erklären. Sicher war das Buch für damalige Leser noch spannender, da sie die entscheidenden Twists nicht kannten, außerdem greift es für die Entstehungszeit bemerkenswerte Themen auf. Aber auch heute lässt es sich dank der schnörkellosen Handlung und dem zweifellos interessanten Vergleich zu Hitchcocks Film noch gut lesen.

Stephen Rebello: „Hitchcock und die Geschichte von Psycho“
Auch dieses Buch habe ich anlässlich seiner Verfilmung gelesen – es war Grundlage des Films „Hitchcock“. Amüsant und interessant erzählt Stephen Rebello die Entstehungsgeschichte des Films und liefert sehr spannende Einblicke in das Filmgeschäft der damaligen Zeit. Für Hitchcock-Fans ein Muss.

(c) Suhrkamp

(c) Suhrkamp

Anna Kim: „Anatomie einer Nacht“
Elf Lebensgeschichten in Grönland verbindet Anna Kim kunstvoll in ihrem Roman „Anatomie einer Nacht“ und ihre Figuren vereint, dass sie sich das Leben nehmen werden. Es ist ein melancholisches Buch, allerdings fehlte mir gerade auf den ersten Seiten eine wahrzunehmende erzählerische Instanz. Daher wird die tiefe Einsamkeit und Verlorenheit der Figuren zwar deutlich, insgesamt hätte ich mir indes mehr Struktur in der Erzählung gewünscht.

Dave van Ronk: „Der König von Greenwich Village“
Derzeit läuft in den Kinos der sehenswerte Coen-Film „Inside Llewyn Davis“, der inspiriert wurde von der Lebensgeschichte Dave van Ronks, die er in seiner Autobiographie „Der König von Greenwich Village“ schildert. Das Buch steckt voller Anekdoten und Informationen zu Musikern, der Folkszene am Washington Square und Greenwich zur Eisenhower-Zeit. Irgendwann taucht sogar – wie in dem Film – der junge Bob Dylan auf. „Der König von Greenwich Village“ ist daher unterhaltsame Musikgeschichte und für alle Folk-Fans ein Muss.
Lesenswert dazu: folker.de

(c) diaphanes

(c) diaphanes

Daniel Eschkötter: „The Wire“
In der booklet-Reihe des diaphanes Verlags erscheinen Analysen zu herausragenden us-amerikanischen Fernsehserien. Es sind keine Fan-Texte oder Episodenführer, sondern eher Essays, in denen sich die Autoren der Serie aus einer bestimmten Perspektive nähern – beispielsweise untersucht Dominik Graf in dem Band zu „Homicide“ die Erzählweise der Serie und setzt sie in Beziehung der amerikanischen Film- und Fernsehlandschaft. In dem Band zu meiner Lieblingsserie „The Wire“ analysiert Daniel Eschkötter die Serie unter dem Gesichtspunkt des „Abhörens“ – des technischen und erzählerischen. Dadurch spürt er den vielseitigen Zusammenhängen in dieser Serie nach und vermittelt tatsächlich neue Ansatzpunkte.

Wer Interesse an einem Exemplar von Dominik Grafs „Homicide“ hat, der möge sich bitte bei mir melden. Ich hätte nämlich eines zu verschenken. 🙂

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Krimi-Kritik: „The Hood“ von Gavin Knight

(c) Ullstein

Statt Baltimore sind die Schauplätze in Gavin Knights „The Hood“ Manchester, London und Glasgow, und sein Buch ist mindestens so schockierend wie die Fernsehserie „The Wire“. Nüchtern, fast referierend erzählt Gavin Knight von der Jugendkriminalität in diesen britischen Städten. Und er weiß, wovon er schreibt: Wie David Simon war Gavin Knight Reporter. Er arbeitete für den „Guardian“, die „Times“ und „Newsweek“, hat für das Buch zahllose Interviews geführt und einen Undercover-Ermittler begleitet. Daher basieren die Geschichten in seinem packenden Buch auf wahren Ereignissen.

Manchester – „Die überfallen keine Beerdigungen“
Seit 23 Jahren ist Anders Svensson Polizist. Seine erste Ehe mit einer Polizistin ist bereits gescheitert, in seiner zweiten Ehe kriselt es bereits sehr. Karriere wollte er nicht machen, deshalb hat er alle Beförderungen abgelehnt und arbeitet weiterhin an vorderster Front bei der XCalibre, der Einheit für Bandenkriminalität. Seine Taktik ist effektiv: Mit Ruhe und Geduld baut er sich ein Informanten-Netz auf, indem er die Mütter und Freundinnen von inhaftierten oder getöteten Bandenmitgliedern immer wieder besucht und ihr Vertrauen gewinnt. Irgendwann beginnen sie von alleine, ihm etwas zu erzählen. Die Hauptziele seiner Ermittlungen sind aber Merlin, der psychopathische Anführer einer Gang, und Flow, Merlins ruhiger Killer. Sie will er um jeden Preis überführen. Weiterlesen

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Media Monday #45

Auf geht’s in eine neue Runde des Media Monday.

1. Der beste Film mit Robert De Niro ist für mich kaum auszumachen. Als erstes kam mir „Der Pate, Teil 2“ in den Sinn, aber dann musste ich schon an „Heat“ denken. Und an „The Deer Hunter“, „Good Fellas“ und „Taxi Driver“. Den Komödienschauspieler De Niro mag ich nicht so sehr – außerdem haben mich seine letzten Filme eher enttäuscht. Also Augen zu und durch: „Der Pate, Teil 2“.

2. Robert Rodriguez hat mit „Sin City“ seine beste Regiearbeit abgelegt, weil ich sonst nur noch „From Dusk Till Dawn“ kenne. Weiterlesen

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Media Monday #37

Eine neue Woche, ein neuer Media Monday:

1. Der beste Film mit Ryan Phillippe ist für mich „Gosford Park“. Ich habe diesen Film vor Jahren mal gesehen und damals hat er mir sehr gut gefallen.

2. Zack Snyder hat mit __________ seine beste Regiearbeit abgelegt, weil __________ es bislang mit keinem seiner Filme geschafft, mich ins Kino oder vor den Fernseher zu locken.

3. Der beste Film mit Amber Heard ist für mich „Alpha Dog“, weil ich nur diesen Film mit ihr gesehen habe. Weiterlesen

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