Media Monday #117

1. Ich habe ja zugegebenermaßen eine Schwäche für den Schauspieler Mikael Persbrandt und das nicht einmal, weil er so großartig schauspielern würde, sondern mehr weil er nett anzusehen ist. Aber schauspielern kann er auch!

media-monday-117

2. Der größte Stolz in meiner (Film-)Sammlung ist die dazugehörige Datenbank, in der ich alle Filme erfasst habe. Ich bin keine große Sammlerin, deshalb bewahre ich die meisten DVDs in Ordnern auf und habe nur wenige im Regal stehen.

3. Ständig werden Fortsetzungen gedreht, nur zu „About Schmidt“ gab es keine und da hätte ich sie mir gewünscht, weil ja Louis Begley auch mehr als einen Roman über Schmidt geschrieben hat.

4. Die typischen Erzählschemata von Blockbustern finde ich leider sterbenslangweilig.

5. Brian de Palma hat ja echt tolle Filme gemacht, sich aber mit „Passion“ ziemlich runtergewirtschaftet.

6. Es wird wieder kühler und folglich ist man abends wieder öfter daheim, höchste Zeit also für eine Zweitsichtung von „The Wire“.

7. Meine zuletzt gesehene Serienstaffel war die zweite Staffel von „The West Wing“ und die war großartig, weil alle Vorzüge der ersten Staffel weiterentwickelt wurden.

Diesen Beitrag teilen

Ein isländischer Film in Hollywood: „Reykjavik – Rotterdam“ wird „Contraband“

(c) Studiocanal

(c) Studiocanal

Eigentlich könnte Kristófer (Baltasar Kormákur) mit seiner Frau Iris (Lilja Nótt Þórarinsdóttir) und seinen beiden Söhnen glücklich sein: Gerade auf Bewährung entlassen, ist er trocken und hat einen Job gefunden. Doch obwohl er als Wachmann und Iris als Frisörin arbeitet, reicht das Geld nicht und sie sind mit der Wohnungsmiete im Rückstand. Deshalb lässt sich Kristófer von seinem besten Freund Steingrímur (Ingvar Eggert Sigurðsson, „Der Tote aus Nordermoor“) überreden, eine letzte Schmuggeltour nach Rotterdam zu unternehmen. So wie früher besorgt Steingrímur das Geld für den Einkauf des Alkohols in den Niederlanden, den Kristófer nach Reykjavik bringen soll. Aus Dankbarkeit, dass Kristófer ihn damals nicht verpfiffen hat, sorgt Steingrímur zudem dafür, dass Kristófer wieder auf seinem alten Frachter anheuern kann. Allerdings ist die Wiedersehensfreude bei dem Kapitän des Schiffs weniger groß als bei den alten Besatzungskollegen, und er versucht mit allen Mitteln, einen erneuten Schmuggel zu verhindern. Doch das ist nicht das einzige Hindernis, das Kristófer überwinden muss.

Schwarzer Humor und Sozialkritik
„Reykjavik – Rotterdam“ beginnt als typisch schwarzhumorige Komödie aus dem Norden, es gibt einige Schlägereien, tumbe Dealer (Jóhannes Haukur Jóhannesson, „Black’s Game“) und schräger Verlierertypen. Insbesondere am Anfang nimmt sich Regisseur Óskar Jónasson, der mit Arnaldur Indriðason auch das Drehbuch geschrieben hat, viel Zeit, seine Hauptfigur und dessen Hintergrund auszuleuchten. Obwohl Kristófer und seine Frau arbeiten, können sie sich die Miete nicht leisten, so dass sie vielleicht bald auf der Straße sitzen. Kristófer ist guter Vater und Ehemann, er liebt seine Söhne und seine Frau, dennoch sucht er den illegalen Weg, um sich aus der Misere zu retten. Mit zunehmendem Verlauf wird der Film verlagert der Film seinen Schwerpunkt auf die Schmuggelgeschichte und wird dadurch sowohl spannender als auch düsterer – und wartet zumindest mit einer leicht überraschenden Wendung auf. Dabei überzeugt vor allem Hauptdarsteller Baltasar Kormákur als liebenswerter Schmuggler, der sich eigentlich nur um seine Familie kümmern möchte.

Kristófer (Baltsara Kormákur) (c) Studiocanal

Kristófer (Baltsara Kormákur) (c) Studiocanal

Am Ende des Films wartet dann noch eine kleine schöne Nebensächlichkeit: Kristófers Komplize Elvar (Ólafur Darri Ólafsson) sitzt mit einem weiteren Gehilfen auf einem Boot und wartet auf den von Kristófer versenkten Alkohol. Als sie überlegen, wie sie die Kanister an Bord holen, wird Elvar darauf hingewiesen, er solle gehen, weil er fett wie ein Seehund und daher vor der Kälte geschützt sei. Passenderweise spielt Ólafur Darri Ólafsson drei Jahre später in Baltsar Kormákurs Film „The Deep“ einen Seemann, der im eiskalten Wasser überlebt – aufgrund der Beschaffenheit seiner Fettschicht.

„Contraband“ – Das Remake von „Reykjavik – Rotterdam“

(c) UPHE

(c) UPHE

Ólafur Darri Ólafsson hat auch eine Rolle in „Contraband“, dem Hollywood-Remake von „Reykjavik – Rotterdam“, bei dem Baltsar Kormákur die Regie geführt hat. Die Handlung hält sich weitgehend an das Original: Nachdem sein Schwager Andy (Caleb Landry Jones) einen Drogenschmuggel versaut und die Ware im Meer versenkt hat, muss Ex-Schmuggler Chris Farraday (Mark Wahlberg) ihm aus der Patsche helfen. Also zieht er zu einem letzten Schmuggel los, um Frau Kate (Kate Beckinsale) und seine zwei Söhne dauerhaft vor den Gangstern zu schützen.

(c) UPHE

(c) UPHE

Die Unterschiede zwischen Original und Remake sind marginal, manche Einstellungen (bspw. die Hand der Frau) sind sogar eins zu eins übernommen. Ansonsten schmuggelt Chris Geld statt Alkohol, ist in Panama statt Holland und ein noch größerer Familienmensch als Kristófer – bereits sein Vater war im Schmuggelgeschäft tätig. Zudem ist realistischer, dass der Kapitän von den Schmuggeleien auf seinem Schiff nicht nur etwas ahnt, sondern in der Regel eine Beteiligung kassiert. Nicht zuletzt scheinen amerikanische Schmuggler auch kunstbeflissener als isländische, so dass sie erkennen, welches Bild sie zufällig in ihrem Wagen haben. Das führt dann zu einem Ende, an dem sich Verbrechen weit mehr auszahlt als im Original. Deshalb ist der größte Unterschied, dass Chris ein größerer Spieler ist als Kristófer und zudem das Schmuggeln liebt. Bei ihm geht es nicht nur um die Existenzsicherung seiner Familie, sondern er will sie vor den Gaunern beschützen, doch als er die Gelegenheit bekommt, mehr Geld zu verdienen, greift er zu. Dabei agiert Mark Wahlberg gewohnt souverän und fühlt sich in seiner Rolle als pflichtbewusster Familienmensch offensichtlich wohl. Ben Foster als sein bester Freund und Bauunternehmer ist ebenfalls gut besetzt.

Remake vs. Original
Darüber hinaus ist „Contraband“ das größere Budget anzusehen. Die Verfolgungsjagden sind explosiver, wenngleich im Vergleich mit anderen Blockbustern noch zurückgenommen, auch schätzt Baltsar Kormákur lange Kamerafahrten über nächtliche Skylines. Dadurch bekommt „Contraband“ insgesamt einen eleganteren Look. Über beide Filme lässt sich sagen, dass sie nach langsamem Beginn gut unterhalten. Besser hat mir die isländische Version gefallen, da hier zum einen das Verbrechen weniger glänzend ist und zum anderen zumindest leicht eine sozialkritische Komponente vorhanden ist. Vor allem aber hat „Reykjavik – Rotterdam“ ein schöneres Ende.

Diesen Beitrag teilen

„The West Wing“ – Staffel 1

Vor lauter Begeisterung über „The West Wing“ weiß ich fast gar nicht, wo ich anfangen soll. Diese Dialoge! Diese Charaktere! Erwähnte ich schon die Dialoge? Sicherlich gibt es in der ersten Staffel noch viel mehr zu entdecken, als ich beim ersten Sehen wahrgenommen habe. Aber von der ersten Folge an bin ich dieser Serie verfallen – und weiß bereits jetzt, dass ich sie auf jeden Fall noch einmal, zweimal, dreimal sehen werde.

(c) WHV

(c) WHV

Großartige Charaktere
Vereinfacht gesagt erzählt „The West Wing“ von der Arbeit im Westflügel des Weißen Hauses, dem Teil des Gebäudes, in dem die offiziellen Büros des amerikanischen Präsidenten untergebracht sind. Neben dem Oval Office, dem Cabinet Room, dem Situation Room und dem Roosevelt Room befinden sich dort ebenfalls die Büros der Executive Offices und deren Angestellten. Dazu gehörten in der ersten Staffel von „The West Wing“ Leo McGarry (John Spencer), White House Chief of Staff, ein herrlich knurriger Politstratege der zweiten Reihe, der so ist, wie ich mir Peter Struck immer vorgestellt habe; Josh Lyman (Bradley Whitford), White House Deputy Chief of Staff, scharfzüngig, schlagfertig und romantischer als er zugeben mag; Toby Ziegler (Richard Schiff), White Communications Director, idealistisch, melancholisch, aufbrausend und mein bisheriger Lieblingscharakter; Sam Seaborn (Rob Lowe), Deputy White House Communications Director mit Frauenproblemen und Engagement, C.J. Cregg (Allison Janney), White House Press Secretary, die die Journalistenschar vor allem im Witz im Zaum hält und ein bißchen so ist wie ich gerne wäre; Mandy Hampton (Moira Kelly) als Media Consultant und natürlich Josiah Bartlet (Martin Sheen), Präsident der Vereinigten Staaten, sowie sein Personal Aide Charlie (Dulé Hill). Sie sind die Hauptcharaktere der ersten Staffel, allesamt differenziert und lebendig gezeichnet – einzig Mandy bleibt etwas blass und ist demzufolge im Verlauf der ersten Staffel immer weniger zu sehen. Weiterlesen

Diesen Beitrag teilen

„Breaking Bad“ – Staffel 1

(c) SPHE

(c) SPHE

Zwei große Serienlücken will ich dieses Jahr noch schließen: „Breaking Bad“ und „The West Wing“. Deshalb gucke ich gerade mehr oder weniger zusammen mit Lena „Breaking Bad“ und mit dem Mann „The West Wing“. Dabei ist es schon erstaunlich, wie unterschiedlich mich diese Serien begeistern: Während ich von „The West Wing“ kaum genug bekomme und abgesehen von den pathetischen Reden des Präsidenten (Martin Sheen) nichts zu bemängeln habe, hält sich meine Begeisterung für „Breaking Bad“ derzeit noch in Grenzen.

Über die Handlung muss ich wohl nur wenige Worte verlieren: Der Highschool-Chemielehrer Walt (Bryan Cranston) erfährt, dass er Lungenkrebs hat und entschließt sich daher, zusammen mit seinem ehemaligen Schüler Jesse Pinkman (Aaron Paul) Chrystal Meth zu kochen und zu vertreiben. Das geht natürlich nicht ohne Konflikte vonstatten, also bekommen sie es im Verlauf der ersten Staffel mit verschiedenen Dealern zu tun, müssen töten, Rückschläge hinnehmen und erst einmal die Idee verfestigen, dass sie auf diese Weise Geld verdienen wollen. Weiterlesen

Diesen Beitrag teilen

Media Monday #116

1. In nur wenigen Wochen startet endlich „Gravity“ in den Kinos! Da freue ich mich ganz besonders drauf, weil ich mir nach den euphorischen Reaktionen nach der Premiere in Venedig einen guten Film verspreche.

media-monday-116

2. Von „CSI NY“ bin ich – obwohl es objektiv betrachtet gar nicht gut war – lange Zeit nicht losgekommen, weil ich lange gehofft habe, die Serienmacher kehren wieder zu der Düsterheit der ersten Staffel zurück.

3. Die liebste Serie meiner Kindheit, die ich gerne noch einmal schauen würde, ist „Die Muppet Show“, weil für mich Kermit in meiner Erinnerung sehr eng mit meiner Kindheit verbunden ist.

4. Ich hatte mir fest vorgenommen, das Buch „Ulysses“ zu lesen, doch leider bin ich nach den ersten paar hundert Seiten im Urlaub nicht weitergekommen.

5. Von dem Film „Leviathan“ hatte ich lange Zeit überhaupt nichts gehört, bis ich auf ________ eine Kritik dazu las und ________ .einige Kollegen sehr begeistert darüber sprachen. Kritiken lese ich in der Regel erst nach einem Film.

6. Das letzte Mal, als mir ein/e Freund/in euphorisch einen Film empfohlen hat, ist schon viel zu lange her.

7. Mein zuletzt gesehener Film war „The Way We Were“ und der war nicht so rührend wie ich erhofft hatte, weil ich mich ständig über die Charakterisierung von Katie und die Selbstverständlichkeit, mit der sie der Liebe alles geopfert hat, ärgern musste. Dabei war ich ausnahmsweise in perfekter Stimmung für eine Schnulze und redlich bemüht, die Romantik darin zu erkennen.

Diesen Beitrag teilen

Klassiker des dänischen Films – „Afgrunden“ mit Asta Nielsen

Der dänische Stummfilm „Afgrunden“ (dt. Titel „Abgründe“) erzählt die tragische Geschichte der Klavierlehrerin Magda Vang (Asta Nielsen), die dem falschen Mann verfällt. Als sie von ihrem Verlobten Knud Svane (Robert Dinesen) in den Sommerferien in das Pfarrhaus seiner Eltern eingeladen wird, gastiert in der Nähe zufällig ein Zirkus und Magda verliebt sich Hals über Kopf in den Artisten Rudolf Stern (Poul Reumert). In der Nacht steigt dieser in ihr Schlafzimmer ein und zusammen verlassen sie Knud und das bürgerliche Leben. Sie landen in einer Künstlerpension in Kopenhagen, aber Roberts Affären belasten Magda, verhindern eine Flucht mit Knud, der sie ausfindig gemacht hat, und führen letztlich in eine Katastrophe.

Dieser geradlinig erzählte Stummfilm über die sexuelle Obsession einer Frau aus dem Jahr 1910 war Asta Nielsens Filmdebüt, der Beginn einer goldenen Ära im dänischen Film – und ein Skandal. Weiterlesen

Diesen Beitrag teilen

Oscar 2014 – Die Kandidaten für den besten fremdsprachigen Film

©A.M.P.A.S.

©A.M.P.A.S.

Update: Die Shortlist mit neun Filmen steht nun fest.

Bis zum 1. Oktober müssen die Länder ihre Kandidaten für die Kategorie des besten nicht-englischsprachigen Films einreichen, deshalb beginne ich heute mit der Liste aller Einreichungen – sofern sie bekannt sind.

Momentaner Favorit ist meines Erachtens Chiles „Gloria“, der mir bereits auf der Berlinale sehr gut gefallen hat, außerdem auch einen Starttermin in den USA hatte. Ebenfalls gut im Rennen dürfte Rumänen mit „Child’s Pose“ sein, der auf der Berlinale den Goldenen Bären bekommen hat. Ohnehin sind Berlinale-Filme stark vertreten: Hongkongs „The Grandmaster“ lief als Eröffnungsfilm, Bosnien-Herzegowinas „An Episode in the Life of an Iron Picker“ gewann den Darstellerpreis – und sehr gefreut habe ich mich über Belgiens Einreichung „The Broken Circle Breakdown“ und Italiens Nominierung von „La grande bellezza“. Beide Filme gehören mit zu den Höhepunkten meines bisherigen Filmjahres.

Zum ersten Mal schickt neben Montenegro auch Saudi-Arabien mit „Das Mädchen Wadjda“ einen Film ins Rennen um den Oscar. Hierzulande läuft „Das Mädchen Wadjda“ recht erfolgreich, auch wurde den Produktionsbedingungen und der Arbeit der Regisseurin im Feuilleton sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Daher bin ich gespannt, wie der Film in den USA ankommt.

Deutschland schickt in diesem Jahr „Zwei Leben“ ins Rennen, aus Österreich kommt die Literaturverfilmung „Die Wand“. Und nachdem sie ihn im letzten Jahr nicht nominieren durften, schickt Dänemark „Jagdten“ in diesem Jahr ins Rennen.

Die Einreichungen sind: Weiterlesen

Diesen Beitrag teilen