Meine Annäherung an Stieg Larssons „Milleniums“-Trilogie und damit auch an Lisbeth Salander begann nicht mit den Büchern, sondern mit der schwedischen Verfilmung von „Verblendung“ von Niels Arden Oplev. Der Film war recht spannend, wenngleich der Täter recht vorhersehbar war (was vielleicht auch an der prominenten Besetzung lag). Aber es war die Figur der Lisbeth Salander, die den Film für mich besonders machte. Sie ist eine schwierige Protagonistin, eine neue Art Heldin, vorzüglich gespielt von Noomi Rapace. Beim ersten Sehen des Films gab es für mich keine Einschätzung, wie nah oder authentisch sie an der literarischen Figur war. Sie war schlichtweg als Charakter in dem Film überzeugend.
Nun habe ich David Finchers Verfilmung von „Verblendung“ gesehen. Und um allen Missverständnissen vorzubeugen: Mir hat der Film gefallen, auch wenn ich glaube, dass Zuschauer, die den schwedischen Film nicht kennen, ihn vermutlich noch besser finden. Aber David Fincher ist ein zu guter und mittlerweile auch zu erfahrener Regisseur, um diesem Stoff nicht gerecht zu werden – und Steven Zillian ist ein hervorragender Drehbuchautor. Vieles ist gelungen: der Vorspann beispielsweise, die konsequente verwaschene Ästhetik und auch Rooney Mara spielt Lisbeth Salander für mich überraschend überzeugend. Allerdings ist sie verletzlicher und zerbrechlicher als in der schwedischen Verfilmung – und auch schwächer. Dieser Eindruck und die gerade in amerikanischen Kritiken häufig wiederholte Behauptung, Finchers Adaption und insbesondere Maras Interpretation seien viel näher an der literarischen Vorlage, ließen mich neugierig werden. Also beschloss ich, doch das Buch zu lesen und auch den schwedischen Film noch einmal zu sehen. Im Zentrum stand dabei die Frage:
Wer ist die bessere Lisbeth Salander: Noomi Rapace oder Rooney Mara? Weiterlesen