An den letzten vier Sonntagen waren im ZDF die Verfilmungen der A-Team-Romane von Arne Dahl zu sehen. Jeden Sonntag saß ich daher vor dem Fernseher – und ärgerte mich. Über die mäßige Synchronisation, über falsche Begriffe, die wenig überzeugende Besetzung und die Schnittfassungen, die das ZDF zumindest bei den ersten beiden Teilen ausstrahlte. Machte ich meinem Unmut über „Misterioso“ noch Luft, war ich von der Episode „Böses Blut“ so enttäuscht, dass ich noch nicht einmal etwas zu schreiben wollte. Und das passiert äußerst selten. Nun wurde aber wenigstens der vorerst letzte Teil „Falsche Opfer“ vollständig in 180 Minuten ausgestrahlt und dafür auf zwei Sonntage verteilt.
„Falsche Opfer“ – In voller Länge
Schon letzte Woche zeigten sich bei dem ersten Teil von „Falsche Opfer“ die Vorteile dieser langen Fassung: Die Handlungsstränge wurden sorgfältiger vorbereitet, den einzelnen Figuren wurde mehr Raum und dadurch zumindest die Möglichkeit zur Charakterisierung gegeben. Daneben fiel aber auch auf, dass manche Personen wie beispielsweise Sara Svenhagens Vater bisher noch gar nicht bekannt waren – zumindest innerhalb der Ausstrahlung. Dennoch waren allein die ersten 90 Minuten dieser Episode besser als die beiden vorherigen Teile. Daran konnte der zweite Teil von „Falsche Opfer“ durchaus anschließen, wenngleich hier die Schwächen der Verfilmungen abermals zum Tragen kam: Im Buch ist es spannend, die Handlung aus verschiedenen Perspektiven zu verfolgen. In der filmischen Umsetzung fehlt aber mit der polizeilichen Ermittlungsarbeit eine wesentliche Perspektive, da die Arbeit der Ermittler kaum gezeigt wird. Meist sitzen sie an ihrem Schreibtisch, bekommen eine Anruf oder eine Nachricht und wissen dann etwas mehr. Die visuelle Umsetzung ihrer Nachforschungen fehlt oftmals – mit Ausnahmen von Verfolgungsjagden oder Verhören. Dennoch nährt die Ausstrahlung der Langfassung in zwei Teilen die Vermutung, dass auch die beiden ersten Teile besser in 180 Minuten gezeigt worden wären. Dadurch hätten einige Löcher in der Handlung und Blindstellen bei den Charakteren vermieden werden können.
Ungenutze Chancen
Daher überwiegt weiterhin die Enttäuschung über die vertanen Chancen einer Verfilmung. Es gibt in den Büchern so viele Charaktere mit Serienpotential, das aber nicht genutzt wird. Stattdessen fügten die Drehbuchautoren beispielsweise die Figur des wunderlichen Hausmeisters hinzu, der eine Mischung aus dem Nachbarn von Kommissar Beck und dem Assistenten von Jussi Alder-Olsens Carl Mørck ist – und der Serie einen merkwürdig skurrilen Unterton verleiht, der ansonsten nicht aufgegriffen wird. Ohnehin wirkt manches bemüht komisch – wenn beispielsweise Viggo Norlander der Joghurt übers Kinn kleckert. Die Verschiedenheit und die Beiträge, die jedes Mitglied des A-Teams zu den Ermittlungen beisteuert, bleiben hingegen im Dunklen. Während in den Romane stets eine Figur im Vordergrund steht, hat in den Fernsehfolgen lediglich Jorge Chavez Profil bekommen. Dabei wäre es gerade in Anbetracht der vielen Figuren wichtig, dass sie sich in den verschiedenen Folgen entwickeln können. Vor allem aber fehlt den Verfilmungen jegliche Tiefe, es wird noch nicht einmal ein kurzer Blick in die menschlichen Abgründe geworfen, von denen es in Arne Dahls Büchern doch so viele gibt. Auch die Besetzung überzeugt nicht – jedenfalls nicht in den Fassungen, die beim ZDF zu sehen waren. Vielleicht fehlte tatsächlich zu viel von der Entwicklung, das vermag ich nicht zu sagen. Aber auch die im Dezember erscheinende DVD-Box verspricht hier wenig Abhilfe. Nach meinen Informationen enthält sie ebenfalls die Fernsehfassungen der Folgen.
Vielleicht ist letztlich die Erwartung vermessen, dass eine überdurchschnittliche Krimi-Buchreihe eine ebenso gute Krimi-Fernsehreihe werden muss. Und vielleicht gelingt es den Drehbuchautoren und Produzenten bei den folgenden Verfilmungen eher, einen eigenen Stil und vor allem eine eigene Interpretation der Geschichte zu entwickeln. Bisher hat diese Reihe jedenfalls noch sehr viel Luft nach oben.