Ausführlich habe ich mich bisher hier im Zeilenkino mit der Figur Raylan Givens beschäftigt, da sie ein hervorragendes Beispiel für die wechselseitigen Beeinflussungen von Literatur und Film/Fernsehen darstellt. Und in diesem Fall geht die Zusammenarbeit sogar weit über eine bloße Verfilmung hinaus. In Interviews haben die Macher von „Justified“ mehrfach erklärt, dass sie bei den Drehbüchern zu der Serie immer wieder eine Frage weiter gebracht habe: „What would Elmore do?“. Deshalb bleibt die Serie mit ihren Perspektivwechseln und der Konzentration auf die Charaktere sowie dem Dialog dem Stil Leonards treu. Für heutige Sehgewohnheiten ist das ungewöhnlich und oft etwas langatmig. Einigen Folgen fehlen Höhepunkte und auch die Handlung ist mitunter für eine Episode etwas dünn. Dadurch wird „Justified“ aber auch zu einem sehr guten Bespiel für eine Serie, die von ihren Charakteren vorangebracht wird. Allein die Entwicklung von Boyd, den die Serienmacher glücklicherweise nicht sterben ließen, ist ein gutes Beispiel. (Vergleiche Teil 1). Deshalb wird „Justified“ zudem von den Beziehungen stark beeinflusst, die Raylan Givens zu den anderen Figuren hat. In der ersten Staffel ist es – neben Boyd – vor allem das Verhältnis zu Ava und seiner Ex-Frau Helen sowie zu seinem weitgehend abwesenden Vater. In der zweiten Staffel rückt dann seine Beziehung zu Mags Bennet in den Mittelpunkt. Hier drücken sich verschiedene Facetten seines Charakters aus, spiegeln sich seine Vergangenheit und seine Entscheidungen wider. Die Idee zu der Figur Mags Bennett stammt indes von Elmore Leonard selbst. Weiterlesen
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Von der Last, eine Comicfigur zu sein – Heinrich Steinfest und der „Cheng“-Roman
„Ihre Beine waren zu dick.“ Mit diesem Satz beginnt der außergewöhnliche Kriminalroman „Cheng“ von Heinrich Steinfest – und zugleich eine der besten Krimi-Reihen der deutschsprachigen Kriminalliteratur. Mit Markus Cheng hat Heinrich Steinfest nicht nur einen außergewöhnlichen Ermittler geschaffen, sondern auch ein ausgeklügeltes Spiel mit den literarischen Identitäten und Referenzen entwickelt, das er in seinen vier Cheng-Roman bis auf die Spitze treibt.
Schon gleich zu Beginn des ersten Romans mit dem einarmigen Privatdetektiv Cheng – der Titelheld ist noch nicht einmal in Erscheinung getreten – wird auf die Erwartungen der Romanleser hingewiesen. Erzählt wurde bisher von Ranulph Field, der mysteriöse Anrufe und womöglich auch Besuche von einer Frau erhält. Weiterlesen