Nicht weit entfernt von ihrem Elternhaus wird die 22-jährige Anna Gudbergsen ermordet in einem Wald aufgefunden. Der zuständige Ermittler, Kriminalkommissar Teit Jørgensen, bittet seinen alten Freund Torsten Krogh um Hilfe. Torsten leitet einer mobile Sondereinheit der dänischen Reichspolizei, die den örtlichen Dienststellen bei besonders schwierigen Fällen zur Seite steht. Also schickt Torsten Krogh seine Mitarbeiter Rebekka Holm nach Westjütland, sie stammt ebenso wie die Ermordete aus dem Ort Ringkøbing. Widerwillig übernimmt Rebekka diesen Fall. Sie war seit Jahren nicht mehr in ihrer Heimat, da dort die Erinnerungen an ihren verstorbenen Bruder noch schwerer auf ihr lasten. Aber sie ist professionell – und fährt sofort los.
„Vergeltung“ von Julie Hastrup ist ein handwerklich solider Thriller, der zugleich der Auftakt einer neuen Serie um die Ermittlerin Rebekka Holm ist. Die Ansätze sind durchaus vielversprechend: Es gibt eine überschaubare Anzahl Verdächtige, eine Parallele zu einem vergangenen Mordfall und später noch ein vermisstes Kind. Außerdem kommt Rebekka im Verlauf ihrer Nachforschungen allerhand dunklen Geheimnissen der Bewohner der Kleinstadt auf die Spur. Allerdings ist der Täter zu vorhersehbar, einzig das Motiv bleibt im Dunklen. Auch manche Nachlässigkeiten in den Ermittlungen – so sucht die Polizei weder noch dem Medaillon noch dem Tagebuch der Toten – sind ärgerlich und vor allem unnötig. Hier scheint es als verliere die Autorin ein wenig den eigentlichen Kriminalfall aus den Augen. Zu diesem Eindruck trägt auch bei, dass die ganze Geschichte hätte wesentlicher kürzer erzählt werden können. Gerade das Ende ist viel zu lang und für einen Thriller auch zu kitschig. Darüber hinaus ist zumindest in der Übersetzung die Sprache sehr klischeehaft – Rebekka Holm spürt einfach zu oft das Loch in ihrem Inneren.
Wenigstens hat Julie Hastrup mit Rebekka Holm eine durchaus sympathische Hauptfigur geschaffen. Ihre vermeintlich vergangene Schul ist zwar sehr vorhersehbar, aber es bleibt zu hoffen, dass diese persönlichen Verwicklungen auf den ersten Fall der Reihe beschränkt bleiben. Dann könnte diese neue Reihe aus Dänemark immerhin solide Unterhaltung bieten.