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Über „Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Schuld“ von Miguel Gomes

Ein melancholisches Krokodil (c) Real Fiction

In seinem Film „Tabu – Eine Geschichte von Liebe und Schuld“ erzählt der portugiesische Regisseur Miguel Gomes eine Geschichte über die Melancholie. Im Prolog ist im Stil eines alten Schwarzweiß-Films ein älterer weißer Mann zu sehen, der durch die afrikanische Savanne marschiert. Er geht nicht wild entschlossen, sondern zögern und als trüge er eine Last auf seinen Schultern. Tatsächlich klärt ein Erzähler auf, dass dieser Mann dem Kummer um seine verstorbene Frau entfliehen will. Aber er kann der Trauer nicht entkommen – und lässt sich deshalb von einem Krokodil töten. Seither ist einer Legende zufolge häufig ein melancholisches Krokodil in Begleitung einer Frau zu sehen.

Dona Aurora (Laura Soveral) (c) Real Fiction

Danach springt der Film in die Gegenwart und das hellere Schwarzweiß wird klarer, deutlich kontrastreicher. Das Bild zeigt die Rentnerin Pilar (Teresa Madruga), die in einem leeren Kino sitzt und sich einen Film an schaut. Der Titel „The Lost Paradise“ wird eingeblendet. Anscheinend hängt Pilar vergangenen Zeiten nach. Die Filme, die sie liebt, sind nicht mehr zeitgemäß, erfüllen sie aber mit Melancholie. Ihre restliche Zeit verbringt die gläubige Pilar mit sozialem und politischem Engagement: Sie protestiert gegen die UNO, will einer Taizé-Anhängerin eine Unterkunft bieten und sorgt sich um ihre ältere Nachbarin Aurora (Laura Soveral). Weiterlesen

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Vorschau: Tabu – Es ist die Seele eines Fremdes auf Erden

(c) Camino Filmverleih

Hatte der österreichische Lyriker Georg Trakl eine inzestuöse Beziehung mit seiner Schwester Grete? In dem sehenswerten Film „Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden“ erzählt Regisseur Christoph Stark nach einem Drehbuch von Ursula Mauder aus Gretes Sicht von der Liebe zwischen Bruder und Schwester – und entwirft zugleich das Porträt einer leidenschaftlichen Frau.

Österreich am Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit ihrer Aufnahme am Wiener Konservatorium ist Grete Trakl (Peri Baumeister) nicht nur eine der wenigen Frauen, die zu dieser Zeit Musik studieren, sondern sie kann sich auch ihren großen Wunsch erfüllen und ihrem Bruder Georg (Lars Eidinger) in die Hauptstadt folgen. Sie träumt von einem Leben an seiner Seite und für einige Zeit geben sie sich allen moralischen Skrupeln zum Trotz ihrer Liebe hin. Aber sie wissen, dass ihre Liebe in Wien keine Zukunft hat – und geben sich immer mehr den Drogen hin …

Sehr gut gespielt von Peri Baumeister und Lars Eidinger ermöglicht dieser Film einen Zugang zu dem Werk Trakls und verdeutlicht zugleich, welche Bedeutung die Unerfüllbarkeit der Liebe für das künstlerische Schaffen haben kann.

Der Film startet am 31. Mai in den deutschen Kinos.

Über diesen Film habe ich für die Juni-Ausgabe des Magazins (hör)BÜCHER einen Beitrag geschrieben, in dem ich auf die verschiedenen Deutungen der Beziehung der Geschwister eingehe. Hierfür habe ich auch ein Interview mit Martin Beyer geführt, dessen Roman “Alle Wasser laufen ins Meer” eine Deutung vornimmt, die sich eng an der Biographie von Hans Weichselbaum hält.
Zur Premiere des Films am 31. Mai wird Martin Beyer im Lichtspiel in Bamberg um 19:00 Uhr aus seinem Roman lesen und über die Liebe und das Scheitern Georg Trakls erzählen. Anschließend wird im 20 Uhr der Film gezeigt.

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