Krimi-Kritik: „Bloodman“ von Robert Pobi

(c) Ullstein

Als Jugendlicher hat Jake Cole seine Heimat in Montauk, New York und seinen egomanischen Vater Jacob Coleridge verlassen und hat auf der Straße gelebt, zu viel getrunken und alle möglichen Drogen genommen. Er hatte sogar einen viermonatigen Blackout, währenddessen er sich Verse auf die Haut tätowieren lies. Aber er ist wieder auf die Beine gekommen und arbeitet nun als Sonderermittler für das FBI. Jake ist Experte für Tatorte und liest sie wie kein zweiter. Als sein Vater mit der Diagnose Alzheimer in eine Klinik eingeliefert wird, nachdem er versucht hat, sich selbst zu verstümmeln, kehrt Jake nach Montauk zurück. Und mit ihm ein grausamer Mörder, der seinen Opfern die Haut abzieht. Für Jake gibt es keinen Zweifel, dass dieser Mann vor Jahren seine Mutter auf ebenso grausame Weise tötete. Deshalb will er ihn dieses Mal unbedingt stellen.

Die Handlung von Robert Pobis Thriller „Bloodman“ klingt spannend und beginnt auch vielversprechend: Jake ist gerade in Montauk angekommen, als die zwei gehäutete Leichen gefunden werden. Damit wird ein hohes Tempo suggeriert, allerdings hat der Autor zahlreiche unnötige Verzögerungen eingebaut, die den Fluss hemmen. Dazu gehören anfangs die eingeschobenen Kapitel über den entstehenden Sturm, der nach Montauk zieht und die Bewohner bedroht. Ohnehin soll diese Beigabe dem Szenario womöglich eine apokalyptische Note verleihen, aber für eine atmosphärische Zutat ist sie unnötig lang. Aber die durchaus abgründige Hauptfigur überzeugt anfangs, zumal auch die Idee reizvoll ist, durch einen Tatort den entscheidenden Hinweis auf den Täter zu finden. Leider aber verliert „Bloodman“ mit zunehmender Dauer an Reiz. Dazu tragen vor allem zahlreiche Wiederholungen von Details bei, die das Tempo unnötig verzögern. Allein zweimal erklärt Jake Cole dem örtlichen Sheriff Hauser innerhalb von 40 Seiten, dass er eine Art Herzschrittmacher trägt. Auf diesen wird dann auch im weiteren Verlauf stets verwiesen. Dadurch lässt sich dann auch erklären, warum der Thriller über 470 Seiten umfasst – wenngleich 300 Seiten auch gereicht hätten. Dann wäre sicherlich auch das für Thriller-Fans vorhersehbare Ende etwas kompakter ausgefallen – und Pobi hätte darauf verzichten können, unnötige und durchschaubare falsche Fährten zu legen.

Insgesamt ist „Bloodman“ ein blutiger und langatmiger Thriller, der mit einem vorhersehbaren Ende aufwartet und letztlich allein über die Gewalt zu fesseln versucht. Doch das selbst für einen Debütroman etwas zu wenig. Wer also Gewalt mit Spannung sucht, sollte lieber auf Jim Thompson oder James Ellroy zurückgreifen.

Robert Pobi: Bloodman. Übersetzt von Peter Friedrich. Ullstein 2012.

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