„Rizzoli & Isles“ – Die neue Krimiserie nach den Thrillern von Tess Gerritsen

Zwei ungleiche Ermittlerinnen stehen im Mittelpunkt der neuen Serie „Rizzoli & Isles“: die temperamentvolle Polizistin Jane Rizzoli (Angie Harmon) und die unterkühlte Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles (Sasha Alexander). Gemeinsam gehen sie in Boston auf Mörderjagd. Entwickelt wurden diese Figuren von der amerikanischen Autorin Tess Gerritsen, auf dessen Jane-Rizzoli-Thrillern die neue Krimiserie bei VOX lose basiert.

„Die Chirurgin“ – Detective Jane Rizzoli bei Tess Gerritsen

(c) blanvalet

In dem ersten Thriller der Reihe wird Jane Rizzoli folgendermaßen beschrieben: Sie ist 33 Jahre alt, klein und hat scharf geschnittene Züge. Als einzige Frau im Bostoner Morddezernat sieht sie sich vielen Vorurteilen ausgesetzt, die sie verbissen zu widerlegen sucht. Sie will keine Sonderbehandlung, fürchtet aber ständig, dass ihre männlichen Kollegen sie übervorteilen wollen. Deshalb will sie besser und härter sein als ihre Testosteron-Konkurrenz. In ihrem ersten Fall sucht die taffe Polizistin nach einem Serienmörder, der bei allein stehenden Frauen eindringt und ihnen die Gebärmutter entfernt, bevor ihr er sie umbringt. Die Zeitungen haben ihn schon den Chirurgen getauft. Aber anscheinend spielt eine Frau eine Schlüsselrolle in dem Fall: die Chirurgin Catherine wurde einst Opfer einer ähnlichen Tat, konnte ihren Angreifer aber erschießen. Doch der Serienmörder in Boston kennt dessen Vorgehen sehr genau – und auch Catherine gerät abermals in das Visier eines Killers.

Tess Gerritsen (c) Derek Henthorn

Mit „Die Chirurgin“ feierte Tess Gerritsen ihren internationalen Durchbruch. Seither sind acht weitere Bände gefolgt, zuletzt erschien am 10. März „Grabesstille“. Gleich der erste Fall lässt das Erfolgsrezept der Reihe erkennen: ein clever konstruierter Plot und überzeugende Charaktere. Der Leser ist den Ermittlern in genau dem richtigen Maß einen Schritt voraus, es gibt einige überraschende Wendungen und die Spannung wird lediglich von den überflüssigen Einschüben, in denen der Mörder sein Tun erklärt, unterbrochen. Aber ansonsten ist „Die Chirurgin“ ein spannender Schmöker, der sich gut lesen lässt.

„Der Meister“ – Dr. Maura Isles’ erster Auftritt

(c) blanvalet

Die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles betritt erst im zweiten Band das Universum der Jane-Rizzoli-Thriller. Sie gilt als Koryphäe auf ihrem Gebiet und wird von den Kollegen der Mordkommission „Königin der Toten“ genannt. Mit Jane Rizzoli versteht sie sich gut – vermutlich weil die Frauen sehr unterschiedlich sind. Maura Isles ist kühler und distanzierter als die hitzköpfige Jane Rizzoli, in „Der Meister“ ist sie allerdings noch eindeutig eine Nebenfigur. Dabei ist der Fall in diesem zweiten Band weniger gut konstruiert als in „Die Chirurgin“. Jane Rizzoli jagt einen Täter, dessen Vorgehensweise sie an den Chirurgen erinnern. Dabei sind die Ähnlichkeiten derart offensichtlich, dass die langsame Entwicklung und Jane Rizzolis unverminderter Kampf um Anerkennung die Spannung hemmt. Gerade bei einer zeitnahen Lektüre dieser Thriller entsteht daher der Eindruck, der Thriller sei mehr eine konventionelle Wiederholung des ersten Teils denn eine überzeugende Fortsetzung.

Im Vergleich: Die Serie „Rizzoli & Isles“

Das Team von "Rizzoli & Isles" (c) VOX/Warner Bros. International TV Distribution

Dafür eignet sich der Plot von „Der Meister“ umso besser als Auftakt für die neue Serie „Rizzoli & Isles“. Dieser Fall verhindert einen allzu langsamen Einstieg in die Reihe, stattdessen wird Jane Rizzoli gleich an einen Tatort gerufen, der im Vergleich zu dem Buch zwar weniger blutiger ist, aber die wesentlichen Merkmale des Täters wiedergibt. Die wichtigsten Nebenfiguren werden durch wiederkehrende Eigenschaften kurz charakterisiert – so wird dem sensiblen Barry Frost (Lee Thompson Young) stets übel beim Anblick von Leichen und der bärbeißige Korsak (Bruce McGill) liefert sich einen netten Schlagabtausch mit Jane Rizzoli. Vor allem aber erhält der Zuschauer gleich einen Zugang zu Jane Rizzoli und ihrer Vergangenheit. Sie wird in den 50 Minuten der ersten Folge als Hauptdarstellerin prägnant etabliert – und erhält mit dem FBI-Agenten Gabriel Dean (Billy Burke) sogar eine potentiellen love interest.

Jane Rizzoli (Angie Harmon) (c) VOX/Warner Bros. International TV Distribution

Sicherlich gibt es zwischen dem Buch und der TV-Serie eine ganze Reihe von Abweichungen: Jane Rizzoli ist insgesamt weit weniger kratzbürstig, dafür aber gefälliger als bei Tess Gerritsen. Auch das Verhältnis zu ihrer Familie ist nicht gespannt, sondern gerade zu ihrem Vater (Chazz Palminteri) hat sie einen guten Kontakt. Ihre Mutter (Lorraine Bracco) macht sich Sorgen um ihre Tochter, ihr jüngerer Bruder Frankie (Jordan Bridges) arbeitet gar bei der Polizei. Dadurch ergeben sich weit mehr Möglichkeiten für künftige dramatische Entwicklungen als der wiederkehrende Streit innerhalb der Familie bietet.

Dr. Maura Isles (Sasha Alexander) (c) VOX/Warner Bros. International TV Distribution

Viel Potential hat die Figur der Maura Isles. In den ersten Folgen ist sie noch sehr auf ihre Rolle als weltfremde Gerichtsmedizinerin reduziert, die bei Verabredungen ungewollte Diagnosen stellt und sich bei den Toten wohler fühlt als bei den Lebenden. Hier ist zu hoffen, dass ihre Entwicklung noch stärker von dem üblichen Schema abweicht und der Figur mehr Tiefe verleiht.

Überzeugend ist indes vor allem das Zusammenspiel von Angie Harmon und Sasha Alexander, die äußert gut miteinander harmonieren und viel Ausstrahlung haben. Ihre Gegensätzlichkeit könnte noch etwas mehr Natürlichkeit bekommen. Insgesamt ist „Rizzoli & Isles“ aber eine Serie, die vor allem mit ihren Charakteren überzeugt – und weitaus unterhaltsamer ist als die Vorschau suggeriert. Der Plot ist in der ersten Folge zwar dicht, aber schon in der zweiten Folge allzu vorhersehbar. Dass es aber nicht allzu störend ins Gewicht fällt, ist den Schauspielern zu verdanken, die allesamt für gute Unterhaltung sorgen. Gerade im Zusammenspiel mit „The Closer“ dürfte „Rizzoli & Isles“ deshalb in Deutschland ebenso gut funktionieren wie in den USA.

Rizzoli und Isles (c) VOX/Warner Bros. International TV Distribution

Mein Fazit: „Cagney & Lacey“ trifft auf „Crossing Jordan“ – „Rizzoli & Isles“ ist eine unterhaltsame Krimi-Serie mit gelungenen Charakteren und guten Schauspielern.

„Rizzoli & Isles“ läuft ab dem 14. März immer mittwochs um 20:15 Uhr bei VOX.

Tess Gerritsen neues Buch „Grabesstille“ ist seit dem 10. März im Handel erhältlich. Und die Autorin liest am 19. März bei LovelyBooks im LiveStream aus ihrem neuen Buch.

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