Bereits im letzten Jahr habe ich die Gelegenheit bekommen, eine der Reiseführer-Apps des Michael Müller Verlags zu testen. Und da aus diesem Verlag meine liebsten Reiseführer kommen, habe ich das natürlich gerne gemacht. Das Ziel unserer jährlichen Städtereise mit Freunden war Prag, also hatte ich schnell die Gelegenheit für einen Praxistest.
Erster Versuch mit der Prag-App 2012
Auf den ersten Blick ist ein Reiseführer als Smartphone-App sehr verführerisch. Ich schleppe bereits einiges an Fotoausrüstung durch die Gegend, habe außerdem immer etwas zu trinken dabei, deshalb wäre es eine Erleichterung, nicht auch noch den Reiseführer mitnehmen zu müssen. Das Telefon nehme ich sowieso mit, damit wäre der Reiseführer auch stets parat – und die Möglichkeit, unterwegs noch einmal schnell etwas nachzugucken. Allerdings offenbarte sich dann im „Feldeinsatz“ in Prag ein großer Nachteil: Die Karte funktionierte nicht zuverlässig, insbesondere Entfernungen wurden mit teilweise absurd anmutender Meterzahl angegeben. Dennoch bin und war ich von der Idee grundsätzlich überzeugt, so dass ich ohne zu Zögern abermals eine App testete, nachdem die bisherigen Anwendungen überarbeitet wurden. Dieses Mal ging es nach Wien.
Die Wien-App im Test
Der Aufbau von Städteführern aus dem Michael Müller Verlag ist im Allgemeinen etwas gewöhnungsbedürftig, da die Stadt durch Spaziergänge erschlossen wird. Dadurch ist es manchmal schwieriger, Informationen auf Anhieb zu finden, außerdem muss man sich – das gilt für Buch wie App – mit dem Aufbau vertraut machen.
Auf dem Einstiegsbild finden sich die wichtigsten Punkte einer Städtereise: Unter City Live lassen sich Voreinstellungen über Vorzüge und Mobilität machen, das Wetter zeigt die aktuellen Temperaturen vor Ort, Attraktiv gibt einen Überblick über Sehenswürdigkeiten, Genießen, Einkaufen, Unterkunft und Ausgehen enthalten Tipps – wie beispielsweise unter Ausgehen:
Dabei werden die Orte zugleich mit Entfernung vom aktuellen Ort angegeben, die dieses Mal auch richtig schienen.
Kernstück ist Wien entdecken:
Dort sind die typischen Reiseführer-Informationen zu finden. Städtegeschichtliches, Spaziergänge sowie Tipps zur Anreise etc. Dabei sind die Spaziergänge in Beschreibung und auch Auswahl meist gelungen, wenngleich sich hier zwei Nachteile herausstellen: Zum einen springt der Reiseführer immer in die Bibliothek zurück, sobald die App verlassen wird. Mit ist das insbesondere passiert, wenn ich zwischendurch fotografiert habe. Danach muss man sich wieder durch die Menüführung zurückbegeben; etwas Abkürzen kann man dies, wenn etwa der Spaziergang zu den Favoriten hinzugefügt wurde. Zum anderen stimmt beim Spaziergang 1 die Routenführung auf der Karte nicht mit der Beschreibung des Spaziergangs vollständig überein (Laut Beschreibung soll man beim Ankerhaus vom Graben in die Dorotheergasse einbiegen, auf der Karte biegt man auf Kohlmarkt ab). Ohnehin sind die Beschreibungen der Etappen der Spaziergänge für das Lesen auf einem Smartphone auf den Seiten zu lang. Hier wären weitere Kürzungen innerhalb der Stationen bzw. eine eher auf das Smartphone ausgerichtete Darstellung wünschenswert.
Weitere Verbesserungswünsche
Hier besteht meines Erachtens das größte Verbesserungspotential. Noch erinnert die App teilweise an einen digitalisierten Buch-Reiseführer, wenngleich es erste gute Ansätze gibt. Gerade durch die Nutzung der GPS-Funktion sind Reise-Apps eine wertvolle Bereicherung, die der Michael Müller Verlag auch schon gut nutzt. Außerdem würde ich mir wünschen, dass sich auch die Favoriten synchronisieren. Da ich zur Vorbereitung der Reise die App auf dem iPad gelesen habe – schließlich kann ich die Inhalte synchronisieren –, musste ich dann bei der Benutzung vor Ort die Favoriten ein zweites Mal eingeben. Auch die Suchfunktion bei Cafés und Restaurants funktioniert nicht immer zuverlässig. Darüber hinaus lässt sich natürlich noch mehr vorstellen: Beispielsweise könnte es möglich gemacht werden, dass man sich bestimmte Beschreibungen anhört.
Fazit und Empfehlung
Insgesamt hat mir die Wien-App gut trotz des weiteren Entwicklungsbedarfs gut gefallen. Sie ist eine gute Alternative zu dem Papierbuch, gerade bei Reisen, bei denen das Gepäck eine Rolle spielt. Da man sich den Reiseführer komplett auf das Telefon lädt und die Karte per GPS gesteuert wird, fallen auch keine Gebühren an. Lediglich der Akku wird beansprucht. (Dank an Tim Slagman für die Nachfrage!)
Die Apps gibt es für Android, iOS und Windows Phone für 5,99 Euro bzw. bei Windows 8,99 Euro. Getestet wurde die iOS-Anwendung.