Die Urfassung von „On the road“ – so will es die Legende – hat Jack Kerouac auf einer ca. 40 Meter langen, aus zusammengeklebten Schreibmaschinenpapieren bestehenden Rolle im Benzedrin-Rausch geschrieben. Und genau mit dieser Szene endet der Film von Walter Salles, der am 4. Oktober in den Kinos startet: Kerouacs Alter Ego Sal Paradise (Sam Riley) spannt eine Papierrolle ein – und legt los. Das Buch ist längt zur Kult-Fibel der Beat-Generation geworden, nun sieht sich der Film mit der Aufgabe konfrontiert, diesen Nimbus einzufangen.
Der lange Weg zur Verfilmung
Bereits nach Erscheinen des Buches im Jahre 1957 hat Jack Kerouac angeblich die Filmrechte Marlon Brando angeboten. Er stellte sich vor, Brando sollte die Rolle von Dean Moriarty spielen und er selbst würde Sal Paradise sein. Aber zeitlebens scheiterten die Verfilmungsversuche an der Struktur von „On the road“, die der gängigen Anfang-Mittelteil-Ende-Aufteilung widerspricht. Dann sicherte sich Francis Ford Coppola die Filmrechte und unternahm seit 1979 verschiedene Anläufe zur Verfilmung: Unter anderem bot er Jean-Luc Godard die Regie an, auch Gus van Sant wurde mit dem Projekt in Verbindung gebracht. Schließlich wurde 1995 Barry Gifford („Wild at Heart“) engagiert, um das Drehbuch zu schreiben. Der Film kam nicht zustande, aber Giffords Buch „Jack’s Book“ aus dem Jahr 1978, in dem er Kerouacs Lebensgeschichte basierend auf Erzählungen von seinen Wegbegleitern nachspürt, hat Walter Salles nun bei seiner Adaption begleitet.
Zwischen Nähe und Abweichung
Fünf Jahre haben Walter Salles und Jose Rivera an dem Buch gearbeitet und verschiedene Fassungen diskutiert. „Wir haben versucht, so dicht wie möglich am Roman zu bleiben. Aber manchmal mussten wir abweichen: die Vorlage verraten, um ihr letztlich treu zu bleiben. Eine Adaption sollte das Publikum auch dazu anregen, das Buch – das Original – wieder zur Hand zu nehmen und seine eigene Version von „On the road“ zu entwerfen“, werden sie im Presseheft zitiert. Die Nähe und die Abweichungen sind gut zu erkennen. Beispielsweise sind der erste Satz in Buch und Film identisch, dagegen spielt Jacks Freund Henri im Film keine Rolle, seine typische Floskel „Was sagt Präsident Truman immer: Wir müssen die Lebenshaltungskosten senken!“ wird hingegen Sal und Neal in den Mund gelegt. Weiterlesen