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Linksammlung 03/2025

Oliver Bottini hat eine Fernsehserie geschrieben: In „Das zweite Attentat“ steht Alex Jaromin im Mittelpunkt, der mit seiner Mutter seit 20 Jahren im Zeugenschutzprogramm des BKA lebt – und herausfinden will, warum sein Vater und seine Schwester 2003 wirklich gestorben sind. Spätestens bei dem Namen Jaromin klingelt es sicherlich bei einigen, denn ja: „Das zweite Attentat“ spielt im selben Kosmos wie Bottinis Roman „Einmal noch sterben“. Seit Anfang April kann man diese Serie in der ARD-Mediathek streamen.

Wer will das denn? Masterclasses von Prominenten liegen voll im Trend – und eigentlich war es da nur eine Frage der Zeit, bis auch Künstliche Intelligenz es aufgreift. Daher kann man sich nun Schreibtipps von Agatha Christie holen.

Recherchen deuten darauf hin, dass Barbara Pym für den MI5 gearbeitet hat – ich würde das gerne als Serie verfilmt sehen.

Sarah Weinman erinnert an Ethel Lina White – eine US-amerikanische Autorin, mittlerweile weithin vergessen. Sie hat u.a. mit „The Wheel Spins“ die Buchvorlage zu Alfred Hitchcocks „The Lady Vanishes“ und mit „Some Must Watch“ die Vorlage zu Robert Siodmaks „The Spiral Staircase“ geschrieben.

Momentan lässt sich in den USA vieles öffentlich beobachten – unter anderem auch, wie versucht, Geschichte umzuschreiben. Abgesehen hat er es unter anderem auf das National Museum of African American History and Culture in Washington D.C. Aber nicht nur in den USA gibt es politische Einflussnahme auf Museen. Wie sie aussieht und welche Ziele sie verfolgen kann, darüber schreibt Felicia Sternfeld, die derzeit Präsident des International Council of Museums in Deutschland ist.

In diesem Zusammenhang: Seit Trumps Wahl wurde insbesondere im englischsprachigen Teil des Internets Timothy Snyders „20 Lessons of Tyranny“ viel geteilt, nun hat sie John Lithgow für ein Video vorgelesen. Auch wenn die Kritikerin in mir sich etwas an der untergelegten Musik stört, hörenswert sind sie natürlich dennoch. Zuletzt wurde über Timothy Snyder zudem vielfach geschrieben, weil er mit seiner Frau Marci Shore die Yale University verlässt und nach Kanada geht. Dazu hat Marci Shore der taz ein Interview gegeben.

Auf ARTE ist derzeit ein sehr kluger Zweiteiler über TikTok zu sehen, der nicht nur erklärt, warum diese App so erfolgreich ist, sondern auch, wie sehr sie die öffentliche Wahrnehmung und Realität bestimmt – selbst für Menschen, die sie nicht nutzen. Dabei schlägt sie den Boden über die Entwicklung des dahinterliegenen Algorithmus und Chinas Überwachung zu Trump und Israel/Gaza. Steckt voller kluger Gedanken und Erklärungsansätze zur Gegenwart!

Wie hat sich eigentlich der linke Widerstand gegen die Nationalsozialisten organisiert? Wie hat man miteinander kommuniziert oder auch Mitstreiter*innen gefunden? Einige Einblicke gibt diese Reportage in der taz.

Dass der Unabomber verhaftet wurde, hat viel mit seinem Bruder zu tun: Er schrieb damals an das FBI, dass sein Bruder der Gesuchte sein könnte. Nach seiner Verhaftung und Verurteilung hat er jahrelang versucht, sich mit seinem Bruder zu versöhnen. In der NYT erzählt er nun davon – und das ist eine interessante Seite eines wahren Verbrechens.

Fritz Honka ist – nicht zuletzt dank Heinz Strunk und Fatih Akin – wohl bundesweit bekannt. Erstaunlich wenig aber weiß man über die Frauen, die er ermordet hat. Nun hat die Historikerin Frauke Steinhäuser angefangen, ihre Biografien zu recherchieren.

Die Künstlerin Daniela Luschin hat mit „Her Last Portrait“ ein Projekt ins Leben gerufen, mit denen sie Opfern von Femiziden ein Gesicht geben will. Weltweit sind Künstlerinnen aufgerufen, sich daran zu beteiligen.

Wer immer bei der taz auf die Idee gekommen ist, Maren Kroymann und Mithu Sanyal zusammenzubringen – ich möchte ihr danken! Oder ihm. Ein tolles Gespräch übers Älter werden, Frausein und Humor.

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Links 01/2024

Tracy Chapman ist seit Teenagerzeiten eine Konstante meines Musikhörlebens und deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass sie bei den Grammys aufgetreten ist. Offenbar war dieser Auftritt für einige Menschen die erste Berührung mit Tracy Chapman – und wozu das in verschiedensten sozialen Medien geführt hat, hat Alex Abad-Santos bei Vox sehr launig und bissig zusammengefasst und kommentiert. Dieser Artikel passt recht gut zu dem, was mich an sozialen Medien oft nervt – dazu kommt: Offenbar liegt Neugier nicht mehr hoch im Kurs. Ich finde neue Dinge superinteressant und versinke dann schon einmal in einem Rechercheloch. Aber auf die Idee, dass ich dann der Welt diese neue Entdeckung erkläre, bin ich noch nie gekommen. Ich halte es da mit Jane Fonda: Ask questions. Stay curios. It’s much more important to be interested than to be interesting.

Bei Slate haben Hillary Frey, Laura Miller und Cheyna Roth den Versuch unternommen, einen „True Crime Canon“ zusammenzustellen – bestehend aus Magazinbeiträgen, Podcasts und Dokumentationen. Die Liste ist sehr US-zentrisch und interessant: sie verbindet Titel, auf die sich vermutlich alle einigen können wie Capotes „In Cold Blood“ mit Podcasts wie bspw. das von mir sehr geschätzte „Bear Brook“. Den Titel hätten sicherlich weniger hier erwartet als bspw. das weit berühmtere „Serial“, das nicht auf der Liste ist. Genau hier wird dann aber – wie bei jedem Titel schwierig: der popkulturelle Einfluss von „Serial“ ist unbestritten, müsste es also in einem Kanon vorkommen? Eine Frage, die ich mir zudem stelle: „True Crime“ ist ein sehr US-amerikanisches Phänomen – wie sehr beeinflussen die US-Produktionen die Sachen aus anderen Ländern? Ist das eine globale „True-Crime-Ästhetik“ oder gibt es da regionale Unterschiede?

Seit kurzem versuche ich herauszufinden, warum in Hannover ein Denkmal zu Walter Rathenau steht. Eine Erklärung habe ich bisher nicht gefunden, das liegt aber vermutlich daran, dass ich bei der Suche andauernd über interessante Dinge stolpere, denen ich dann nachgehen muss. Das ist okay, es ist ja Privatvergnügen. Gefunden habe ich die Erinnerungen von Theodor Lessing, der über den Umgang Hannovers mit berühmten Persönlichkeiten zu treffend konstatiert: „Es war recht komisch, als man um 1890 in Hannover entdeckte, daß man zwar nach Leibniz eine Straße, einen Platz und eine Keksfabrik benannt und ihm ein Denkmal errichtet, aber seinen Namen fälschlich »Leibnitz« geschrieben habe.“ Und ehrlich gesagt: dass sowohl Friedrich und August Wilhelm Schlegel als auch August Wilhelm Iffland ebenfalls in Hannover geboren sind, wusste ich vorher nicht. Und ich wette, nur wenige wissen, dass Hannah Arendt in Hannover geboren wurde.

Passend zu meiner Beschäftigung mit meiner Heimatstadt: Im Blog von Anke Gröner stieß ich auf den Hinweis, dass 100.000 Fotos der Photothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte aus München bei Google Arts and Culture hochgeladen sind. Deshalb suchte ich dort nach Hannover – und entdeckt u.a. ein Foto vom Café Kröpcke von Otto Goetze aus dem Jahr 1869. Ohnehin ist Google Arts and Culture eine wahre Fundgrube – insbesondere wenn man gerade sehr erkältet auf dem Sofa herumliegt.

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Netzschau #1

Seit Ende letzten Jahres will ich diese neue Rubrik nun schon ins Leben rufen, aber eben dieses hatte andere Pläne. Deshalb starte ich heute und möchte fortan regelmäßig lesenswerte Links versammeln, die ich bisher oft nur bei Facebook gepostet habe. Inhaltlich gibt es keine Beschränkung, auch sind es nicht nur aktuelle Beiträge. Schließlich schlummert manches schon eine Weile bei Instapaper, ehe ich es lese.

movie film cans and trailer (black and white)

Anfang September 2013 hat Taiye Selasi die Eröffnungsrede zum “internationalen literaturfestival berlin” gehalten, die tags darauf in der SZ abgedruckt wurde und hier auch online nachzulesen ist. Unter dem Titel “Afrikanische Literatur gibt es nicht” legt sie einige Überlegungen über geographische Zuordnung von Literatur dar. Sehr schon zeigt sie dabei die Beschränkungen des Begriffs – beispielsweise ist Anna Karenina russisch und nicht europäisch oder sind manche nationale Zuordnungen von Schriftstellerzweifelhaft (warum sind Emile Zola oder Camus französische Schriftsteller?). Demnach stimme ich ihr voll und ganz zu, dass der Begriff „afrikanische Literatur” nicht annähernd die Vielfalt afrikanischer Sprachen, literarischer Traditionen und Kulturen fasst. Problematisch wird es indes für mich, wenn sie mit der Kunst argumentiert, die aus innen heraus kommt, jenseits des Bewusstseins, aus dem “Reich der Wahrheit”. Damit lässt sie meines Erachtens die Sozialisation des Menschen völlig außen vor. Doch Kunst ist nicht so losgelöst von der Realität und von Erfahrungen.

Anlässlich des Erscheinens des Bond-Romans “Solo” von William Boyd hat Martin Compart in seinem ohnehin empfehlenswerten Blog einen Beitrag über die Entwicklung der Figur James Bond in den Büchern und den Filmen geschrieben. Da ich die Bond-Romane nicht gelesen habe und die meisten Bond-Filme eher gezwungenermaßen gesehen habe, hat mir dieser Beitrag das erste Mal die Faszination für die Figur nahegebracht.

Den Blog von Adrian McKinty lese ich sehr gerne, da er immer wieder auch Bücher anderer Autoren vorstellt und persönlich kommentiert. Zuletzt wieder in seiner Liste der passenden Bücher für Hipster mitsamt Tipps, was man cooles darüber sagen könnte. 🙂

Bei der Washington Post gibt es zehn Musikvideos von Spike Jonze – darunter mein liebstes Bjork-Video.

In seinem Blog bespricht Hans Helmut Prinzler regelmäßig Filmbücher, darunter war letzte Woche der Tagungsband „Importing Asta Nielsen“, der sehr vielversprechend klingt.

Im März findet das SheDocs Online Film Festival statt, bei dem online zwölf Dokumentationen von unabhängigen Filmemachern zu sehen sind, die Frauen und ihr Leben in den Mittelpunkt stellen.

Joachim Kurz hat sich in seiner Kolumne bei kino-zeit.de einige Gedanken zum Zustand der Filmkritik gemacht – und insbesondere seine Forderung nach der Entwicklung neuer, anderer Formate finde ich wichtig.

Lena bespricht in ihrem Blog Thomas Hardys „Far From the Madding Crowd“, das derzeit von Thomas Vinterberg mit Carey Mulligan und Matthias Schoenaerts verfilmt wird.

Den mit Abstand interessantesten und unterhaltsamsten Beitrag zur Oscarverleihung hat die beste Freundin von Jennifer Lawrence geschrieben. Sie erzählt herzerfrischend, wie es als Nicht-Promi dort ist – und wie gut Brad Pitt riecht.

Und zuletzt noch: „We are doing a sequel …“

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