Und nach dem ersten Teil folgt hier die Fortsetzung der Kurzkritiken:
„Kapgang“ („Speed Walking“) von Niels Arden Oplev
Coming-of-Age-Gescichte eines 14-jährigen Jungen, dessen Mutter kurz vor seiner Konfirmation stirbt und der fortan gleichzeitig mit seiner Trauer und aufkeimenden Gefühlen sowohl für eine Klassenkameradin als auch seinen besten Freund konfrontiert wird. Durchaus ergreifend, aber insgesamt zu lang. Außerdem werden wie bei „Itsi Bitsi“ komische Szenen eingestreut, die den Film auflockern sollen – und auch hier geht es dabei meist um Sex.
„Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ von Roy Andersson
Ein wunderbar skurriler Film über die Absurditäten des Alltags, der großartige Momente und Tableaus schafft und den lustigsten running gag des Kinojahres hat. Dabei bleibt einem am Ende bei manchen Szenen das Lachen doch sehr im Halse stecken – und Roy Andersson vermag dem Geschehen und den Bildern immer eine Wendung zu geben. Das ist Film als Kunst! (Und selten habe ich im Nachhinein zu einem Film derart unterschiedliche Meinungen gehört.)
„Mein Leben unter der Regie von Nicolas Winding Refn“ von Liv Corfixen
Mit ihren zwei Kindern hat Liv Corfixen ihren Ehemann Nicolas Winding Refn zu den Dreharbeiten zu „Only God Forgives“ nach Thailand begleitet und ihre Aufenthalt dort gefilmt, um sich selbst mit der Frage auseinanderzusetzen, ob sie fortan nur die „Ehefrau von …“ sein will. Der Film liefert aber vor allem interessante Einblicke in die Arbeit von Winding Refn – und somit stellt sich leider durchaus die Frage, ob dieser Film nicht doch eher Selbstvermarktung denn Auseinandersetzung mit Rollenbildern ist.
„Turist“ („Höhere Gewalt“) von Ruben Östlund
Durch eine Lawine wird eine gut situierte schwedische Familie in ihren Grundfesten erschüttert. Formal strikter, streng durchdachter Film über moderne Rollenbilder, der nach dem Abspann zu Diskussionen führt – und einige beeindruckende Bilder bietet. Dabei bietet der Filme verschiedene Ansatz- und Interpretationspunkte, die einen noch lange beschäftigen.
„Morgen ist auch noch ein Tag“ von Johan Carlsson und Pehr Arte
Johan Carlsson und Pehr Arte haben die Dreharbeiten zu Roy Anderssons „Das jüngste Gewitter“ begleitet und geben mit ihrer Dokumentation sehr aufschlussreiche Einblicke in die Arbeitsweise des schwedischen Regisseurs, dessen Filmproduktionen immer mehrere Jahre dauern. Dabei fängt der Film Anderssons Akribie, den kunstvollen Setbau seiner Filme, die begrenzten Mittel und nicht zuletzt die Arbeit im Team sehr interessant ein und ist somit ein sehr guter Einstieg in die Welt des Roy Andersson.
„Brev til kongen“ („Brief an den König“) von Hisham Zaman
Flüchtlinge aus einem Heim machen einen Tagesauflug nach Oslo und nutzen die Zeit für Rendezvous, Abrechnungen und Hilfsgesuchte. Das Drehbuch ist nicht ganz ausgereift, die schauspielerischen Leistungen differieren sehr und der Rhythmus stimmt nicht immer. Aber Hisham Zaman gewinnt seinem Thema interessante Aspekte ab, außerdem ist in den Bildern sein Talent oft zu erkennen. Ich bin auf weitere Filme von ihm gespannt.
„Blind“ von Eskil Vogt
Ein kunstvoll erzählter Film über eine Frau, die erblindet ist und ist nun mit ihrer neuen Situation abfinden muss. Das Spiel mit den Ebenen und Bildern ist gelungen, zumal Eskil Vogt dabei stets sehr nah bei seinen Figuren ist. Dabei bleibt er die ganze Zeit in einem hermetischen Ort – und schafft doch eine gute Atmosphäre. Auch seine Schauspieler überzeugen auf ganzer Linie.
„Beatles“ von Peter Flinth
Die Verfilmung des Buches „Yesterday“ erzählt die Geschichte vierer Jungs im Norwegen der 1960er Jahre, die gerne genauso wie die Beatles wären. Viele Szenen sind zu lang, so dass die Lauflänge von 120 Minuten mühelos hätte gekürzt werden können. Hier fehlt eine klare Handschrift, dennoch ist der Film überraschend unterhaltsam. Dazu trägt sicherlich die Spielfreude aller Beteiligten bei. Allerdings bleibt stets der Eindruck, der Filme versuche zu sehr die Zeit wieder lebendig werden zu lassen.
„Fasandræberne“ („Schändung – Vergessene Spuren“) von Mikkel Nørgaard
Gut dreiviertel des Films macht Mikkel Nørgaard in seiner Verfilmung von Jussi Adler-Olsens Krimi vieles richtig, doch dann verliert er sich in der oberflächlichen Darstellung von Gewalt und Klischees. Dadurch geht die Spannung verloren – und man stellt sich die Frage, ob traumatisierte Rächerinnen grundsätzlich dunkle Kapuzenpullis tragen und dunkelhaarig sind.
„Klumpfisken“ („Mondfisch“) von Søren Balle
Fast eine Stunde lang ein erstaunlich unterhaltsamer und dank pointierte Dialoge lustiger Film über einen Fischer, der sich in eine Wissenschaftlerin verliebt und gegen den finanziellen Ruin kämpfen muss. Leider folgen unnötige, vorhersehbare Verwicklungen, so dass der Film seinen Charme verliert.