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Krimi-Kritik: „Havarie“ von Merle Kröger

(c) Ariadne

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Das Mittelmeer ist der Ort, an dem sich alle Handlungsstränge und Schicksale in Merle Krögers „Havarie“ kreuzen, auf vier Schiffen sind die Figuren unterwegs:
Auf dem Kreuzfahrtschiff „Spirit of Europe“ vergnügen sich ordinäre Pauschalurlauber, belächelt von wohlhabenden Kabinenurlaubern mit eigenem Bereich und umsorgt von einer internationalen Crew. Die Passagiere fühlen sich sicher, dafür sorgt die perfekte Maschinerie des Dampfers, die die Arbeitssklaven in Wäscherei und anderen Orten sorgsam vor den Augen der Passagiere verbirgt. Sicherheitschef Nikhil Meta liefert ordentliche Arbeit und Ergebnisse mit Ausbeutung und Erpressung, unterdessen himmelt seine Untergebene Lalita – eine Gurkha – den Sänger des Bordband an, der aber nach einem Annäherungsversuch verschwunden scheint und der erste Offizier Léon Moret denkt an seine Freundin.
Auf einem Schlauchboot schmuggelt der Algerier Karim Landsleute in einem Schlauchboot nach Europa. Er kennt die Gefahren dieser Tour, hofft auf weiteres Glück – und eine Zukunft mit Zohra Hamadi, die schon in Europa ist.
Der Frachter Shiobhan of Ireland liegt im Hafen von Oran und Chief Engineer Oleksij Letschenko denkt an die Heimat. Weiterlesen

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Krimi-Kritik: „Equinox“ von Jörg Juretzka

(c) Ullstein

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Nachdem er von seinem Ausflug in die Berge („Fallera“) heil zurückgekehrt ist, hat Kryszinski neuen Ärger am Hals. Schuld ist genau genommen sein Freund Scuzzi, der erst seinen Lieferanten verloren und sich dann trotz aller Warnungen mit albanischen Gangstern eingelassen hat. Erwartungsgemäß wurde er von ihnen über den Tisch gezogen, das konnte wiederum Kryszinski nicht mit ansehen, also hat er es ihnen auf seine Weise heimgezahlt. Nun ist den Albanern aber zu Ohren gekommen, wem sie den Verlust zweier Taschen voller Drogen verdanken – und so konnte er der Gelegenheit nicht widerstehen, an der Seite von Jochen Fuchs als zweiter Privatdetektiv auf dem Kreuzfahrtschiff „Equinox“ anzuheuern. Mit von der Partie ist auch Scuzzi, der beim Vorstellungsgespräch mehr als überzeugt hat: „Denn das war es, das war die unfassbare Wahrheit: Sie hatten Scuzzi hier auf dem Schiff zu so einer Art General-Musikdirektor gemacht. Einen Mann, der alle Alben von Supertramp besaß, von Lionel Richie und, mein Gott, sämtliche LPs und Singles von Phil Collins und Genesis. Ein Mann, dessen Plattenschrank man auch „die Top 10 000 der seichtesten Titel aller Zeiten“ nennen könnte“, dieser Mann bestimmt nun zu Kryszinski größter Qual über die gesamte Musik, die an Bord zu hören ist.

Kaum hat das Schiff abgelegt, findet sich ein erster Toter an Bord. Mit der Diagnose „Selbstmord“ des Bordarztes Dr. Koethensieker ist Kryszinsiki alles andere als einverstanden, deshalb ermittelt er haarsträubend auf eigene Faust und kommt den wahren Tätern auf die Spur. Dazwischen muss er mehrmals seinen eigenen Hals retten – im wahrsten Sinn des Wortes, denn der Täter enthauptet seine Opfer in der Regel – und sich vom Detektiv zum Animateur degradieren lassen. Das sorgt für eine filmreife Szene, in der Kryszinki die gelangweilten Kreuzfahrtpassagiere zu einem französischen „Kochkürs“ der besonderen Art einlädt.

Allein schon die Vorstellung von dem seit seiner Haft leicht klaustrophobischen und sich ständig mit Autoritäten anlegenden Kryszinski auf einem hierarchisch organisierten Kreuzfahrtschiff ist großartig. Dann teilt er sich noch eine Kabine mit dem pedantischen Fuchs und dem dauerzugedröhnten Scuzzi, dessen Musik er auf dem Schiff ohnehin schon ständig ausgesetzt ist. Das alles zerrt an Kryszinskis Nerven, hält ihn aber nicht davon ab, noch im Bord-Supermarkt zu betrügen und auf verdienstvolle Fertigkeiten zurückzugreifen, um inmitten eines besonderes rabbattierten Einkaufs an eine Stange Zigarretten zu kommen. „Und ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass das jahrelange Training im „Reise-nach-Jerusalem“-spielen nach dem Regelwerk des Rockerclubs „Stormfuckers“ ein ums andere Mal Früchte trug. Okay, ein paar der alten Knacker um mich herum nochten nie wieder so richtig auf die Beine gekommen sein, aber ich kriegte sie zu fassen, meine Stange Camel „ohne“, oh ja.“ Und diese Zigaretten braucht Kryszinski äußerst dringend, schließlich hat sich Fuchs von den Schiffsoberen einwickeln lassen und untersucht den Mordfall nicht mit vollem Einsatz, Scuzzi ist ebenfalls beschäftigt und ohnehin keine große Hilfe, also bleibt es allein Kristof überlassen, die Hintergründe zu ermitteln.

Dass Kryszinski auch außerhalb des Ruhrgebiets glaubwürdig bleibt, hat Juretzka mit „Fallera“ bereits bewiesen, nun ist sein Kumpel Scuzzi ebenfalls mit von der Partie. Daneben gibt es eine Vielzahl schrulliger Nebencharaktere, die mit Biss und Herz beschrieben sind. Dadurch ist „Equinox“ in erster Linie gewohnte Juretzka-Unterhaltung mit sehr viel Sprachwitz, tollen Charakteren und allerhand bissigen Seitenhieben auf den Tourismus und die Selbstgefälligkeit wohlhabender Menschen. Das bereitet ausreichend Vergnügen, dass mich die Vorhersehbarkeit des Plots und der Bösewichte beim Lesen nicht allzu sehr gestört haben. Aber „Equinox“ ist vor allem für Fans der Reihe ein Vergnügen.

Jörg Juretzka: Exquinox. Ullstein 2003.

Jörg Juretzka im Zeilenkino:
„Prickel“
„Sense“
„Fallera“
„Platinblondes Dynamit“

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