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Über „Am roten Strand“ von Jan Costin Wagner

Am Ende von „Sommer bei Nacht“ fragte ich mich, wie Jan Costin Wagner mit seiner Hauptfigur, dem pädophilen Polizisten Ben Neven, bloß weitermachen will. Nun: er macht in „Am roten Strand“ einfach weiter, wo er aufgehört hat.

Das Buch schließt gleich mehrfach an den Vorgänger an: der Fall, der dort aufgeklärt wurde, hat weitaus größere Dimension, so dass es eine bundesweite Ermittlung gibt, die sich insbesondere gegen vier Männer richtet, die Gewalt gegen Kinder verüben und Bilder sowie Videos davon vertreiben. Die Ähnlichkeiten des Falls in diesem Buch mit dem Fall auf dem Campingplatz von Lügde sind sicherlich nicht zufällig. Ganz vertraut Wagner aber diesem einen Fall doch nicht, dazu kommt eine Mordserie, die sich gegen die Verdächtigen richtet. Das ist schade, denn eigentlich braucht dieses Buch diesen zusätzlichen Strang nicht. Ohne ihn wäre noch deutlicher geworden, wie mühsam und kleinteilig diese Ermittlungen sein können – und es hätte auch Raum gegeben, um auf einen Aspekt des Falls zu verweisen, der auch in der öffentlichen Darstellung von dem Fall Lügde oft zu kurz kommt: das Versagen der öffentlichen Stellen, deren Aufgabe der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist – und auch die Tatsache, dass die Polizei bereits 2016 Hinweise auf die Taten bekommen hat. Weiterlesen

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Krimi-Kritik: „Tage des letzten Schnees“ von Jan Costin Wagner

(c) Galiani

(c) Galiani

Am Anfang von „Tage des letzten Schnees“ steht ein Unfall, bei dem die zwölfjährige Anna Ekholm ums Leben kommt. Kimmo Joentaa kennt Anna und ihre Eltern, seine verstorbene Frau hatte im Architekturbüro des Vaters gearbeitet. Deshalb versucht er, den Eltern und insbesondere Lasse Ekholm so gut es in dieser Situation möglich ist beizustehen und behilflich zu sein. Das bedeutet bei Kimmo Joentaa aber nicht, sich wie viele seiner fiktionalen Kollegen blind in die Ermittlungen zu stürzen, sondern er kümmert sich tatsächlich um die Leidtragenden, die Eltern. Dabei ist er niemals aufdringlich, sondern einfach nur da, wenn er glaubt, er könne ihnen helfen. Daneben sorgt er sich um seine Geliebte Larissa, deren wahren Namen er nicht kennt, und ermittelt in einem weiteren Mordfall, in dem zwei Menschen tot auf einer Parkbank gefunden wurden. Doch auch diese Unternehmungen werden von der ruhigen Gewissheit getragen, dass sich schon alles aufklären wird.

Die stille Traurigkeit und einsame Ruhe der Figuren fasst Jan Costin Wagner in eine präzise und klare Sprache, die niemals aufgesetzt wirkt, sondern sich in aller Lakonie den Seelenzuständen der Charaktere widmet. Sein Roman ist durchzogen von stummen Schmerz und leiser Melancholie, seine Welt ist voller Grautöne, in denen die hellen, strahlenden Momente umso deutlicher zu erkennen sind. Dabei zeigt Jan Costin Wagner, wie stark und prosaisch ein Kriminalroman sein kann: Obwohl ein Unfall und ein Mord geschehen und sich ein Amoklauf ankündigt, obwohl seine Hauptfigur ein Polizist ist, geht es hier niemals nur um die Aufklärung eines Verbrechens, sondern um große menschliche Themen wie Verlust, Trauer, Hoffnung und vor allem Einsamkeit. Deshalb steht nicht die Frage des „Wer hat’s getan“ im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten der Ereignisse und die Ursprünge des Geschehens, innerhalb derer Jan Costin Wagner wie nebenbei wichtige und gesellschaftspolitisch aktuelle Themen behandelt.

Mit „Tage des letzten Schnees“ hat Jan Costin Wagner somit einen ganz eigenen Roman geschrieben. Er liest sich sehr ruhig, wirkt nahezu bedächtig und strahlt – wie seine Hauptfigur – eine große Ruhe aus. Beim Lesen fühlte ich mich gut aufgehoben, ohne dass es in dieser betörenden Mischung aus Traurigkeit und Alltag allzu behaglich wurde. Deshab wird meine erste Begegnung mit Kimmo Joenta, der bereits in dem fünften Kriminalroman ermittelt, sicher nicht die letzte bleiben.

Jan Costin Wagner: Tage des letzten Schnees. Galiani 2013.

Zur Autorenseite von Jan Costin Wagner.

Andere:
Ein Interview mit Jan Costin Wagner und eine Besprechung sind auch bei der Klappentexterin zu lesen.
Die Krimilady hat sich einige Gedanken zu diesem Buch gemacht.

Jan Costin Wagner ist auf Lesereise:

28. 2. Nordenham
Amtsgericht

3. 3. Karlsruhe
KOHI Kulturraum
20 Uhr

11. 3. Friedrichshafen
Buchhandlung Ravensbuch
mit Stefan Moster

12. 3. Herrsching am Ammersee
Krimifestival München
Kurparkschlösschen

13. 3. Leipzig
Kriminacht im Landgericht

18. 3. Köln
Lit Cologne

20. 3. Friedberg (Bayern)
Buchhandlung Lesenswert

21. 3. Pforzheim
Buchhandlung Uwe Mumm
Hirsauer Straße 122

27. 3. Mainz
Buchhandlung Ruthmann
Alte Mainzer Straße 4
20 Uhr

3. 4. Dortmund
Mayersche Buchhandlung
Westenhellweg 37 – 41

4. 4. Langen
Stadthalle

6. 4. Nidderau
Buchmesse Main-Kinzig
17 Uhr

9. 4. Alsfeld
Marktcafé
20 Uhr

10. 4. Singen
Festival »Erzählzeit ohne Grenzen«

11. 4. Singen
Festival »Erzählzeit ohne Grenzen«

24. 4. Den Haag
Deutsche Bibliothek

17. 6. Berlin
Dorotheenstädtische Buchhandlung

18. 6. Berlin
Kulturhaus Karlshorst

19. 6. Berlin
Buchhandlung Ferlemann

25. 9. Kassel
Buchhandlung am Bebelplatz
Friedrich-Ebert-Straße 130

26. 9. Bleckede
Walmsburger Kriminacht
Schloss Bleckede
mit Andrea Maria Schenkel
18.45 Uhr

16. 10. Heusenstamm
Hinteres Schlösschen

22. 10. Bad Berleburg
Reihe Literaturpflaster
20 Uhr

23. 10. Hattingen
Stadtbibliothek
Reschop Carré 1
19.30 Uhr

28. 10. Bielefeld
Bielefelder Literaturtage
in Kooperation mit der Deutsch-Finnischen-Gesellschaft

6. 11. Mosbach
Mosbacher Buchwochen

7. 11. Frankfurt-Sossenheim
Bücherei Sossenheim

8. 11. Bad Arolsen

12. 11. Wiesbaden
Wiesbadener Krimiherbst

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