Nordische Filmtage 2011 – „Happy Happy“ und „Stockholm Ost“

Bereits am Dienstag bin ich nach Lübeck gereist, damit ich das Filmfestival einigermaßen ausgeruht und entspannt beginnen kann. Die nächsten Tage werden anstrengend genug: 15 Filme möchte ich sehen, dazu kommen zwei bereits vereinbarte Interviewtermine und natürlich auch Gespräche und Diskussionen. Den Morgen verbrachte ich also recht entspannt – erst im Hotel frühstücken, dann ein wenig arbeiten und durch Lübeck schlendern. Nach einem Mittagessen ging es dann ins Pressebüro, Akkreditierungsunterlagen abholen. Auf meinem Presseausweis wurde ich zum „Dr.“ – das hat bei mir gleich ein unangenehmes Gutenbergsches Gefühl ausgelöst. Aber ändern lässt es sich nicht mehr, also laufe ich jetzt halt vier Tage als falscher Doktor durch Lübeck.

Kaja (Agnes Kittelsen) ist "Happy Happy"? (c) nfi

Um 16 Uhr ging es dann richtig los: Pressevorführung des Eröffnungsfilms „Happy Happy“ mit anschließender Pressekonferenz. Eine ausführliche Kritik zu dem Film schreibe ich für kino-zeit.de, daher werde ich mich hier auf einige Stichworte beschränken. Das Filmdebüt von Anne Sewitsky ist eine gelungene Tragikomödie und erzählt eine universelle Geschichte über vier Erwachsene, die irgendwann im Leben eine falsche Entscheidung getroffen haben und nun mit den Konsequenzen leben müssen. Und ein sehr guter Eröffnungsfilm für die Nordischen Filmtage.

Bei dem anschließenden Pressegespräch waren dann neben der Regisseurin auch drei der Hauptdarsteller, die Produzentin und die Drehbuchautorin anwesend. Sie erzählten ein wenig über die Dreharbeiten – und besonders die dänische Schauspielerin Maibritt Saerens erheiterte die Anwesenden mit der Aussage, sie spiele deswegen in dem norwegischen Film mit, weil die Norweger die Dänen für versnobt halten. Am Donnerstag werde ich dann noch ein ausführliches Interview mit Anne Sewitsky und der Hauptdarstellerin Agnes Kittelsen führen.

Liebe als Problem in "Stockholm Ost" (c) sfi

Am Abend guckte ich dann „Stockholm Ost“ mit Mikael Persbrandt, der ja bekanntermaßen zu meinen bevorzugten schwedischen Schauspielern zählt. Der Film hat meines Wissens noch keinen deutschen Verleih gefunden – und weiß auch nicht, ob er auf der großen Leinwand tatsächlich Erfolg haben könnte. Der Film erzählt eine Geschichte, in der Liebe zum Problem wird. Auf dem Weg zur Arbeit überfährt Johan (Mikael Persbrandt) das Kind von Anna (Ilben Hjejle). Mit seiner Schuld kann Johan kaum leben, er wird depressiv, zieht sich von seiner Freundin zurück. Dann begegnet er nach einem Jahr Anna zufällig auf dem Stockholmer Ost-Bahnhof. Sie kommen ins Gespräch, verabreden sich und verbringen Zeit miteinander. Anscheinend können sie sich in ihrer Situation beistehen, aber nur Johan weiß um ihre schicksalhafte Verbindung.

Fraglos erzählt Regisseur Simon Kaijser da Silva in seinem Spielfilmdebüt in schönen Bildern eine irgendwie tragische Liebesgeschichte. Aber selbst die guten Schauspieler haben mich nicht darüber hinwegsehen lassen, dass diese Liebe falsch ist. Und zudem von Johan irgendwie erschlichen wurde. Denn sie hinterlässt einen faden, ja, einen schalen Nachgeschmack.

Alles in allem war es also ein guter erster Tag. Morgen stehen zwei Interviews auf dem Programm, außerdem vier Filme – und natürlich Kritiken, Kritiken, Kritiken …

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