Krimi-Kritik: „Killer Rock“ von Andrew Cartmel

Ach, was hatte ich für einen Spaß mit „Murder Swing“, dem ersten Roman von Andrew Cartmel mit dem Vinyl-Detektiv! Damals geriet er in eine irre Verschwörung, als er nach einer seltenen Jazz-Platte suchte. In „Killer Rock“ sucht er nun nach einer seltenen Rock-Platte.

(c) Suhrkamp

Alles fängt fast genauso an wie in „Murder Swing“: er bekommt den Auftrag die Single der Band Valerian zu suchen, die zu gleichen Zeit wie ihr rares Album „All the Cats Love Valerian“ erschienen ist. Aber eigentlich – das ist ebenfalls von Anfang an klar – geht es seinem Auftraggeber vielmehr darum, den damals verschwundenen Sohn der toten Lead-Sängerin zu finden. Gemeinsam mit seiner Freundin Nevada und der Unterstützung von seinem besten Kumpel Tinkler sowie der Taxifahrerin Clean Head macht sich der namenlose Vinyl-Detektiv an die Arbeit.

Die Verbindung aus allerhand Musikgeschichte sowie -referenzen mit einem Kriminalfall, sehr originellen Charakteren und einem bissig-witzigen Erzählstil geht auch in „Killer Rock“ wieder auf. Dazu trägt vor allem bei, dass Cartmel lediglich droht, auf bereits bekannte Erzählmuster abermals zurückzugreifen, aber jedes Mal die Kurve bekommt. Und nicht nur das: Kennt man „Murder Swing“, erscheint die Bedrohung gelegentlich sogar wesentlich größer, als sie in diesem Fall ist.

Bestand ein Großteil meines Vergnügens bei „Murder Swing“ aus den Jazz-Referenzen, habe ich auch sehr gerne etwas über Rock gelesen und gelernt. Cartmel hat einen Sinn für die kleinen Absurditäten und große Exzentrik des Lebens und seiner Charaktere. Außerdem vergisst er bei allen Volten und allem kichernden Spaß den eigentlichen Fall nicht, der in „Killer Rock“ noch etwas gerader erzählt ist als in „Murder Swing“. Es gibt auf dem Krimi-Markt hierzulande nicht viele Bücher, die so perfekt unterhalten. Im nächsten Band wird es um Big-Band-Swing gehen. Ich kann es kaum erwarten.

Andrew Cartmel: Killer Rock. Übersetzt von Susanne Mende. Suhrkamp 2020.

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