Am Ende von „Out of Sight“ wurde Jack Foley von Karen Sisco ins Gefängnis gebracht. Einen Ausbruchsversuch später sitzt Jack Foley immer noch im Gefängnis und seine Lage scheint ausweglos: 30 Jahre muss er noch absitzen. Dann lernt er den reichen Kubaner Cundo Rey (bekannt aus „La Brava“) kennen und sie werden zu den titelgebenden „road dogs“: „Das war so ein Knastding. Wenn man nicht zu einer der Gangs gehörte, für die alle anderen automatisch Feinde waren, tat man sich zusammen“ und hielt einander den Rücken frei. Mit Cundos Hilfe und Geld findet Jack Foley eine Anwältin, die aus seinen 30 Jahren eine Strafe von ein paar Monaten macht, die Foley bereits abgesessen hatte. Also wird er entlassen. Selbst in der Freiheit sorgt Cundo weiterhin für ihn: Er besorgt ihm einen gefälschten Führerscheint und erlaubt ihm, in einem seiner Häuser in Venice zu wohnen. Foley nimmt diese Großzügigkeit an, befürchtet aber, dass Cundo irgendwann eine Gegenleistung von ihm verlangen wird.
In der Freiheit gibt es für Jack Foley einige Wiedersehen mit alten Bekannten aus „Out of Sight“: Seine Ex-Frau Adele holt ihn aus dem Gefängnis ab und der FBI-Agent Lou Adams heftet sich an seine Fersen. Karen Sisco trifft er hingegen nur kurz vor Gericht wieder, als sie zu seinen Gunsten aussagt. Stattdessen tritt eine neue Frau in sein Leben: Dawn Navarro (bekannt aus „Riding the Rap“), die Frau von Cundo, die angeblich sieben Jahre wie eine Heilige auf ihn gewartet hat. Auf den ersten Blick weiß Foley, dass Dawn alles andere als eine Heilige ist: Nach kurzer Zeit landet er mit ihr im Bett und sie will ihn überreden, mit ihr Cundo ausrauben und ein neues Leben anzufangen. Aber Foley ist gerissen genug, um ihr nicht zu vertrauen.
Mit Jack Foley und Dawn Navarro treffen zwei an sich verführerische und charismatische Gauner aufeinander, die sich ein anfangs amüsantes Katz-und-Maus-Spiel liefern. Allerdings verläuft die Handlung in „Road Dogs“ vorhersehbar und auch zu langsam. Selbst Leonards Dialoge können über diese Schwächen nicht immer hinwegtrösten, so dass keine annähernd mit „Out of Sight“ vergleichbare Atmosphäre entsteht. Vielmehr wird deutlich, dass Elmore Leonard – wie er selbst sagte – seinen Jack Foley stärker an der Interpretation von Steven Soderbergh ausgelegt hat, so dass er große Ähnlichkeit mit George Clooney aufweist. Doch anscheinend fällt Elmore Leonard zu einem Typen wie den Clooney-Foley wenig ein – außer dass er charmant ist und die Frauen auf ihn stehen. Doch das gewisse Etwas bleibt eine Behauptung.
Dadurch ist „Road Dogs“ auch ein Buch über Erwartungshaltungen – aufseiten der Figuren, aber auch des Lesers. Die Charaktere belauern sich ständig und warten auf die nächsten Schachzüge. Dadurch gibt es nicht einen großen Fall, der im Mittelpunkt steht, sondern mehrere kleine Coups. Der Leser sollte sich tunlichst nicht allzu gut an „Out of Sight“ erinnern, an dessen Qualität „Road Dogs“ nicht heranreicht. Dann kann er sich ebenfalls an einer Vielzahl amüsanter Einfälle erfreuen: Beispielsweise will der FBI-Agent Lou Adams ein Buch über Jack Foley schreiben, so dass Foley so berühmt wird wie John Dillinger oder Willie Sutton. Zugleich will Adams damit aber selbst berühmt werden – schließlich gebe es kaum berühmte FBI-Agenten. Daneben taucht Elmore Leonard kurz in die Filmwelt ein, erwähnt das Sternzeichen von George Clooney und entspinnt schließlich ein fast schon klassisches Finale. Und letztlich ist selbst ein selbst ein mittelmäßiger Elmore-Leonard-Roman noch besser als viele andere Kriminalromane.