Über das Vergessen – Eternal Sunshine of the Spotless mind

(c) Constantin Film

„Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ (dt. Titel „Vergiss mein nicht”) ist einer dieser Filme, die ich schon lange mal sehen wollte. Aber ich bin keine sehr große Anhängerin von Kate Winslet oder Jim Carrey, daher war der Antrieb trotz der vielen positiven Kritiken nicht sehr hoch. Dabei ist mir aber völlig entgangen, dass das Drehbuch dieses Films von Charlie Kaufman stammt. Und Charlie Kaufman schätze ich außerordentlich, immerhin gehört „Adaptation“ zu meinem Lieblingsfilmen. Also habe ich vor kurzem ein freies Wochenende genutzt, diesen Film zu sehen. Und tatsächlich ist „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ einer der schönsten und romantischsten Filme, den ich jemals gesehen habe!

Erzählt wird die Geschichte von Clementine Krucynski (Kate Winslet) und Joel Barish (Jim Carrey). Sie lernen sich kennen, verlieben sich, aber sie sind sehr unterschiedlich, daher leben sie sich auseinander und trennen sich letztlich sogar. Doch Joel kann Clementine nicht vergessen, also startet er einen allerletzten Versuch, sie zurückzuerobern. Aber sie erkennt ihn nicht einmal, sondern hat stattdessen einen neuen Freund. Joel ist am Boden zerstört. Da erfährt er von Freunden, dass sie ihre Erinnerungen an ihn mithilfe eines neuentwickelten Verfahrens hat löschen lassen. Verstört sucht Joel jenen Doktor (Tom Wilkenson) ebenfalls auf und beschließt trotzig, dass er sich ebenfalls nichts mehr an Clementine erinnern will. Also soll das Verfahren bei ihm angewandt werden. Aber während sich die Techniker (Mark Ruffalo, Elijah Wood) an die Arbeit machen, wird Joel bewusst, dass er Clementine eigentlich gar nicht vergessen will. Also will er seine Erinnerungen an sie verstecken und wenigstens den Gedanken an ihre Liebe retten.

Joel Barish (Jim Carrey) (c) Constantin Film

Die Geschichte wird innovativ und ungewöhnlich erzählt, die einzelnen Handlungsstränge verweben sich erst allmählich, zumal sie – wie oft bei Kaufman – nicht chronologisch aneinandergereiht sind. Ein beträchtlicher Teil des Films spielt außerdem in Joel Erinnerungen, die mitunter in wunderbare surreale Bilder gefasst sind. Wenn Joel und seine Erinnerungs-Clementine vor der Löschung zu fliehen versuchen, sich der Hintergrund aber ständig ändert oder sogar auflöst, haben die Kamera von Ellen Kuras und der Schnitt von Valdís Óskarsdóttir großartige Arbeit geleistet. Aber auch die Schauspieler sind bemerkenswert. Insbesondere Kate Winslet ist tatsächlich atemberaubend exzentrisch, Jim Carey spielt angenehm zurückhalten – und in den Nebenrollen überzeugen Mark Ruffalo und Kirsten Dunst.

Darüber hinaus hat mir auch die Geschichte sehr gut gefallen. Auf den ersten Blick mag es verführerisch erscheinen, alle unliebsamen Erinnerungen zu tilgen, sie einfach zu vergessen. Darauf deutet schon der Originaltitel an, der auf ein Epos von Alexander Pope anspielt. Darin schreibt die ins Kloster verwiesene Héloise ihrem Geliebten, dem Geistlichen Abelard, und klagt, dass sie der Erinnerung nicht entsagen kann:

How happy is the blameless vestal’s lot!
The world forgetting, by the world forgot.
Eternal sunshine of the spotless mind!
Each pray’r accepted, and each wish resign’d

Mary (Kirsten Dunst) (c) Constantin Film

Die Geschichte von Héloise und Abelard hatte Charlie Kaufman schon in „Being John Malkovich“ aufgegriffen, nun zitiert die Sprechstundenhilfe Mary (Kirsten Dunst) diese Zeilen. Auch Mary muss erfahren, dass sich manche Gefühle nicht löschen lassen. Es ist eben nicht so einfach. Auch die schmerzhaften Erinnerungen machen uns zu dem Menschen, der wir sind – und mit dem Schmerz sind auch die Gedanken an gute Erlebnisse verbunden. Vor allem aber plädiert die Geschichte dafür, dass es die schönen Momente wert sind, alles andere auszuhalten. Und das fassen Regisseur Michael Gondry und Drehbuchautor Charlie Kaufman in eine ganz wunderbare Schlussszene.

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