Anlässlich des 10. Geburtstags von kino-zeit.de gibt es die Reihe „Darlings der Redaktion“, in der wir unsere Lieblingsfilme der letzten zehn Jahre vorstellen. Und der Film, der mich direkt in Herz und Hirn getroffen hat, ist „Winter’s Bone“ von Debra Garnik. Ich weiß noch heute, wie ich – ausnahmsweise in Düsseldorf – im Kino saß und von der Geschichte, den Bildern, den Schauspielern und der Musik hingerissen war. Sofort im Anschluss las ich das Buch von Daniel Woodrell und begegnete erstmals diesem bemerkenswerten Autor und dem country noir, einer seither von mir bevorzugten literarischen Richtung. Wie eng die Verbindung zwischen Buch und Film in diesem Fall tatsächlich ist, habe ich gemerkt, als ich den Film nun wiedersah. Felsenfest überzeugt, dass die eindrucksvolle Szene, in der Ree in der Höhle übernachtet, im Film zu sehen ist – schließlich konnte ich mich an sie erinnern – wartete ich auf sie, und stellte fest, dass sie im Film nicht vorkommt. Vielmehr ist sie lediglich auf der DVD in den Extras enthalten, und als ich sie sah, stellte ich fest, dass meine Erinnerung aus dem Buch stammt. Denn diese Bilder hatte ich zuvor noch nicht gesehen und sie unterschieden sich von denen in meinem Kopf. „Winter’s Bone“ ist jedoch mehr als eine hervorragende Literaturverfilmung – bevor ich mich aber wiederhole, lest selbst. 🙂
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Ein Ereignis: Winter’s Bone
Nachdem ich bereits eine Kritik zu „Winter’s Bone“ und im Blog von LovelyBooks etwas über das Buch von Daniel Woodrell geschrieben habe, bleiben mir für mein Zeilenkino nur noch ein paar weitere Anmerkungen.
Ich habe „Winter’s Bone“ bereits Ende Januar gesehen und war mir sehr sicher, soeben einen der besten Filme des Jahres gesehen zu haben. Von der ersten Szene an hat er mich gepackt und noch heute erzähle ich mit Begeisterung von diesem Film. Er hat mir eine Seite der USA gezeigt, die ich so nicht kannte und die mein Bild über die USA und die amerikanische Bevölkerung dauerhaft verändert hat.
Oftmals habe ich mich über die – fast schon sprichwörtliche – Ignoranz der amerikanischen Bevölkerung gegenüber vielen Themen gewundert. Wie kann beispielsweise eine kostenlose Krankenversicherung auf so wenig Widerhall stoßen? Aber nachdem ich diese Geschichte hier gesehen und gelesen habe, verstehe ich es. Diese Menschen führen ein Leben, in dem diese Aspekte keine Rolle spielen. Natürlich bin ich mir bewusst, dass Buch und Film fiktional sind. Aber ich glaube, sie vermitteln bessere Eindrücke als mancher Dokumentarfilm. Es ist kaum vorstellbar, dass Menschen in einer der reichsten Industrienationen der Welt in dieser Armut leben – und es ist fantastisch, mit welcher Selbstverständlichkeit Debra Garnik diese Wirklichkeit zeigt und Daniel Woodrell von ihr erzählt.
Das Buch “Winters Knochen” von Daniel Woodrell ist im Liebeskind Verlag erschienen. Der Film “Winter’s Bone” läuft am 31. März in den Kinos an.