„Verschwurbelt“ ist das Wort dieser Lesetage in Klagenfurt. Nachdem gestern schon dem einen oder anderen Text verschwurbelte Metaphern angelastet wurden, fiel das Wort auch heute recht häufig. Dafür gab es aber – wenn ich richtig aufgepasst habe – keinen Thomas-Bernhard-Vergleich und auch der Name Hitler ist nicht gefallen.
Den Auftakt des zweiten Tages machte Linus Reichlin mit dem Text „Weltgegend“, wohl ein Auszug aus einem Roman. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Arzt Martens, der in Afghanistan einen Anschlag überlebt, in der Folge aber auf zwei Frauen schießt und sie – selbst traumatisiert – verletzt zurücklässt. Er macht sich auf den Rückweg in sein Lager und begreift erst allmählich, was er gerade erlebt hat – und welche Schuld er auf sich geladen hat. Das alles wird souverän erzählt, ein solcher Roman würde sicherlich ein Erfolg werden. Allerdings bot der Text in meinen Augen zu wenig Neues und ließ zu wenig Interpretationsraum. Er war „ganz und gar nicht verschwurbelt“ (Sulzer). Die Jury war ebenfalls durchaus angetan, obwohl sie ihm auch mangelnde Risikobereitschaft (Strigl) attestierten. Und nicht nur Hubert Winkels musste beim Zuhören an einen Fernsehfilm denken. Ich sah schon Hannes Jaenicke im Sand von Afghanistan. Weiterlesen