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Krimi-Kritik: „Meine Schwester, die Serienmörderin“ von Oyinkan Braithwaite

(c) Blumenbar

„Ayoola ruft mich mit diesen Worten herbei: Korede, ich habe ihn umgebracht. Ich hatte gehofft, diese Worte nie wieder zu hören“. Aus diesen zwei Sätzen besteht das erste Kapitel in „Meine Schwester, die Serienmörderin“ von Oyinkan Braithwaite – und das ist ein wahrlich grandioser Ausgangspunkt. Im zweiten Kapitel ist Korede dann schon bei ihrer Schwester und hilft ihr, eine Leiche verschwinden zu lassen sowie den Tatort gründlich zu reinigen. Damit wird auch Koredes Dilemma klar: Ihre wunderhübsche, verführerische Schwester Ayoola ist, wie der Titel bereits klar macht, eine Serienmörderin. Drei Männer hat sie nun ermordet – und ab drei Morden gilt man offiziell als Serientäterin. Korede hilft ihr aus schwesterlicher Verbundenheit bei der Beseitigung der Folgen ihrer Taten, weiß aber gleichzeitig, dass Ayoola vermutlich nicht mit dem Morden aufhören wird. Es ist ein wiederholendes Muster: Ayoola lernt einen Mann kennen, alles ist gut, dann macht er etwas, was ihr nicht gefällt und er ist tot. Das ist eine große Last an Wissen, die Korede zu tragen hat und sie vertraut sich lediglich einem Langzeit-Komapatienten in dem Krankenhaus, in dem sie arbeitet, an. Doch dann verliebt sich Koredes Schwarm, der Arzt Tade, in ihre Schwester. Und Korede will verhindern, dass er umgebracht wird.

Mit viel Witz und bösen Spitzen erzählt die 1988 geborene Braithwaite eine anfangs originelle Kriminalgeschichte, in der viel über Frauenfeindlichkeit in Nigeria zu erfahren ist. Die Schwestern stehen gewissermaßen für zwei Frauentypen: die verführerische, wunderschöne Ayoola, die mit verwöhnt-kindischem Verhalten durchkommt, weil sie eben gut aussieht und Männer das dann reizend finden. Und die pragmatische Korede, die resolut, verlässlich und klug ist – und sogar kochen kann. Leider verlässt sie ausgerechnet bei Tade ihr Scharfsinn, als Karikatur eines wohlmeindenden Mannes, der gewohnt ist, dass Frauen ihn, den Arzt!, anhimmeln, ist er sehr witzig. Sobald allerdings etabliert ist, dass er vermutlich das nächste Opfer werden könnte, geht der Geschichte ein wenig die Luft aus, so dass sie fast zwangsläufig in einem angesichts des originellen Anfangs schwachen Finale mündet. Allerdings ist „Meine Schwester, die Serienmörderin“ ein witziges Debüt – und daber bleibt zu hoffen, dass Braithwaite in ihrem nächsten Roman bis zum Ende einlöst, was sie hier verspricht.

Oyinkan Braithwaite: Meine Schwester, die Serienmörderin. Aus dem Englischen von Yasemin Dinçer. Blumenbar 2000.

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