Bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt hörte ich zum ersten Mal einen Auszug aus Leif Randts zweitem Roman „Schimmernder Dunst über Coby County“. Sofort hatte ich eine Reihe filmischer Assoziationen. Ich musste an die „Truman Show“ denken, an „Pleasantville“ und sogar an „Die Frauen von Stepford“. Nachdem ich nun aber den ganzen, eindrucksvollen Roman gelesen habe, rücken diese Überlegungen in den Hintergrund.
Ja, CobyCounty erinnert auf den ersten Blick an die Orte in diesen Filmen. Es ist ein sehr sauberer Ort, voller hipper Kreativer oder Freiberufler im Urlaub, denen ein gepflegtes Erscheinungsbild wichtig ist. Der Erzähler des Romans – Wim Endersson – ist ein „Obstkorbkind“, geboren zu CobyCountys Blütezeit, zu der Müttern noch nach der Geburt ein Obstkorb auf das Zimmer gebracht wurde. Er hat sein ganzes Leben in CobyCounty verbracht und arbeitet dort mittlerweile als Literaturagent. Seine Zeit verbringt er mit seinem besten Freund Wesley oder mit Carla – ihren Beziehungsstatus haben sie niemals geklärt. Wims Leben verläuft in wohlgeordneten, ruhigen Bahnen in diesem fast schon künstlich anmutenden Ort. Doch nun scheint die Idylle in Gefahr. Wesleys Mutter, eine Neo-Spiritualistin, hat während verschiedener Sitzungen alarmierende Bilder von ihrem Sohn und Wim gesehen und ihren Sohn gewarnt: „Sie glaubt, dass uns etwas abhandenkommt, dass da eine innere Gefahr herangewachsen ist, in den allermeisten von uns. Eine Gefahr, die wir noch in diesem Frühling spüren werden, die ganz CobyCounty spüren wird … Es sei denn, wir verlassen die Stadt.“ Weiterlesen