Zu Michelle McNamaras „Ich ging in die Dunkelheit“ gehören mindestens drei Geschichten. Da ist zunächst die Geschichte eines Serientäters, der von 1976 bis 1986 in Kalifornien Einbrüche, Vergewaltigungen und Morde begangen hat. Vornehmlich spähte er eingeschossige Häuser aus, drang in sie ein, stahl, vergewaltigte und mordete. Da er in verschiedenen Regionen tätig war – mit unterschiedlichen Zuständigkeiten verschiedenster Polizeieinrichtungen – wurde erst spät erkannt, dass hinter diesen Taten ein Mann steckt. Er wurde „East Area Rapist“ und „Original Night Stalker“, seine Beschreibung blieb vage: mittelgroß, weiß, in seinen Zwanzigern. Dann hörte er plötzlich auf – und jahrzehntelang blieb er unentdeckt.
Hier setzt die zweite Geschichte ein, die von Michelle McNamaras Obsession mit diesem Täter handelt. Als sie 14 Jahre alt war, wurde in dem Chicagoer Vorort, in dem sie lebte, eine junge Frau ermordet. Der Täter wurde niemals gefasst, aber für Michelle McNamara begann damit eine lebenslange Besessenheit von True Crime. Im Jahr 2006 begann sie mit ihrem True-Crime-Blog, dort erschien auch 2011 der erste Artikel, in dem sie mit diesem Täter beschäftigt. Und schon dort konstatiert sie: „I’m obsessed. It’s not healthy.“ Dieser Obsession ist nun in „Ich ging in die Dunkelheit“ ebenfalls viel Raum gegeben: Sie beschreibt, wie sie Akten studiert, den Bezug zur Realität verliert, sich nur noch auf diesen Täter konzentriert, wegen dem sie Nächte am Laptop verbracht und heulend zusammengebrochen ist. Aber dennoch hat sie am nächsten Tag weitergemacht. Weiterlesen