Krimi-Kritik: „Tauchstation“ von Jörg Jureztka

Der Krüschel. Es ist kaum zu glauben, aber er lebt immer noch. Zwar hält ihn mittlerweile die Marseiller Drogenmafiagang „Chiens du Nord“ für tot, aber das war auch der einzige Ausweg aus dem Schlamassel, in den er sich in „TaxiBar“ und „Trailerpark“ geritten hat. Tatsächlich aber ist er auf „Tauchstation“, wie der Titel des dreizehnten Buchs mit dem Mülheimer Privatdetektiv Kristof Kryszinski verrät. Oder genauer gesagt: Er wurde offiziell für tot erklärt, arbeitet aber als Operativer Mitarbeiter für Kommissar Menden und Europol und soll sich in Bottrop möglichst unauffällig verhalten. „Kommste nach Bottrop, kriegste aufn Kopp dropp“ heißt es ja so schön. Aber das wäre für Krüschel das geringste Problem, denn er ist – wie es sein bester Freund Scuzzi so süffisant wie treffend anmerkt – süchtig nach Gefahr. Seit er keine Drogen mehr nimmt und sich nur noch gelegentlich betrinkt, begibt er sich quasi als Ersatz systematisch ins Lebensgefahr, er braucht eben diesen Rausch. Deshalb lässt er sich in „Tauchstation“ erst auf ein Himmelfahrtskommando ein, bei dem er einen Söldner aus Afghanistan holen soll, um dann in Marseille seine Tarnung auffliegen zu lassen und die Sache mit den Chiens du Nord ein für alle Mal zu klären. Wofür er natürlich mehrere Anläufe braucht. Verbrannte Hoden eingeschlossen.

(c) Rotbuch Verlag

Zimperlich geht es in „Trailerpark“ nicht zu, vielmehr steht das Buch deutlich in der hardboiled-Tradition, in der die Reihe mit Kristof Kryszinski einst angefangen hat. Dazu gehört eine ausgeprägte und sehr komische Lakonie in den Dialogen, dazu gehören leider auch recht schlichte Frauenfiguren – dagegen können auch die Profi-Pokerspielerin und eine Mafia-Chefin wenig ausrichten, wenn sie letztlich doch hauptsächlich auf den Sex-Appeal reduziert werden – und dazu gehört auch ein Ende, das den einsamen Wolf noch einmal betont. Aber in seiner Konsequenz scheint das alles gewollt. Hinzu kommen außerdem einige sehr schöne Wiedersehen mit altbekannten Figuren, die man schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte. Und diese Treffen, so sehr sie ein Serienmuster bedienen, sorgen für den komischen Unterhaltungswert, den diese Reihe auszeichnet. Zumal sich Krüschel mittlerweile so weit von jeglicher Glaubwürdigkeit wegbewegt hat, dass ich ihm alles glaube.

Jörg Juretzka: Tauchstation. Rotbuch 2017.

Weitere Besprechungen zu den Büchern von Jörg Juretzka und ein Interview mit ihm sind unter diesem Link zu finden.

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