Bereits im letzten Jahre habe ich von ebook.de das Angebot erhalten, mir ihre Plattform und skandinavisches Krimi-Angebot anzusehen. Vor zehn Jahren als libri.de gestartet, kann man auf ebook.de gedruckte und elektronische Bücher kaufen, außerdem können mit der Lese-App die E-Books in Sammlungen sortiert und die Angebote von anderen Anbietern der ‚Tolino-Allianz‘ genutzt werden – Thalia, Hugendubel und buecher.de gehen also, Amazon nicht.
Ich hatte die Wahl zwischen Krimi-Länderpaketen (kosten je 9,99 Euro) oder der Skandinavien-Edition mit zehn Kriminalromanen aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland (29,99 Euro) und habe mich für letzteres entschieden. Daraufhin bekam ich einen Gutschein-Code, den ich beim Kauf einlösen konnte.
Der Kaufvorgang verläuft wie bei allen anderen Buchseiten auch: Ich musste ein Konto anlegen, dann habe ich die Edition in den Warenkorb gelegt, bin zur Kasse gegangen, habe den Gutschein eingelöst und konnte die Titel herunterladen – entweder auf einen E-Reader oder in eine der Lese-Apps (dafür habe ich mich entschieden). Die Seite ist sehr übersichtlich und gut zu bedienen, auch der Download klappte ohne Schwierigkeiten. Recht schnell landeten auf diese Weise also zehn Titel auf meinem Handy bzw. Tablet:
aus Dänemark:
Peter Høeg mit „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“, Anne Grue mit „Die guten Frauen von Christianssund“ und Susanne Staun mit „Totenzimmer“, außerdem muss man auch den Engländer David Hewson dazu rechnen, der mit „Das Verbrechen“ den Roman nach der Kommissarin-Lund-Serie geschrieben hat. Hier stellt sich die Frage, wonach man die Zugehörigkeit eines Buches entscheidet: Nationalität des Autors oder Ort der Handlung. Für mich wäre „Das Verbrechen“ kein dänischer Kriminalroman.
Sehr deutlich ragt hier „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ heraus, eines der Bücher, das der skandinavischen Kriminalliteratur zu großem Erfolg verhalf. Es ist für skandinavische Kriminalliteratur quasi Pflichtlektüre – und ein wenig klingt Smilla in all den toughen Krimiheldinnen der letzten Jahre nach.
aus Schweden:
Henning Mankell mit „Mörder ohne Gesicht“ und Kjell Eriksson mit „Rot wie Schnee“
Auch Henning Mankell gehört zu den Autoren, die man kennen sollte – und „Mörder ohne Gesicht“ ist ein guter Einstieg in seine Kommissar-Wallander-Reihe. Erikssons „Rot wie Schnee“ versteht sich ebenfalls in der Tradition des sozialkritischen Kriminalromans, bleibt aber hinter den großen Namen zurück.
aus Norwegen:
Jørn Lier Horst mit „Winterfest“, Jorun Thørring mit „Im Auge des Feuers“, Frode Grytten mit „Die Raubmöwen besorgen den Rest“
Hervorzuheben ist hier „Die Raubmöwen besorgen den Rest“, dessen Inhalt zwar äußerst konventionell klingt, aber Frode Grytten spielt mit den Erwartungen des Lesers und macht deutlich, dass vielleicht nicht alles zu erklären ist.
aus Finnland:
Ilkka Remes mit „Blutglocke“.
Dass aus Finnland nur ein Kriminalroman enthalten ist, spiegelt die Rezeption von skandinavischer Kriminalliteratur innerhalb der deutschsprachigen Krimilandschaft wider. Obwohl Finnland als skandinavisches Land gesehen wird (was nicht richtig ist), steht die Wahrnehmung der Literatur dieses Landes stets im Schatten von Norwegen, Schweden und Dänemark. Dabei ist finnische Kriminalliteratur anders und steht in einer gänzlich anderen Tradition.
Außerdem ist finnische Kriminalliteratur in Deutschland weitaus unpopulärer. Deshalb ist es kaum der Edition anzulasten, dass aus Finnland nur ein Roman vertreten ist. Sicher gibt es bspw. den sehr guten Kriminalroman „In der Falle“ von Marko Leino auch bei ebook.de, aber das Paket orientiert sich offensichtlich an Bestsellern und damit populären Autor_innen sowie bekannten Klassikern. Dadurch bietet die Skandinavien-Edition einen ersten Einstieg in die skandinavische Kriminalliteratur. Insgesamt hätte ich mir eine vielfältigere Auswahl gewünscht. Sicher bringen die populären und beliebten Autoren Aufmerksamkeit und sicher auch Käufer. Aber gerade bei Länder-Paketen würde mich eine kuratierte Auswahl mehr interessieren, frei nach Motto: Lesen Sie diese Kriminalromane, um einen guten Überblick über die Kriminalliteratur dieses Landes bzw. dieser Region zu erhalten. Zumal E-Books die Möglichkeit bieten, vergriffene Papierbücher wieder anzubieten, die auch nicht immer antiquarisch erhältlich sind. Und im Idealfall wären diese Länderpakete dann noch mit einer kurzen Einführung oder einem Nachwort versehen. Das ist eine Möglichkeit, die auch viel zu selten genutzt wird – im gedruckten und elektronischen Buch. Insgesamt haben mir daher Anwendung und Handhabung sehr gefallen, bei dem Füllen der Länderpakete gibt es indes Verbesserungsmöglichkeiten.