DVD-Kritik und Verlosung: „Ausgerechnet Sibirien“

Matthias Bleuel (Joachim Król, re.) und seine Exfrau Ilka (Katja Riemann, li.) (c) Georg Nonnenmacher/Majestic

Matthias Bleuel (Joachim Król) ist auf dem Weg zu sich selbst – und das ist bekanntlich manchmal mühsam und langwierig. Aber immerhin hat er mit dem Joggen angefangen und will nun endlich fitter werden. So läuft der Vertriebsleiter eines mittelständischen Textilunternehmens in der Eingangssequenz des Films „Ausgerechnet Sibirien“ durch die rheinische Landschaft und hört dabei über Kopfhörer eine Geschichte über Schamanen und Tiergeister. Mit seiner Ankunft an seinem Haus wird dann deutlich, warum er zu sich selbst finden muss: Seine Frau (Katja Riemann) hat ihn verlassen, nun sitzt er alleine in seinem Reihenhaus und verkauft das gemeinsame Ehebett. Matthias ist ein durchschnittlicher Mann, der seine Routine schätzt. Und da es kaum einen Schauspieler gibt, der diese Durchschnittlichkeit verkörpert wie Joachim Król, passt er hervorragend in diese Rolle. Zwar zeigt er keine neuen Facetten, aber er ist glaubwürdig und versieht Bleuel mit einer erstaunlichen Übellaunigkeit, die es mitunter schwierig macht, dieser Figur Glück zu wünschen.

Matthias Bleuel und das russische Verkaufsteam (c) Mathias Bothor/Majestic

Aus unerfindlichen Gründen wird dieser Matthias Bleuel von seinem Chef (Michael Degen) nach Sibirien geschickt, um der dortigen Verkaufsstelle ihrer Bekleidung einen Besuch abzustatten. Schon die Reise dorthin erfüllt sämtliche Klischees und auch nach der Ankunft des Protagonisten geht es munter weiter in diese Richtung: In Sibirien herrschen andere Regeln, dort hilft man sich, erzählt dem Deutschen Hitler-Witze, trinkt ständig Vodka und die hübsche Frau ist natürlich eine Ingenieurin, die Matthias heiraten möchte, um ein Visum zu erhalten.

Dolmetscher Artjom (Vladimir Burlakov) am Flughafen (c) Georg Nonnenmacher/Majestic

Sicherlich ergibt sich aus dem fortgesetzten Zusammentreffen der verschiedenen Kulturen einiges Amüsement, an den schrägen Humor der Buchvorlage „Der Neuling“ von Michael Ebmeyer reicht die Verfilmung von Ralf Huettner indes nicht heran. Im Film sind vor allem die kreativen Übersetzungen von Matthias Bleuels Dolmetscher Artjom (Vladimir Burlakov) amüsant, der die größten Unverschämtheiten des deutschen Besuchers abmildert und somit die größten Katastrophen weitgehend umschifft. Ohnehin ist Vladimir Burlakov der eigentliche Star des Films. Er spielt die klischeehaft angelegte Rolle mit sehr viel Überzeugung und Natürlichkeit, dass sie letztlich zur lebendigsten Figur wird.

Die schorische Kehlkopfsängerin Sajana (Yulya Men) (c) Mathias Bothor/Majestic

Eigentlich will Matthias also nur nach Hause. Doch dann hört er zufällig auf einem Fest den Kehlkopfgesang der Schorenfrau Sajana (Yulia Men) – und ist hingerissen. Überzeugt davon, dass ihr Libellen-Tattoo ein Zeichen ist, verschiebt er seine Rückreise nach Deutschland kurzerhand und folgt ihr in die Taiga. Hier – so hofft er – wird er endlich zu sich kommen. Dadurch wird „Ausgerechnet Sibirien“ zu einer Aussteigergeschichte, die nicht in der Provence oder Toskana, sondern in Sibirien spielt. Hier verändert sich der Ton des Films, er wird ruhiger, dadurch wird auch Bleuels Faszination für die Landschaft deutlicher – und er wird dank dieser absonderlichen Leidenschaft und Hingabe für den Kehlkopfgesang sympathischer. Doch die Komfortzone des Zuschauers verlässt „Ausgerechnet Sibirien“ nie. Stattdessen hält sich Regisseur Ralf Huettner („Vincent will meer“) eng ans Komödien-Wohlfühlschema eines Außenseiters, der in eine fremde Umgebung kommt und sich empfänglich für die Natur und Mystik zeigt.

Verlosung:

(c) Majestic

(c) Kein & Aber Verlag

Falls Ihr auch schon einmal nach Sibirien reisen wolltet – oder einfach gerne Filme schaut und Bücher lest – verlose ich eine DVD „Ausgerechnet Sibirien“ und einmal das Buch „Der Neuling“ von Michael Ebmeyer. Hinterlasst dafür bis zum 12. Dezember 2012 einfach einen Kommentar mit Eurem Wunschgewinn.

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11 Gedanken zu „DVD-Kritik und Verlosung: „Ausgerechnet Sibirien“

  1. KleinerVampir

    Hallo!

    Ich war noch nicht in Sibirien und habs eigentlich nicht vor, denn es ist mir dort zu kalt :-))

    Ich würde mich über beides freuen, aber ich muß mich ja entscheiden. Darum entscheide ich mich für das Buch!

    Lieber Gruß
    KleinerVampir

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