In Vorbereitung auf eine mögliche Oscarnominierung hatte ich mir vor einiger Zeit „Brautalarm“ angesehen. Vielleicht haben die – insbesondere aus den USA – positiven Reaktionen und der ganze Wirbel um den Film falsche Erwartungen bei mir geweckt, aber in meinen Augen war „Brautalarm“ eine typische Anarcho-Fäkal-Komödie mit dem einzigen Unterschied, dass die Hauptrollen von Frauen gespielt wurden. Nun gehört der Film zwar nicht zu den neun Kandidaten in der Kategorie Bester Film, aber immerhin wurde das Drehbuch von Kristen Wiig und Annie Mumolo nominiert. Und das finde ich schon recht überraschend.
Die Geschichte von „Brautalarm“ beginnt einigermaßen vielversprechend. Annie (Kristen Wiig) hat gerade ihre Bäckerei verloren und schlägt sich mit einem Job in einem Juwelierladen herum. Von ihrem Macho-Bettgesellen (Jon Hamm) wird sie nach dem Sex nach Hause geschickt, aber sie glaubt dennoch daran, dass er sich eines Tages in sie verlieben wird. Doch nun heiratet ihre beste Freundin Lillian (Maya Rudolph) und sie soll die „maid of honor“ sein, die erste Brautjungfer. Bei der Verlobungsfeier lernt sie die anderen Brautjungfern kennen und merkt schnell, dass die hübsche und wohlhabende Helen (Rose Byrne) alles lieber selbst organisieren will. In der Folge entspinnt sich ein halbwegs unterhaltsamer Zickenkrieg um den Junggesellinnenabschied, die Kleiderwahl und alle anderen Details. Aber spätestens nach der Sequenz im Flugzeug verläuft der Film zunehmend in typischen RomCom-Mustern.
Sicherlich ist es erfrischend, dass Frauen im Kino ausnahmsweise nicht einfach nur den passenden Mann fürs Leben finden wollen – und es in einer Komödie rund um eine Hochzeit wenigstens in der ersten Hälfte nicht um die große Liebe und das Brautpaar, sondern die kleinen Ereignisse und Nebendarsteller an diesem Tag geht. Endlich werden auch wieder einmal Frauenfreundschaften thematisiert, wenngleich ich hier „Thelma & Louise“ eindeutig bevorzuge. Denn schnell verliert sich der Reiz von „Brautalarm“, zumal die Spielfreude der Darstellerinnen nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass auch bei Frauen das Dickerchen für die Peinlichkeiten und Skurrilitäten zuständig ist. Außerdem sind furzende Frauen nicht unbedingt lustiger als furzende Männer, denn so oder so muss man über Fäkalhumor lachen können. Und gelacht habe ich bei diesem Film erstaunlich selten. Aber vielleicht waren tatsächlich meine Erwartungen zu hoch. Denn einzig der Besetzungscoup mit Jon Hamm als Annies Liebhaber und seine Degradierung zum Sexualobjekt hat mir richtig gut gefallen. Alles andere war in meinen Augen eher mäßig.
Man munkelt ja, dass es Produzent Judd Apatow war, der auf die eine große skatalogische/vomitologische (sp?) Szene bestand. Mir wäre der Film ohne auch lieber gewesen. Sonst war ich aber positiv überrascht, bei den Männern neben Jon Hamm vor allem von Chris O’Dowd (dieses Jahr auch seeeehr toll als Moderator der BIFAs) und auf weiblicher Seite von Rose Byrne. Kristen Wiig ist m.E. die Talentierteste aus der aktuellen “Saturday Night Live”-Besetzung, auch wenn sie dort leider immer wieder unter nicht wirklich großartigen Drehbüchern leidet. Hier hingegen war sie voll in ihrem Element, und ich hatte gerne mehr Szenen wie diese herausgeschnittene gesehen.