Es gibt Filme, die man immer wieder sieht. Und immer wieder zitiert. Die einem in den unterschiedlichen Situationen in den Sinn kommen. „Adaption“ von Spike Jonze ist für mich ein solcher Film. Er behandelt das Zusammenspiel von Film und Literatur in so vielen Facetten, dass ich mich abwechselnd in Susan Orlean und Charlie Kaufman wiederfinde – den filmischen Figuren natürlich, nicht den … anderen. Und auch bei Susan Orlean auch nicht am Ende. Es gibt in diesem Film einfach so viele Ebenen, dass die Bezeichnung „Meta-Film“ zu kurz greift. Aber bevor ich darauf weiter eingehe, erst einmal ein kurzer Blick auf die Handlung.
Im Mittelpunkt dieses sehenswerten Films steht der Drehbuchautor Charlie Kaufman (Nicholas Cage), der das Buch „The Orchid Thief“ von Susan Orlean (Meryl Streep) für einen Film bearbeiten soll. Kaufman hat gerade einen großen Erfolg mit dem Drehbuch zu „Being John Malkovich“ gefeiert, aber nun leidet er unter einer Schreibblockade. Neidisch beobachtet er die Fortschritte seines Zwillingsbruders Donald (ebenfalls Nicholas Cage), der seit dem Besuch eines Drehbuchsseminars von Robert McKee (Brian Cox) enthusiastisch an seinem ersten Skript schreibt und sich eine sehr konventionelle Serienmördergeschichte ausdenkt. Unterdessen hadert Charlie mit der Adaption des Bestsellers, findet keinen Anfang und keine Struktur für diese Geschichte.
Im Kern geht es in „Adaption“ um die Mühen, den Kampf eines Drehbuchautors mit der Inspiration und der Adaption einer Vorlage. Dabei werden die vielen Anläufe und Ideen, die zahllosen Gedanken wunderbar filmisch umgesetzt. Es gibt verschiedene Handlungsebenen, die sich überlagern und überschneiden, verschiedene Interpretationen und Zugänge. Und natürlich eine Reihe äußerst gelungener Gags. Beispielsweise sind am Anfang viele innere Monologe von Charlie Kaufman zu hören – bis er von McKee lernt, dass innere Monologe niemals in einem Film sein sollten. Selbst am Ende des Films denkt Charlie Kaufman noch über das Ende des Films nach; in einem inneren Monolog natürlich. Das ist ungeheuer unterhaltsam anzusehen.
Zugleich gibt es noch die außerfilmische Ebene, in der es nicht nur Charlie Kaufman wirklich gibt, der das Drehbuch zu „Being John Malkovich“ geschrieben hat, sondern auch Susan Orlean, die tatsächlich für den „New Yorker“ arbeitet und eine Geschichte mit dem Titel “The Orchid Thief” über John Laroche (im Film von Chris Cooper gespielt) geschrieben hat. Angeblich sollte Charlie Kaufman dieses Buch tatsächlich für einen Film adaptieren und hatte dieselben Probleme wie sein filmisches Alter ego. Kurzerhand – so die Legende – hat Charlie daher einen Zwillingsbruder namens Donald erfunden und über seine Mühen ein Drehbuch geschrieben. Konsequenterweise ist „Adaption“ daher auch Donald gewidmet und er war sogar mit Charlie für einen Oscar in der Drehbuch-Kategorie nominiert. Doch angesichts dieser vielen Parallelen sollte ein Aspekt nicht übersehen werden: Charlie Kaufman wollte „The Orchid Thief“ adaptieren, indem er möglichst viel von dem Buch beibehalt – und genau das ist ihm mit dem Drehbuch zu „Adaption“ gelungen.
Dennoch ist „Adaption“ nicht einfach ein Meta-Film. Klar, er ist ein Film über das Drehbuchschreiben, das Filme machen in Hollywood und die Adaption von Literaturvorlagen. Zugleich aber – und das ist das Bemerkenswerte inmitten dieser unterhaltsamen Spielereien – ist er auch ein Film aber die Anpassung, die Entwicklung des Menschen. Es geht um Anziehung, um Nähe und Glück, um Einsamkeit und Leidenschaft. Das alles verhandelt Kaufman ohne viel Dramatik. Denn die kommt erst zum Schluss auf, wenn der Film-Charlie seinen Bruder um Hilfe bittet und er der Geschichte gemäß seiner Art des Drehbuchschreibens einen konventionellen und unglaublichen Dreh gibt. Aber selbst das fügt sich in diesen Film derart gut ein, dass ich am Ende sogar in „Happy together“ einstimmen möchte.