Übers Bloggen (und Twitter)

Seit ungefähr drei Jahren nehme ich mir regelmäßig vor, wieder häufiger und dafür kürzer zu bloggen – mit offensichtlich wenig Erfolg. Das hat Gründe: Mittlerweile werde ich meist dafür bezahlt, dass ich über Krimis schreibe, und ich will diesen Blog nicht zur reinen Zweitverwertungsstelle machen. Außerdem habe ich insbesondere im vergangenen Jahr so viel gearbeitet, dass für den Blog einfach keine Zeit mehr geblieben ist.

In den vergangenen Monaten habe ich nun viel über die und meine Kommunikation im Internet nachgedacht. Anlass war die Übernahme von Twitter durch einen größenwahnsinnigen, gefährlichen Milliardär. Sie hat mich zunächst dazu gebracht hat, meinen Twitter-Account nicht mehr zu nutzen. Ich war gespannt, wie das für mich wird, Twitter war immer „mein“ soziales Netzwerk. Ich habe so einige Menschen darüber kennengelernt, mit denen ich teilweise mittlerweile auch Kontakt im Offline-Leben habe und befreundet bin. Gerade bei Festivals war es toll, dadurch mit Leuten ins Gespräch zu kommen, das habe ich erst voriges Jahr beim African Book Festival erlebt. Dazu war Twitter eine meiner Nachrichtenquellen und Plattform zum Bewerben eigener Inhalte. Ich habe dort viel gelernt über die Welt, meine Perspektive hat sich fraglos erweitert – und das finde ich toll.

Aber schon vor dem Verkauf hatte sich einiges verändert: der Ton wurde zunehmend aufgeregter, sogar in sorgfältigen kuratierten Timelines. Dazu war bei jeder Diskussion zu beobachten, wie sich begierig auf jede Kleinigkeit gestürzt wurde, ohne dass oftmals bemerkt oder reflektiert wurde, dass diese Nebenauseinandersetzung nur vom eigentlichen Thema ablenkt. Und ich habe mir mehrfach gewünscht, dass die „klassischen“ Medien einen besseren Job machen und sich nicht einfach davon überzeugen zu lassen, ein Thema sei „wichtig“, nur weil es gerade auf Twitter hochkocht. Mir wurde immer bewusster, dass die Relevanz von Twitter vor allem selbst erschaffen und behauptet ist: Twitter wird als relevant angesehen, weil dort viele Menschen aus Politik und Presse sind. Aber wenn sie dort weggingen, hätte es sich mit der Relevanz bald erledigt (sehr verkürzt argumentiert). Außerdem frage ich mich seit längerem, inwiefern der Netzwerk-Aspekt überhaupt noch funktioniert: Geht es wirklich noch um Austausch und Verbinden – oder um Aufregen und Pöbeln?

Mit dem Verkauf ist dann noch etwas anderes in den Vordergrund gerückt: Von Anfang an habe ich bestimmte Dinge nicht in sozialen Netzwerken gemacht, lange Inhalte eingestellt beispielsweise. Dafür hatte ich immer diesen Blog, der mir gehört – ich arbeite schlichtweg nicht kostenlos für große Konzerne. Bei jedem Bild, das ich auf Instagram poste, ist mir klar, dass ich damit die Verwertungsrechte aufgebe – aber das nehme ich in einem gewissen Rahmen derzeit noch in Kauf (wobei ich dort gerade eine Pause einlege). Aber ich will nicht, dass der neue Besitzer von Twitter mit meiner Arbeit oder meiner Aufmerksamkeit Geld verdient. (Ich bin übrigens im Fediverse also bei Mastodon!)

Ich glaube, viele haben gar nicht gemerkt, dass ich nicht mehr auf Twitter bin – es sind ja noch genug andere dort. Und das ist nicht schlimm, so funktionieren nun einmal fast alle sozialen Netze, ich bin viel gespannter, wie es sich auf mich auswirkt. Abgesehen davon finde ich es bemerkenswert bis erschreckend, wie viele dort nach einer kurzen Aufregung anlässlich des Kaufs einfach weiter mit business as usual machen. Aber jeder Jeck ist anders und ich möchte das nicht. Vielleicht ist sogar meine Zeit mit den Plattformen vorbei bzw. erleben wir derzeit tatsächlich einen Umbruch in der Online-Kommunikation. Und das bringt mich wieder zurück zu diesem Blog. Über eine Sache war ich sehr froh, als ich Twitter den Rücken kehrte: dass ich nie aufgehört habe, Blogs und Seiten per RSS zu ‚folgen‘. Sicherlich habe ich meinen RSS-Reader seither noch einmal gehörig umgestellt und ergänzt, mir noch einige Seiten gesucht, die ich abonnieren kann. Auch ist ein RSS-Reader kein Netzwerk, aber Austausch kann zumindest stattfinden, indem ich bei Blogs kommentiere – die zudem den Vorteil haben, dass der Kommentarbereich sehr oft moderiert ist und dadurch tatsächlich Austausch möglich ist. Vor allem aber bin ich unabhängig von einem Algorithmus und den Launen eines größenwahnsinnigen Anti-Demokraten.

Deshalb ist es nun endlich für mich an der Zeit, wirklich wieder häufiger zu bloggen. Kann ja auch kürzer werden. Mal gucken, ob ich es dieses Mal durchziehe.

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