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Johannes Groschupf im Gespräch zu „Berlin Prepper“

(c) Suhrkamp

Eigentlich wollten Johannes Groschupf und ich die Strecke abgehen, die die Hauptfigur seines Kriminalromans „Berlin Prepper“ zu Trainingszwecken zurücklegt. Aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Also gingen wir stattdessen in ein Café, um uns über sein Buch und Berlin zu unterhalten.

Warum haben Sie einen Krimi geschrieben?

Johannes Groschupf: Ich hatte in den letzten sechs, sieben Jahren Arbeit bei verschiedenen Berliner Zeitungen oder auch überregionalen Zeitungen, dort habe ich einlaufende Kommentare der Leser bearbeitet. Und da kam mir ein Murren und so ein Groll der Bevölkerung entgegen, von dem ich immer gedacht habe, das müsste man mal erzählen. Das ist sozusagen ein Hintergrundrauschen, etwas, was die ganze Zeit da ist, aber was noch nicht richtig wahrgenommen wird. Und wenn das in den Medien besprochen wird, dann sagt man immer: rechte Ecke oder so. Das hat mich fasziniert. Es kam mir wirklich wie so eine düstere Wand vor, auf die ich zulief oder mit der ich dann ständig zu tun hatte. Und was mich beim Krimi interessiert hat, als Leser und Filmgucker, ist diese Noir-Seite, dieses Dunkle und ein bisschen Grimmige, was Krimis schon haben.

Also Sie haben den Job, den Ihre Hauptfigur Noack in Ihrem Roman hat, wirklich gemacht?

JG: Noack bin nicht ich, aber ich habe diesen Job gemacht, den er hat, auch in diesem Newsroom, der da beschrieben ist, ohne dass die Zeitung jetzt genannt wurde.

Wie lange haben Sie das gemacht?

JG: Insgesamt so sechs Jahre.

Haben Sie da das Gefühl, dass sich in den vergangenen Jahren im Umgang miteinander etwas verändert hat?

JG: Es hat sich in der Weise verändert, dass es immer mehr solcher Stimmen gibt. Und auch der Tonfall wird ruppiger und harscher, er wird auch ein bisschen herrischer, so dass sich die Schreiber dort in einer gewissen Weise für eine Art Machtübernahme oder so bereitmachen. Früher fühlten sie sich noch wie so eine unentdeckte Minderheit, so wir haben die Wahrheit, wir wissen, wie es eigentlich ist. Und gerade vor Wahlen oder so, gibt es dann schon so euphorische Stimmen: „Also es dauert nicht mehr lange, dann sind wir auch mit an der Regierung beteiligt.“ Man sieht es ja an Österreich.

Und wie gehen Sie damit um? Weiterlesen

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