Manchmal passiert auf einem Festival etwas ganz Wunderbares. Da sitzt man am dritten Tag auf den nicht unbedingt bequemen Stühlen des Kolosseums in Lübeck und wartet auf den Film „Irgendwo in Schweden“. Im offiziellen Programm als „starbesetztes Gesellschaftsbild mit kühner Optik“ angekündigt, habe ich gepflegte Langeweile in schönen Bildern erwartet – und einen wunderbar hintersinnigen Film gesehen, der mit „Oslo, 31. August“ und „King of Devil’s Island“ zu den besten Beiträgen des Festivals gehörte.
Schon die Einführung ließ mich aufhorchen: Dieser Film sei sicherlich nicht jedermanns Sache, auch müsse man sehr gut aufpassen, um den Faden nicht zu verlieren. Als langjähriger David-Lynch-Fan kann mich eine solche Aussage nicht schocken, aber sie ließ meine Erwartungen ein wenig steigen.
Tatsächlich ist der Anfang von „Irgendwo in Schweden“ leicht verstörend: blutüberströmte Leichen sind zu sehen, eine Frau rennt in einem zerschlissenen Kleid durch den Wald, ein alter Mann wird von der Polizei verhört. Aber ebenso offensichtlich ist, dass diese Bilder irgendwie zusammenhängen. Im weiteren Verlauf des Films werden sie wiederholt gezeigt und dabei stets in einen neuen Kontext gerückt. Aufmerksames Sehen ist daher bei „Irgendwo in Schweden“ schon erforderlich, aber der Film ist nun sicherlich nicht derart komplex, dass er eines besonderen Hinweises bedarf. Weiterlesen