Aufgrund eines Redaktionsschlusses für BÜCHER und einigen tollen Aufträgen habe ich mich nicht so ausführlich auf die Berlinale vorbereitet, wie ich es eigentlich wollte. Aber ich habe es immerhin geschafft, noch „Before Sunrise“ und „Before Sunset“ als Vorbereitung für „Before Midnight” zu sehen. Zumindest „Bevor Sunrise“ habe ich damals – in den 1990er Jahren – schon einmal geguckt, hauptsächlich, weil eine Freundin von mir sehr auf Ethan Hawke stand. Ich wusste noch, dass ich den Film gut fand, konnte mich aber nicht mehr so gut an ihn erinnern. Als ich ihn nun wiedersah, war ich hingerissen von der Klugheit dieses Films.
Was bisher geschah – „Before Sunrise“ und „Before Sunset“
Falls jemand die Handlung noch nicht kennen sollte: Der Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) begegnet im Zug der Französin Céline (Julie Delpy) und überredet sie, mit ihm in Wien auszusteigen. Sie verbringen eine Nacht zusammen, ehe Jesse seinen Flieger in die USA bekommen muss. In dieser Nacht gehen sie durch Wien und unterhalten sich über das Leben und die Liebe. Besonders beeindruckt hat mich, wie sehr ich mich in den Überlegungen und Ängsten der Protagonisten wiederfinden konnte – oder besser gesagt: Wie sich mein 20-jähriges Ich Ende der 1990er Jahre darin wiederfindet. Célines Überlegungen zu ihrer glücklichen Kindheit, ihr Hadern mit dem vermeintlichen Gegensatz zwischen einem Leben, das feministischen Ansprüchen genügt, und der Suche nach der großen Liebe (das dann in der Fortsetzung noch ausgeprägter ist), einfach ihre leicht neurotischen Überlegungen zum Leben im Allgemeinen. Weiterlesen