Nach dem guten gestrigen Beginn startete der zweite Tag des Lesens um den Bachmannpreis mit einer Performance, die manche als Kunst, andere als Kabarett betitelten. Eingeladen von Burkhardt Spinnen präsentierte Zé do Rock seinen Reisebericht aus Brasilien, der sowohl schriftlich als auch vorgelesen sehr eigen ist. Zé do Rock verwendet eine eigene Schreibweise, in der bis auf Eigennamen und Satzanfänge alles klein geschrieben ist, vieles wird geschrieben wie gesprochen, aber ich bin überzeugt, dass sich innerhalb des geschriebenen Textes eine Schreiblogik verbirgt, die sich erst bei einer genauen Analyse offenbart – und Sprachwissenschaftler erfreuen wird. Dank der Vortragsweise war es ein sehr unterhaltsamer Auftakt, der sprachliche Innovation mit teilweise schönen Beobachtungen kombinierte, sich aber auch sehr auf den naiven Blick des Reisenden verlässt.
Einen Sprachwissenschaftler würde auch Daniela Strigl gerne an diesen Text setzen, außerdem betonte sie neben der phonetischen auch die optische Wirkung des Textes. Hildegard Keller attestierte dem Text einen „Fetzigkeitsfaktor“ und verortet ihn an der Grenze der Literatur. Außerdem meint sie, dass sich in dem Text einer dümmer stelle als er sei. Für Winkels war der Text ein „synkretistisches Gesamtkunstwerk“ und eine phonetische Bearbeitung der deutschen Sprache. Weiterlesen